Der Name Heyer hat bei Mercedes-Fans einfach einen guten Klang. Hans Heyer hat mit der "Roten Sau" für unvergessliche Momente in der Geschichte von AMG gesorgt und ist nach wie vor eine Legende. Sein Sohn Kenneth ist schon lange aus dem Schatten seines Vaters herausgetreten und selbst einer der erfolgreichsten Rennfahrer im Namen des Sterns geworden. Gleich 18 Mal - davon 13 Mal in Folge für Mercedes-AMG - trat der Rheinländer bei den 24h auf dem Nürburgring an und wird auch in diesem Jahr wieder an den Start gehen. Aber über den Rennsport hinaus hat Kenneth Heyer eine Menge zu bieten. So ist er nicht nur ein überzeugter Mercedes-Fan und unserem Magazin seit vielen Jahren eng verbunden, sondern spielt auch im internationalen Fußball mit seiner Beratungsagentur eine wichtige Rolle. So ganz "nebenbei" managt er auch noch das Familien-Unternehmen.
Kenneth Heyer wird uns - und wir ihn - beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring begleiten. Dabei gibt uns der Rennfahrer des Team Schnitzelalm Racing während des Wochenendes tiefe Einblicke hinter die Kulissen. Zuvor haben wir uns mit dem sympathischen Rheinländer ausführlich über Rennsport, Fußball und die Welt unterhalten.
Hallo Kenneth, du gehörst ja seit vielen Jahren zum festen Inventar des 24h-Rennens. Wie oft warst du hier schon am Start und was verbindet dich mit dem Rennen?
- Die 24h-Nürburgring sind einfach mein "Mount Everest" jedes Jahr. Die Besteigung an sich ist schon Wahnsinn und dabei versucht man auch, noch so schnell wie möglich oben anzukommen. Das wird meine 19te Teilnahme und die 14te in Folge mit Mercedes-AMG.
Wenn du so zurückblickst: Was waren deine Highlights hier beim 24er?
- Schwierig, das auf ein Rennen zu reduzieren. Klar, Gesamtpodium war natürlich toll, aber auch die anderen neun Top 10 Platzierungen hatten alle ihre besonderen Momente. Wenn ich etwas herauspicken soll, dann vielleicht das fehlerfreie Rennen 2012, das eine Runde vor Schluss in Führung liegend für uns abrupt endete. Das Rennen war bis auf acht Minuten perfekt.
Du bist ja bekannt für deine lustigen Geschichten. Was ist dir denn in deinen vielen Jahren hier oben schon so an Kuriosem passiert?
- Wow, noch schwieriger... Wer mich kennt, weiß ja, dass es mir neben all der Professionalität auch auf den Spaßfaktor ankommt. Ohne den Spaßanteil bei dem, was wir hier machen, wäre das wohl kaum Leidenschaft. Ich hab mal eine Boxenführung mit vermeidlichen AMG-Kunden gemacht, wo nach 30 Minuten jemand fragte, wann Sie denn endlich mal den R8 zu Gesicht bekommen würden... Es handelte sich um eine Gruppe, die vvom Audi-Team Phoenix eingeladen waren... Meine eigentliche AMG-Gruppe hat derweil seit 30 Minuten gewartet. Ich sagte den Audi-Kunden dann zum Abschied, dass sich ja jeder mal beim Geschmack verirren kann und sie jetzt dank mir auf einem guten Weg wären.
Als Rennfahrer bist du unseren Lesern ja bekannt, aber deine zweite große Leidenschaft ist Fußball, richtig? Erzähl mal!
- Ja, das ist ein weiterer Baustein in meinem privaten wie beruflichen Leben. Einer meiner besten Freunde ist als Spielerberater lange in dem Geschäft und ich werde spätestens nach der motorsportlichen Karriere mich auch volständig auf dieses Geschäftsfeld konzentrieren. Der Fußball, seine Strahlkraft, gepaart mit dem riesigen Wirtschaftszweig ist nach wie vor ohne Limit. Ich sehe da als Agentur weiterhin großen Zuwachs und brenne nach wie vor.
