Ende einer Ära: die G-Klasse "Wolf" nimmt Abschied

Wolf 2 – Wie die Bundeswehr ihren Geländeklassiker neu erfindet

Ende einer Ära: die G-Klasse "Wolf" nimmt Abschied: Wolf 2 – Wie die Bundeswehr ihren Geländeklassiker neu erfindet
Erstellt am 13. August 2025

Der Regen peitscht waagerecht über den Testplatz. Der Boden ist ein Schlammfeld, tiefe Rillen schneiden sich durch den morastigen Untergrund. In der Ferne rumort ein Dieselmotor – dumpf, aber bestimmt. Sekunden später taucht er auf: ein kantiges, olivgrünes Fahrzeug, das mit beeindruckender Gelassenheit durch die schlammige Senke pflügt.

Der Fahrer legt den Schleichfahrtmodus ein, das Getriebe hält den Wolf 2 bei exakt 4 km/h, während er eine steile Böschung erklimmt. Kein Rad dreht durch, die drei 100-Prozent-Differenzialsperren sorgen für maximale Traktion, die Geländeuntersetzung liefert das nötige Drehmoment. Es ist ein Auftritt, wie man ihn von der G-Klasse erwartet – nur ist hier alles noch ein Stück robuster, moderner und kompromissloser.

Der Erbe einer Legende

Mit dem Wolf 2 hat die Bundeswehr den Nachfolger eines Fahrzeugs vorgestellt, das seit den späten 1980ern tatsächlich schon Kultstatus hat. Der ursprüngliche Wolf, basierend auf der G-Klasse Baureihe 461, war ein Arbeitstier: spartanisch, zuverlässig, unverwüstlich. Doch Technik und Einsatzanforderungen haben sich grundlegend geändert. Heute zählen digitale Vernetzung, höhere Nutzlasten, längere Einsatzdauer und maximale Treibstoffflexibilität. Genau hier setzt der Wolf 2 an – als G-Klasse der neuesten Behördenbaureihe 464, optimiert für militärische Einsätze.

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Antrieb: Kraftreserven für jeden Einsatz

Unter der Haube arbeitet ein 3,0-Liter-Reihensechszylinder-Common-Rail-Turbodiesel, wie er in abgewandelter Form auch im zivilen G 350 d zu finden ist. Für die Bundeswehr wurde er auf Robustheit statt auf Abgasnormen getrimmt: Euro III statt Euro VI, um auch mit minderwertigem Diesel oder Kerosin sicher zu laufen. Rund 249 PS und 600 Nm Drehmoment sorgen dafür, dass der Wolf 2 nicht nur im Gelände souverän unterwegs ist, sondern auch schwere Anhänger auf der Straße mühelos zieht.

Die Kraftübertragung übernimmt eine 9-Gang-Automatik, die sowohl im Straßen- als auch im Geländebetrieb fein abgestimmt schaltet. Besonders clever ist der Schleichfahrtmodus: In der Geländeuntersetzung hält er konstante 2–14 km/h, was präzise Bewegungen bei Nachtoperationen, in Konvois oder beim Heranfahren an eine Stellung erleichtert.

Fahrwerk: Klassische G-Gene, militärisch optimiert

Das Chassis ist ein Leiterrahmen mit starren Achsen vorn und hinten – eine Seltenheit im heutigen Fahrzeugbau, aber unschlagbar, wenn es um Haltbarkeit, Verschränkung und Geländegängigkeit geht. Drei mechanische 100-Prozent-Differenzialsperren – vorn, hinten und im Verteilergetriebe – sichern die Traktion auch auf losem Untergrund oder bei diagonaler Verschränkung.

Die Geländewerte sind beeindruckend: Steigungen bis zu 100 %, Seitenneigung bis 54 %, Wattiefe 750 mm, Bodenfreiheit 225 mm. Lange Federwege und eine robuste Achskonstruktion erlauben es, Hindernisse fast mühelos zu überrollen. Selbst in tiefen Schlammlöchern oder auf felsigen Passagen bleibt der Wolf 2 berechenbar.

Mehr tragen, mehr ziehen, mehr leisten

Ein wesentlicher Fortschritt gegenüber dem alten Wolf ist die Nutz- und Anhängelast. Der Wolf 2 trägt über 1.000 Kilogramm auf der Ladefläche, kann zusätzlich 200 Kilogramm auf dem Dach aufnehmen und bis zu 3,5 Tonnen ziehen. Das verdoppelt die Transportkapazität im Vergleich zum Vorgänger.

Das ermöglicht völlig neue Einsatzprofile: Statt für jede Aufgabe ein Spezialfahrzeug zu stellen, kann der Wolf 2 in vielen Fällen Ausrüstung, Mannschaft und Anhänger in einem Zug bewegen – vom Generator über die Drohnenstation bis zur Feldküche.

Kommunikation: Digitaler Knotenpunkt

Im Bereich Kommunikation ist der Wolf 2 ein Quantensprung. Er ist werkseitig für das D-LBO-Führungs- und Funksystem vorbereitet, das sichere Sprach- und Datenübertragung im NATO-Standard ermöglicht. Lagebilder, Einsatzbefehle und Positionsdaten können in Echtzeit empfangen und gesendet werden.

