Mercedes-AMG A45S (W177) im Fahrbericht

Wo ist der Knopf für die Gänsehaut?

Mercedes-AMG A45S (W177) im Fahrbericht: Wo ist der Knopf für die Gänsehaut?
Erstellt am 10. November 2023
Schneller, elektrischer, schöner, moderner. Darauf läuft die Autoindustrie hinaus und das in  einem rasantem Tempo. Aber was erhoffen wir uns eigentlich von einem guten Auto? Und speziell von einem AMG? Wir brauchen das gewisse etwas, den Nervenkitzel den man spürt, wenn man im Auto sitzt. Wie einem das Auto von Außen gefällt ist natürlich Geschmacksache und sehr individuell. Aber wir sind uns doch wohl einig, wenn wir sagen, dass ein AMG dieses kleine Glückshormon in uns wecken soll. Und da wären wir auch schon beim Thema: Gibt es bei einer A-Klasse Gänsehaut auf Knopfdruck? 
 
Nein, wir sprechen nicht über die A-Klasse die wir von früher kennen, denn das was in den frühen 2000er Jahren gebaut wurde, entspricht heutzutage nicht mehr unbedingt dem Idealbild der breiten Masse in Sachen Design und erst recht nicht mehr Källenius´ Luxusansprüchen. Die A-Klasse ist heute ein kleines, kompaktes Auto, was dich komfortabel und stilsicher von A nach B bringt. Der Kleinwagen ist vor allem im alltäglichen Stadtverkehr praktisch, da er mit seiner Größe in viele Parklücken passt. Trotzdem ist genügend Platz um alle Einkäufe plus Insassen zu transportieren.

Die Vision von Mercedes 

Genau das war das Ziel von Mercedes im Jahr 1993, als erstmals die Studie der sogenannten „Vision A 93“ vorgestellt wurde.
Es sollte ein Fahrzeug auf den Markt gebracht werden, was von außen klein und kompakt ist, aber von innen viel Platz bietet. Außerdem sollte der hohe Sicherheitsstandard von Mercedes eingehalten werden, was sich bei einem kleinen Auto schwieriger gestaltet als zum Beispiel bei einer großen S-Klasse. Mit dieser Idee, die über Jahre immer weiter realisiert und getestet wurde, revolutionierte Mercedes die Autoindustrie mit einem Kleinwagen der alle Crash-Tests mit Bravour meisterte. Die Markteinführung des W168 erfolgte erstmals im Oktober 1997. Bis dato war die A-Klasse ein prüder Elch, der in erster Linie durch komfortables Sitzen und ein bequemes Ein und -Aussteigen punkten konnte. Dementsprechend fand der Elch seine Kundschaft vornehmlich beim "älteren Semester". Doch Dr. Z hatte mit der A-Klasse etwas Neues vor: Die A-Klasse durfte zum Sinnbild der Stuttgarter Angriffslust werden.

Die A-Klasse W176 sollte der erste Pulsschlag einer neuen Generation sein. Zur Einführung der komplett neu positionierten A-Klasse gab Zetsche die Marschrichtung aus „A wie Alles auf Angriff!“. Damit peilte der Daimler-Boss vor allem den Platzhirsch im Kompaktsegment an: Den VW Golf. Das begehrte Feld der Kompakten wollte man nicht kampflos an die Wolfsburger verschenken. Die Innenausstattung ist stylischer und moderner geworden, aber vor allem das Äußere hat einige Neuigkeiten mit sich gebracht. Aus einem eher funktionalen Design wurde ein sportlicheres und flacheres Auto. Das hat Mercedes auch weiter fortgeführt mit den Folgemodellen und so ist die A-Klasse nicht mehr unbedingt das, was sie mal war. Diese Entwicklung der A-Klasse war durchaus ein mutiger Schritt, aber anscheinend lag die Konzernführung damals goldrichtig. 

Vom Stadtauto zum Sportwagen

Über die Jahrzehnte ihrer Geschichte veränderte die A-Klasse ihre äußeren, als auch inneren Werte. Neben der natürlichen Zunahme an Technik im Auto, entwickelte sich auch das Image. Erstmals wurde eine A-Klasse schon 1998 zu einem AMG mit zwei Motoren umgebaut. Der sogenannte A38 AMG (auch Twin gennant) hat 3,8 Liter Hubraum und kommt auf 250 PS mit einer maximalen Geschwindigkeit von 230 km/h. Hierbei konnte man aber noch nicht sagen, dass es diese Version wirklich auf den Markt geschafft hat, denn es wurden lediglich 4 Exemplare gebaut, da der Umbau sehr aufwändig war. 
 