Was traust du unserer Nationalmannschaft denn in diesem Sommer bei der EM zu?
- Ich denke, man sollte den Unmut der Fans/Endverbraucher ernst nehmen. Das fehlt dem modernen Fußball ein Stück weit. Denn ohne Fans kein Euro. Es gab viele Fehler in den letzten Jahren, trotz meiner Meinung nach sehr guten Spielern. Der Bundestrainer hat bereits viele Sachen gemacht, die ich richtig finde und wenn die Mischung stimmt, kann sogar der Titel rausspringen. Man kann überall beobachten, dass der Fußball - egal wie kompliziert man es derzeit darstellt - sehr einfach geblieben ist und die allerwichtigsten Tugenden nach wie vor Leidenschaft, unbedingter Wille und Laufbereitschaft sind. Ich möchte bei der gewonnenen WM 2014 mal an die Stimmung vor dem Turnier erinnern. "Poldi zu alt und nur lustig", "Höwedes und Mertesacker zu schwach", "Kramer warum überhaupt" und so weiter und so fort. Am Ende passte genau diese Mischung. Man braucht definitiv für solch einen Titel spezielle Momente und das nötige Glück in den wirklöich engen Phasen der Spiele. In diesem Jahr wird die Gruppenphase - glaube ich - easy und dann wird es daran liegen, ob Nagelsmann die Truppe auf 120% Motivationslevel gehoben bekommt oder eben nicht.
Wer ist denn dein Lieblings-Fußballer und wer ist dein Lieblings-Rennfahrer?
Alles in allem finde ich das angeborene Talent von Messi unfassbar und den Ehrgeiz von Ronaldo. Beim Motorsport hat mich Marc Lieb immer begeistert und Alonso ist auch einfach ein starkes Paket.
Wie bist du denn dann zum Rennfahren gekommen? Elterliche Prägung durch deinen Vater Hans Heyer? Und was rätst du jungen Leuten, die einsteigen wollen?
- Ich habe erst lange Fußball gespielt und mein Umfeld wollte zunächst gar nicht, dass ich Rennsport betreibe. Das lag vor allem an der Gefahr, die sich in der Generation der 60, 70 und 80er Rennfahrer eingebrannt hatte. Es dauerte eine Weile, bis dann auch Hans voll dahinterstand. Motorsport ist für mich weiterhin eine faszinierende Welt, jedoch sprengt das hier den Rahmen, ob man heute die selben Startmöglichkeiten erhalten würde, ohne immensen finanziellen Backround, den es heute leider benötigt. Das ist eine traurige Entwicklung.
Du bist ja oft mit deinem Vater zusammen auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. Ihr habt da ein sehr interessantes „Wohnmobil“. Wie ist das so mit Vater und Sohn im Bus zusammen?
- Ja, also wir haben auf jeden Fall viel Platz! (grinst) Dad hatte immer diese Idee und vor vielen Jahren haben wir das Projekt, einen Reisebus als Wohnmobil umzubauen, dann in die Tat umgesetzt. Wir sind ja nicht nur Vater und Sohn, sondern auch Kumpels! Deshalb ist es wirklich perfekt.
Rennfahrer, Spielerberater, Unternehmen – hat dein Tag mehr als 24 Stunden oder wie bringst du das unter einen Hut?
- Es bedarf einer wirklich guten Organisation, toller Angestellter und einer Familie, die einem den Rückzugspunkt gibt, der einem das überhaupt ermöglicht. Meine Frau rockt quasi alles zu Hause und ich außerhalb dieser Insel. Eine sehr wichtige Tugend ist aber die Selbstreflektion, was geht und was nicht und zwar regelmäßig, um fahrende Züge neu auf Schiene zu setzen oder gegebenenfalls anzuhalten. Nichts ist für ewig und man muss sich immer wieder neu ordnen. Ich habe so gut wie nie eine Methode über einen längeren Zeitraum verfolgt, ohne sie permanent zu verbessern oder aus Fehlern zu lernen.
