Polizei-Mercedes 170D OTP: Dein Freund und Helfer mit Stern

1951er Polizei-Version des W136 meldet sich zurück zum Dienst

Polizei-Mercedes 170D OTP: Dein Freund und Helfer mit Stern: 1951er Polizei-Version des W136 meldet sich zurück zum Dienst
Erstellt am 18. Juni 2013

Mit lediglich 530 gefertigten Modellen zählt der Mercedes 170D „Offener Tourenwagen Polizei“ (OTP) von 1951/52 zu den absoluten Top-Raritäten der Marke Mercedes-Benz. Da das einstige Arbeitspferd jedoch nicht gerade zu den Traum-Klassikern zählt, die entsprechend hingebungsvoll gehegt und gepflegt werden, haben viele Exemplare des Mercedes 170D OTP der Baureihe W136 die Zeit leider nicht überdauert. Einer dieser raren Klassiker befindet sich heute im Besitz von Heribert Oberem, der den Mercedes aufwändig restaurierte.

Aus alt mach‘ neu!

Unzählige Arbeitsstunden nahm die umfassende Instandsetzung in Anspruch. Denn von der originalen Polizeiausstattung lässt sich heute kaum noch etwas beschaffen. „Insofern müssen viele Teile in Eigenarbeit angefertigt werden“, sagt Heribert Oberem, der im Jahr 2001 mit der Restauration des Mercedes 170D OTP begann.

Was lange fährt, wird endlich gut

Glücklicherweise ist der 73jährige als gelernter Karosseriebauer vom Fach. Und dass er von seinem Handwerk einiges versteht, davon legt der toprestaurierte Mercedes 170D OTP ein beeindruckendes Zeugnis ab. 2001 ging der Mercedes in den Besitz von Heribert Oberem über. „Die folgenden sieben Jahre war ich mit der Instandsetzung des Mercedes beschäftigt.“

Der Mercedes 170D OTP präsentiert sich in Top-Zustand

„Gut Ding will eben Weile haben“, lächelt der Mercedes-Fan. „Schließlich sollte der Mercedes 170D OTP perfekt wiedererstehen“, sagt Heribert Oberem, der mit diesem Restaurationsprojekt ganze Arbeit ablieferte. „Halbe Sachen sind auch nicht mein Ding“, pocht der Mercedes-Fan auf die Schrauber-Ehre. Dank dieser kann sich der in ein zeittypisches Tannengrün lackierte Mercedes in makellosem Zustand präsentieren.

Der Mercedes OTP muss aufs Altenteil

So gut war es um den Mercedes nicht immer bestellt. „Als die Bundesländer die Polizei-Fahrzeuge seinerzeit außer Dienst stellten, wurden sie für nur wenige Hundert Mark verramscht. Vor allem Studenten stürzten sich seinerzeit auf den billigen Mercedes. Leider ließen es viele der damaligen Besitzer an der erforderlichen Pflege und Wartung fehlen“, weiß Heribert Oberem zu erzählen.

Auferstanden aus Ruinen

Ein entsprechender Niedergang widerfuhr auch dem Mercedes, der sich heute im Besitz von Heribert Oberem befindet. „Als ich den Wagen übernahm, war dieser eigentlich komplett hinüber“, erinnert sich der passionierte Schrauber. „Der Wagen war an sämtlichen Teilen von Rost befallen, so dass er total neu aufgebaut werden musste."

Der W136 bietet reichlich Gesprächsstoff

„Gewiss gibt es imageträchtigere Modelle, als diesen Polizei-Phaeton“, weiß Heribert Oberem. „Aber dieser Mercedes hat als Polizeimodell eben eine besondere Geschichte. Und aufgrund seiner Seltenheit zieht der Mercedes viele Neugierige an. Der 170D findet immer (s)ein Publikum. Und so kommt es auf allen Treffen, die wir besuchen, zu interessanten Begegnungen und Gesprächen. Das ist – neben dem Fahren dieses Klassikers – eigentlich das Schönste am ganzen Hobby“, findet Heribert Oberem.

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Die Stückzahl von 530 macht den 170D OTP zu einem der seltensten Mercedes-Modelle

Wie eingangs erwähnt, entstanden in der Zeit von 1951 bis 1952 lediglich 530 Polizeiausführungen des Mercedes 170D. Sie wurden in unterschiedlichen Ausstattungen sowohl an den Bundesgrenzschutz als auch an die Bereitschaftspolizei ausgeliefert. Dort dienten sie dann in der Regel als Fahrzeuge der Einsatzeinleitung.

Tari Tara – die Polizei ist da!

Dementsprechend Respekt gebietend wirkt auch der Auftritt des Mercedes mit seinem steil aufragenden Kühler und den ausladenden Kotflügeln.