Das kann man heutzutage nicht mehr sagen, denn die A-Klasse wurde seit 2012 in der Baureihe W176 nicht mehr selten als AMG gebaut und verkauft. 2013 kam der erste W176  Mercedes-AMG A45 mit beachtlichen 360 PS raus. Angetrieben wurde das Auto von dem weltweit stärksten 2 Liter Motor, der in Serie gebaut wurde. Das Auto ist Allrad angetrieben und konnte so von 0 auf 100 in nur 4,6 Sekunden beschleunigen. Übertragen wurde die Kraft mittels einer 7-Gang Automatik mit Doppelkupplungsgetriebe. 
Der Nachgänger der Baureihe W176 ist folgerichtig die Baureihe W177, der als AMG-Version nochmal Leistungsstärker ist. Der aktuelle A45S welcher mit 421 PS einfach nur beeindruckend ist, dürfte vielleicht der letzte seiner Art sein. Schließlich plant Ola Källenius den Radikalschlag und setzt auf die Strategie „Electric Only“. Demnach wäre kein Platz mehr für eine kleine Pocket-Rocket mit Verbrenner-Motor. Aber was kann der kleine AMG-Motor wirklich? Um das auszutesten haben wir uns beim Autohaus Mercedes-Benz Schulte Oversohl aus Essen-Kupferdreh einen A45S geschnappt, damit wir schauen können, wie viel Schmackes wirklich unter dem Kleid des A45S steckt und ob wir den Knopf für die Gänsehaut finden.
 
Das Autohaus Mercedes-Benz Hans Schulte Oversohl findet man übrigens in Essen im Stadtteil Kupferdreh. Der Betrieb wird bereits in dritter Generation als Vertragswerkstatt sowie als Ausbildungsbetrieb geführt und bietet zahlreiche Jahres- und Gebrauchtwagen der Marke Mercedes-Benz an. Die Geschichte des Familienunternehmens geht bis ins Jahr 1906 zurück und besteht somit seit über 100 Jahren.  

Was steckt in dem A45S-Monster?

Aber zurück zum A45S: Der aktuelle Mercedes-AMG A45S ist seit August 2019 auf dem Markt und stellt das Topmodell der Baureihe W177 dar. Laut Konfiguration liegt der Startpreis für den Mercedes-AMG A 45 S 4MATIC+ aktuell bei 72.500,75 Euro, wobei hier der Preis natürlich je nach Ausstattung variiert. Der Allradangetriebene Benz überzeugt mit dem stärksten 2-Liter-Turbomotor der Welt und ist in sagenhaften 3,9 Sekunden von 0 auf 100. Die Höchstgeschwindigkeit beläuft sich auf 270 km/h. Das Automatikgetriebe funktioniert über das sogenannte AMG SPEEDSHIFT Doppelkupplungsgetriebe in 8 Gängen und kann dadurch   butterweich schalten. Der Kraftstoffverbrauch soll kombiniert bei 8,3-9,2 l liegen, wobei es doch sehr viel Luft nach oben gibt, je nach Fahrweise. Bei dem maximalen Drehmoment befinden wir uns hier bei 500 Nm, was eine spaßige Fahrt garantiert. 

Neuer, kantiger, besser?

Das Design der A-Klasse W177 wirkt deutlich gefährlicher und „böser“ als die Vorgänger-A-Klasse der Baureihe W176. Mit der Front und den kantigen Scheinwerfern sieht die Schnauze des A45S schon fast aus wie die spitze Nase eines Hai’s. Besonders gut gefällt uns der fette Spoiler am Heck, der sieht nicht nur spektakulär aus, sondern dürfte auch den ein oder anderen GTI- oder Porsche-Fahrer vom Drängeln abhalten. Die Rückleuchten erinnern uns wieder an die spitzen Merkmale eines Hai’s und lassen das Auto nochmal sportlicher aussehen.
Mit den dicken Felgen und den roten Bremssätteln wird das äußere Erscheinungsbild annähernd dem gerecht was sich unter der Haube befindet. Man kann selbst als aussenstehende Person ohne viel Fachwissen erahnen, dass es sich um einen kleinen Sportwagen handelt. Wir haben uns auf jeden Fall durch die scharfe Äußere Optik durchaus cool gefühlt. Das Auto gibt einem diesen Boost für das Selbstbewusstsein, kann also in dieser Kategorie mit den Großen mithalten. Auch der Kühlergrill, die Flaps an linkem und rechtem Stoßfänger, sowie die Stoßstange lassen den mountaingrau-farbenen Flitzer mächtig aussehen. An Sportlichkeit fehlt es beim Aussehen definitiv nicht. 