Hast du eine motorsportliche Bucket List oder einen Traum, den du dir noch erfüllen möchtest?
- Ich bin - wie man so schön sagt - im Reinen mit mir und meiner motorsportlichen Situation. 14 Jahre treu mit Mercedes-AMG, da mach ich die 15 definitiv voll. Ich habe bei allen großen Rennen und Serien mindestens einmal auf dem Gesamtpodium gestanden und durfte sogar einige Siege feiern. Ich habe viel mit Fleiß und gemeinsam mit wichtigen Leuten erreicht und es war kein Fehler dabei, der so groß war, dass ich ihn ändern würde. Nur früher anfangen wäre toll gewesen, aber ich lebe wirklich nach dem Motto, dass man da ist, wo man ist und nicht nachkarten sollte.
Du bist ein überzeugter Mercedes-Fan und „Man in Benz“. Was verbindet dich mit der Marke und wie siehst du die aktuelle Entwicklung?
- Ich bin Man in Benz, ganz klar! Als kleiner Junge bin ich durch die heiligen AMG-Hallen (heute HWA) gelaufen und das Logo AMG hat sich voll eingebrannt. Ich glaube, die Automobilbranche ist so global, dass der Blickwinkel eines kleinen Landes nicht mehr entscheidend ist und passend zur Gesamtsituation auf der Welt vieles unerklärt bleibt. Ich glaube auch, in unserer kleinen Welt Deutschland ist die Automobilbranche sehr von der Politik getrieben und muss in einer Schlagzahl reagieren, die es sehr schwer macht, klassisch zu arbeiten, wie wir es als Kunden gewohnt sind. Ob Du den vertrauten Ansprechpartner durch ein I-Pad ersetzen kannst? Ich glaube, das ist momentan nicht der Weg, den viele in meinem Umfeld begrüßen, aber warten wir es ab. Ich frag mich oft, ob es an mir liegt. Habe ich das Alter erreicht, wo man die Generation danach nicht mehr versteht? Es ist jedenfalls unbefriedigend im Gesamtbild.
Braucht eine Marke wie Mercedes eine A-Klasse und ein S-Klasse Coupé?
- A-Klasse ist ein perfektes Beispiel, dass ich wohl offiziell keine Ahnung habe. Dass dies überhaupt diskutiert wird, löst bei mir große Verwunderung aus. Das S-Klasse Coupé ist und wird wohl anhand des Absatzes orientiert entschieden und da ist monentan die Frage, wie es weiter geht. In meinen Augen ist mehr Auswahl immer besser. Die Autoindustrie hat sich aber auch durch die riesigen Produktpaletten zum Teil selber Baureihen dezimiert. Du kannst auch nicht mehr für 33 € fünf Mal am Tag von Düsseldorf nach Mallorca fliegen oder dir 500.000 € für 0,7% finanzieren. Ich glaube, der Satz “die fetten Jahre sind vorbei“ ist nicht ganz entfernt von der Zukunftsaussicht.
Noch ein Wort zu deinem Einsatz bei Schnitzelalm Racing:
Wir sind eine reine SchnitzelAlm Mannschaft. JayMo und Marcel wurden die letzten Jahre hervorragend von Teamchef Thomas Angerer und seinem Team ausgebildet und ich bin stolz, mit den beiden zusammen als echter SchnitzelAlmer anzutreten. Wir hätten schon vergangenes Jahr ohne den Ausfall ein gewichtiges Wörtchen Richtung Top5 mitgesprochen und wollen wieder die Top10 angreifen. Ich wertschätze die extrem fokussierte Vorbereitung von Thomas und Conny Angerer, Teammanager Günther Aberer und seinen alle selbst aufgebauten Schützlingen wie beispielsweise Tim Neuser sehr. Klein aber fein hat man Monate damit verbracht ,alles auf ein extrem hohes Level zu bringen. Es wird ein harter Kampf und ich hoffe sehr auf eine Zielankunft und Lohn der harten Arbeit.
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