Dienst ist Dienst: Der Mercedes trägt ein Arbeitskleid

Das Erscheinungsbild des Mercedes OTP wird für gewöhnlich vom mächtigen Verdeck und dem weitgehenden Verzicht auf schmückendes Beiwerk geprägt. So ganz ohne Zierrat kommt der Mercedes von Heribert Oberem dann aber doch nicht daher, wie die Kühlermaske, die Lampenringe, der Innenspiegel, die Instrumentenringe, Türgriffe und Stoßfänger bezeugen.

Funktionalität ist beim Mercedes 170D Trumpf

Die Kombination aus vier Sitzplätze, vier Türen, dem Klappverdeck und den seitlichen Steckscheiben macht den Mercedes 170D zu einem waschechten Phaeton. Nach luxuriösen Ausstattungsmerkmalen sucht man in dem Dienstwagen freilich vergebens. Im Mercedes 170D OTP geht vielmehr sachliche Funktionalität vor verwöhnendem Komfort.

Mit 40 PS geht der W136 auf Ganovenjagd

Der Antrieb entspricht der Zivil-Version. Soll heißen, dass auch die Polizei-Version von einem 40 PS leistenden Dieselaggregat, dessen Kräfte über ein Vierganggetriebe übersetzt werden, motorisiert wird. Die Austausch-Maschine des Mercedes von Heribert Oberem mobilisiert aufgrund des nachgerüsteten Zündverstellers sogar 43 PS. Im Gegensatz zu den Zivil-Modellen ist der Mercedes 170D OTP stets mit der moderneren Hypoid-Hinterachse ausgerüstet. Selbige gab es ansonsten nur für die Modelle 170 Db und Vb. Außerdem verfügt der Polizei-Mercedes über breitere Felgen und Reifen. Anstelle der vorderen Einzelsitze der Limousine erhielt der OTP eine nicht verstellbare Sitzbank, welche wie die Rücksitzbank mit Kunstleder bezogen wurde.

Spezialausrüstung für den Polizei-Mercedes

Die Polizeiausrüstung verfügt überdies über Suchscheinwerfer, Blaulicht, Polizei-Fanfare, Leselampe, Steckdose und Kontroll-Lampe für das Blaulicht im Armaturenbrett. Außerdem sind dem Mercedes OTP je zwei Abschlepphaken vorn und hinten mitgegeben. Aschenbecher und Zigarettenanzünder, wie sie in der zivilen Version des Mercedes 170D zu finden sind, fehlen übrigens. Im Dienst wurde seinerzeit offenbar nicht geraucht. Jedenfalls nicht im Auto…

"Windiger Typ": Mercedes W170D OTP

Auch sonst werden sich der Einsatzleiter und seine Mannen in dem Mercedes 170D OTP nicht sonderlich behaglich gefühlt haben. In dem von einem dünnen ungefütterten Verdeck überdachten und mit Steckscheiben an den Flanken bewährten Viertürer zieht’s durch alle Ritzen. Diese Version des W136 ist eben ganz eindeutig ein rustikales Arbeitspferd.

Alles im grünen Bereich

„Bequem und komfortabel ist der Mercedes 170D OTP gewiss nicht“, sagt Heribert Oberem mit bekräftigendem Kopfnicken. „Aber dafür ist dieser Mercedes eine außergewöhnliche automobile Rarität. Dieses Modell fährt nun wirklich nicht jeder. Außerdem war es eine handwerkliche Herausforderung, einen eigentlich schrottreifen Mercedes wieder in alter Schönheit auferstehen zu lassen. Und nicht zuletzt waren die letzten Jahre in der heimischen Werkstatt einfach auch eine großartige Zeit, von der ich keine Sekunde missen möchte.“



Text & Fotos: Frank Ebeling



Mehr Polizei? Kein Problem, hier finden Sie noch ein zweites Fahrzeug: Mercedes-Benz 170 D OTP

Mercedes-Fans Facts

1951 Mercedes-Benz 170D OTP (W136)



Motor: Vierzylinder-Diesel, Hubraum: 1767 ccm, Leistung 43 PS (Original: 40 PS)

Kraftübertragung: Viergang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb

Bremsen: Trommelbremsen vo/hi

Räder: Stahlfelgen (16 Zoll)

Reifen: Sava, 600-16

Fahrwerk: Querblattfedern oben und unten. Hypoid-Hinterachse

Karosserie: Polizeiausführung

Innenraum: Polizeiausführung mit durchgehender Sitzbank vorne

29 Bilder Fotostrecke | Mercedes 170D OTP: Dein Freund und Helfer: 51er Polizei-Version des W136 meldet sich zurück zum Dienst #01 #02

1 Kommentar

  • Rich@RT

    Rich@RT

    RESPEKT! Schöne Arbeit. Ein Mercedes muß original sein.

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