Für den Einsatz unter Gefechtsbedingungen verfügt der Wolf 2 über eine elektromagnetische Abschirmung nach MIL-STD/STANAG, Tarn- und Infrarotbeleuchtung sowie ein optionales 24-Volt-Bordnetz für militärische Zusatzgeräte. Ein Notfallsystem („Emergency Override“) erlaubt es, den Motorschutz im Ernstfall zu überbrücken, wenn Flucht oder Weiterfahrt Vorrang vor mechanischer Schonung haben.

Modularität: Ein Fahrgestell, viele Rollen

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Der Wolf 2 wird in zwei Hauptvarianten ausgeliefert: als Führungsfahrzeug und als Feldjägerfahrzeug. Beide bieten Platz für vier voll ausgerüstete Soldaten und sind modular für unterschiedliche Einsatzrollen anpassbar.

Ein wichtiger logistischer Vorteil: Das Fahrgestell ist identisch mit dem der neuen Bundeswehr-„Luftlandeplattform“. Das erleichtert die Ausbildung, reduziert Ersatzteilvielfalt und beschleunigt Reparaturen im Einsatz.

Vom Kultfahrzeug zum High-Tech-Tool

Wer den alten Wolf kennt, erkennt sofort die Silhouette. Doch beim Fahren offenbart sich der Unterschied: deutlich mehr Leistung, leiserer Innenraum, präzisere Lenkung und die Fähigkeit, auch digital ein zentraler Baustein im Gefechtsverband zu sein. Die Bundeswehr hat damit nicht einfach einen Klassiker ersetzt, sondern ein völlig neues Werkzeug geschaffen – eins, das den Namen Wolf zu Recht weiterträgt.

Zukunft in Serie

Bis zu 5.800 Fahrzeuge und 200 Spezial-Fahrzeuge sollen bis 2032 beschafft werden. Das erste Los mit 1.500 Exemplaren ist bereits bestellt, fünf Testfahrzeuge sind seit Ende 2024 im Einsatz. Die Serienauslieferung soll Ende 2025 beginnen, vollständig ausgeliefert sein könnte der neue Wolf 2 bis 2027.


Der Wolf 2 ist das Bindeglied zwischen bewährter Geländetechnik und moderner Militärtechnologie. Er ist stärker, tragfähiger, vernetzter – und bereit, die Bundeswehr für die kommenden Jahrzehnte mobil zu halten.

Alt gegen Neu – Wolf 1 vs. Wolf 2 

Als der erste Wolf 1988 in Dienst gestellt wurde, war er seiner Zeit voraus: ein robuster, spartanischer Geländewagen, der weltweit in fast jedem Einsatzgebiet funktionierte. Doch fast vier Jahrzehnte später ist die Technik überholt. Der Wolf 2 bringt nicht nur ein Leistungsplus, sondern eine völlig neue Einsatzphilosophie mit – vom Motor über die Elektronik bis zur Modularität.

Typ

Wolf 1 (Baureihe 461)

Wolf 2 (Baureihe 464)

Baujahre

ab 1988

ab 2025

Motor

2,3 l Benziner (102 PS) oder 2,5 l Diesel (94 PS)

3,0 l R6-Turbodiesel (249 PS, 600 Nm)

Getriebe

5-Gang-Schaltgetriebe

9-Gang-Automatik + Schleichfahrtmodus

Antrieb

Allrad mit Geländeuntersetzung, 3 Sperren

Allrad mit Geländeuntersetzung, 3 Sperren

Nutzlast

ca. 750 kg

über 1.000 kg + 200 kg Dachlast

Anhängelast

1,5–2,0 t

3,5 t

Wattiefe

600 mm

750 mm

Bodenfreiheit

ca. 210 mm

225 mm

Elektronik

minimal, kein Digitalnetz

NATO-Digitalfunk (D-LBO), EMV-Abschirmung, IR-Beleuchtung

Kraftstoffverträglichkeit

Diesel oder Benzin, eingeschränkt

Diesel, minderwertiger Diesel, Kerosin

Modularität

wenige Varianten, festgelegt

Führungsfahrzeug, Feldjägerfahrzeug, modulare Plattform

Komfort

spartanisch, laute Kabine

verbesserte Geräuschdämmung, ergonomische Sitze

Wolf 1 war ein mechanisch einfacher, extrem zuverlässiger Allrounder, der auf minimalen Wartungsaufwand ausgelegt war.

Wolf 2 ist ein digital vernetztes, hochtragfähiges Mehrzweckfahrzeug, das durch seine Motorleistung und Anhängelast neue taktische Möglichkeiten eröffnet.

Der größte Unterschied liegt in der Einsatzphilosophie: Während der alte Wolf vor allem „Menschen von A nach B“ brachte, ist der neue Wolf 2 ein integraler Bestandteil der vernetzten Gefechtsführung – quasi ein rollender Knotenpunkt, der zugleich schwerere Ausrüstung transportieren und schwierigeres Gelände meistern kann.

 

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