Technik elegant verpackt

Vom ersten Eindruck fühlt es sich nicht an, als würde man in einer kleinen A-Klasse sitzen. Das Auto wirkt geräumig, unter anderem wegen des Panorama Schiebedachs, welches ein luftiges und offenes Gefühl erzeugt. Allerdings wirkt der AMG nicht nur groß, er hat trotz seiner sehr kompakten Größe ein Kofferraumvolumen von 370 Litern und mit heruntergeklappten Sitzen bis zu 1210 Litern.  
Zunächst ist uns der Widescreen ins Auge gesprungen, was den Innenraum sehr modern und gepflegt wirken lässt, da außer dem Widescreen nicht viel Schnickschnack Einzug erhalten hat. Vor dem Widescreen, das sich von der Mitte des Autos bis zur linken Fahrerseite erstreckt, befindet sich das Lenkrad, bestückt mit elegantem Alcantara Vließstoff liegt dieses eher kantige Lenkrad unglaublich gut in den Händen mit genügend Grip, auch bei rasanten Fahrten.
Rechts vom Fahrer hat man wie in vielen Mercedes-Benz Modellen etwas Stauraum für Dinge wie Portemonnaie, Sonnenbrille oder Sonstigem. Geht man von dort aus etwas weiter nach vorne, ertastet man ein viereckiges Touchpad, durch welches es ein Leichtes ist bspw. während der Fahrt ohne Ablenkungen durch die Musikgalerie zu zappen. Zwei Getränkehalter sind vorhanden, jedoch sind diese nicht für große Flaschen geeignet, da sie relativ klein sind. 
 
Schaut man nun als Fahrer zu seiner Linken, kann man ganz entspannt die Sitze elektrisch einstellen, sowie der Beifahrer auf seiner Rechten. Kommen wir nun zum Widescreen: Sehr modern aber trotzdem handlich gestaltet. Anfänger müssen sich in das System aber erstmal reinfuchsen, um die ganzen Vorteile dessen, in vollen Zügen genießen und anwenden zu können. Hat man sich zurechtgefunden, so fällt direkt auf dass das System sehr ausgereift und einfach per Touch zu bedienen ist. Dinge wie Navigation, Radio, Handyverbindung und vieles mehr sind kein schweres Spiel.

Nervenkitzel garantiert

Das Aussehen bekommt schonmal ein fettes Häkchen, nun kommen wir aber zu den wirklich wichtigen Dingen. Wie steht es um das Fahrerlebnis und spürt man die mächtigen 421 PS, so wie wir es uns das erhoffen?
Der A45S AMG hat vier verschiedene Modi, plus einen individuellen Modus in dem man selbst einstellen kann, wie man fahren will. Bleiben wir aber bei den voreingestellten Modi: Comfort, Sport, Sport+ und Race. Die erste Fahrt starteten wir im Comfort Modus, um erstmal ein allgemeines Fahrgefühl zu bekommen. Laut ist der AMG so noch nicht, da die Klappen im Comfort Modus standardmäßig geschlossen sind. Diese kann man aber manuell per Knopfdruck an der Mittelkonsole in allen Modi öffnen und schließen. Ab dem Sport Modus sind diese aber automatisch geöffnet und es gibt sich ein düsteres Brummen zu erkennen. Das Brummen wird allerdings auch durch die Audioboxen in den Innenraum geleitet. So richtig cool ist das nicht. 
 
Im Comfort Modus stellt das Auto ein gutes Stadtfahrzeug dar, was nicht hörbar macht, dass es sich hierbei um einen Sportwagen handelt - Stadttauglichkeit check. Stellt man den Modus (am Lenkrad per rundem Regler) auf Sport+, so hört man bei jeder Beschleunigung, dass das Fahrzeug ordentlich Leistung unter der Haube hat. Die erste Fahrt auf die Autobahn erweckte pure Gänsehaut in uns, auf eine positive Art und Weise. Das Auto beschleunigt aggressiv in den ersten vier Gängen und schleudert dich schlaghammerartig in den Sitz. Dieses Gefühl ist kaum in Worte zu fassen, man muss es einfach mal selbst erlebt haben. Allen Auto-Enthusiasten, egal welche Autopräferenzen, zaubert der Mercedes-AMG A45S mit Sicherheit ein Lächeln ins Gesicht. 
Der Sound des Autos liegt im entspannten Comfort Modus nicht im Vordergrund und kommt im Stadtverkehr wenig zur Geltung. Spielt man aber die Gänge im Sport+ Modus auf der Autobahn aus, so schreit der Motor gewaltig. Mit nur vier Zylindern haben die Affalterbacher einen Motor entwickelt, der vom Leistungsspektrum her genauso gut ein Sechs- oder Achtzylinder sein könnte. Verwendet man jetzt noch die Schaltwippen am Lenkrad rechts und links, so fühlt man sich gleich wie ein kleiner Rennfahrer. Einfach nur atemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes! 

Schlauer AMG

In Sachen Technologie und Effizienz haben wir einige Punkte die uns aufgefallen sind. Sollte man unaufmerksam fahren und die Spur nicht halten, so macht sich die Spurhalteassistenz bemerkbar, indem das Lenkrad vibriert. Das kann den Einen retten und den Anderen stören. Wir haben es eher als hilfreich statt nervig empfunden. Sobald die Tankreserve leuchtet, sucht der Mercedes durch die Navigation nach Tankstellen in der Nähe, was auch eine nette Funktion ist.
Wie bereits zum Verbrauch gesagt, benötigt der kleine AMG im Schnitt bei langsamer Fahrt laut Mercedes ca. 9 Liter auf 100 Kilometern. Dazu müssen wir sagen, dass sich diese Richtlinie deutlich verändert, wenn man Fahrspaß haben will. Bei sportlicher Fahrweise liegt man ganz schnell deutlich drüber. Das muss einem bewusst sein, wenn man sich so ein Auto zulegt. 

Let´s talk about Money!

Wer einen Mercedes-AMG A45S fahren will, muss mindestens 72.000 Euro auf den Tisch legen, wobei hier die Ausstattung enorme Preisunterschiede macht. Betrachtet man hierbei, dass es sich um eine kleine A-Klasse handelt, trägt der Preis schon ordentlich auf. Beim HSO Autohaus bekommt man den Sportwagen mit nur 3.000 Kilometern für 73.690 Euro, wobei der Neupreis mit der Ausstattung bei 91.630 Euro lag. Für den Betrag bekommt man aber nicht nur irgendeine A-Klasse. Unserer Meinung nach ist das hier ein ordentlicher Sportwagen mit Fahrspaß, bei dem so einige Großen nicht mithalten können. 

Pro und Con

Ein bisschen haben wir uns in die Beschleunigung des AMG verliebt. Es macht schon fast süchtig im manuellen Modus mit den Schaltwippen über die Autobahn zu jagen und einfach den Sound und das Gänsehaut-Gefühl in vollen Zügen zu genießen. So richtig ausfahren kann man den A45 allerdings nie. Im normalen Stadtverkehr geht das nunmal nicht und auch leider nicht immer auf der Autobahn. Erst recht, wenn sie wie so oft in Deutschland mal wieder voll ist.
Außerdem ist das Auto auf sehr langen Strecken unserer Meinung nach nicht unbedingt das Komfortabelste, da die Sportschalensitze zwar unglaublich sicher, aber auch sehr hart am Rücken sein können. Wie bei jedem Auto gibt es Vor- und Nachteile, aber was überwiegt hier? Das ist wie bekanntlich alles abhängig vom Geschmack.

31 Bilder Fotostrecke | Mercedes-AMG A45S (W177) im Fahrbericht: Wo ist der Knopf für die Gänsehaut? #01 #02

Hit or miss?

Insgesamt können wir sagen dass dieses Auto sicherlich den Nervenkitzel bringt, den wir in Autos suchen. Auf die Frage ob das Auto einen Knopf für die Gänsehaut hat, haben wir eine Antwort gefunden: Definitiv ja! Natürlich hat es der Preis in sich und die Notwendigkeit eines solchen Autos im Alltag könnte man auch hinterfragen. Aber eine Fahrt im Sport+ Modus und man hat all diese Gedanken wieder vergessen. Der Mercedes-AMG A45S ist definitiv etwas für alle, die Achterbahn-Gefühle kombiniert mit aggressiven AMG-Sounds brauchen. Wir sind auf jeden Fall überzeugt, denn bei uns hat der A45 für mächtig Gänsehaut gesorgt.  

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