Fahrbericht: Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC Modellpflege (W213)

Ziemlich geladen: Kann uns die E-Klasse mit Plug-In-Hybrid überzeugen?

Fahrbericht: Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC Modellpflege (W213): Ziemlich geladen: Kann uns die E-Klasse mit Plug-In-Hybrid überzeugen?
Erstellt am 10. August 2020

Getankt, geladen und entsichert! Beim Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC trifft Batterie auf Verbrenner. Die Modellpflege der E-Klasse soll das Beste aus zwei Welten kombinieren. Kurze Wege innerstädtisch können elektrisch zurückgelegt werden, lange Strecken über Land dagegen mithilfe des Benziners. Klingt in der Theorie doch erst mal gut, aber lässt sich das auch in der Praxis umsetzen? Sind die 50 „elektrischen Kilometer“, die Mercedes-Benz angibt, tatsächlich zu schaffen?

Die E-Klasse ist bei Mercedes-Benz der Bestseller schlechthin. Seit‭ ‬1946 konnte der Stern‭ 14 Millionen Limousinen und T-Modelle von dem Modell der oberen Mittelklasse verkaufen. Das soll natürlich mit der neuen Modellpflege so blieben – deswegen hat Mercedes den „Vormopf“ nun geschickt und dezent überarbeitet. Große Experimente bleiben der gemopften E-Klasse erspart. Das freut natürlich auch die Vormopf-Besitzer, da ihre E-Klassen trotz der Modellpflege wertstabil bleiben dürften.

Optisch nachgeschärfte Modellpflege

Optisch hat das Design-Team um Chef-Designer Gordon Wagener das Exterieur elegant aufgewertet. Unser Testwagen kommt in der Farbe Hightechsilber-Metallic und in der AMG Line. Die AMG-Line erkennen wir bei unserem Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC an der neuen Frontschürze, im Stile der AMG-Performance-Modelle, sowie dem großen Zentralstern im Grill. Dazu kommen die Powerdomes auf der Motorhaube, die auch bei der Aventgarde-Line zur Ausstattung gehören. In der dritten Line im Bunde, der Exclusive-Line, gibt es die Powerdomes nicht. Für einen guten Stand sorgen 18-Zoll AMG-Felgen im 5-Doppelspeichen-Design. Unsere E-Klasse verfügt zudem über Multibeam-LED-Scheinwerfer mit Ultra Range Fernlicht. Das ist allerdings Sonderausstattung. Serienmäßig kommt die E-Klasse mit Voll-LED Scheinwerfern.

Typ 2-Stecker an der Heckschürze

Am Heck fällt als erstes der neue Stoßfänger und die zweigeteilten Leuchten mit dem neu-belebten Innendesign auf. Die großen Heckleuchten, die im Gegensatz zum Vorgänger eher kantig und dynamisch wirken, gefallen an der Modellpflege wirklich gut. An der Heckschürze befindet sich zudem der Typ 2- Stecker zum Laden der Batterie. Der Typ 2-Stecker lässt sich wie Tankdeckel öffnen.

Das Interieur mit AMG-Line kommt mit Ledernachbildung ARTICO und Mikrofaser DINAMICA in schwarz. Ein Augenschmaus ist das sattelbraune Leder der Sitzanlage und die schwarze Eschenholz-Verkleidung. Da hat jemand beim Konfigurieren sehr guten Geschmack bewiesen. So würden wir uns das auch ordern!

Elegantes, sattelbraunes Leder im Interieur

Etwas zwiegespalten sind wir bei unserem Multifunktions-Sportlenkrad in Leder Nappa,. Zwar wirkt das Design des Lenkrads elegant und sportlich, aber in der Hand fühlt sich das Rad zu „klobig“ an. Da würden wir uns etwas mehr Filigranarbeit wünschen. Das Lenkrad gibt es übrigens noch als Lederlenkrad und Holz-Leder-Lenkrad. MBUX, also das Kombiinstrument und den Media-Display, können wir, wie gewohnt über die Touch-Controls am Lenkrad steuern.

Die Sitzanlage ist wie immer sensationell bei Mercedes-Benz. Es knarrt und knirscht nichts. Nach langen Fahrten steigt man entspannt und relaxed aus dem Stuhl. Großes Kompliment, da macht Mercedes alles richtig. In unserem E 300 e 4MATIC kann der Fahrer seine Sitzposition übrigens automatisch anpassen lassen. Eine gute Sache, denn häufig beobachten wir, dass Fahrer oder Fahrerinnen falsch hinterm Lenkrad sitzen. Zu nah dran, zu weit weg, zu tief, Liegestuhlposition… Da will Mercedes-Benz nun eingreifen. Ihr gebt einfach eure Körpergröße im Media-Display ein, und schon stellen sich Lenkrad und Sitz auf die entsprechende Position ein. Bei uns hat das gut geklappt. Lediglich etwas feinjustieren mussten wir.

Alles andere als einschläfernd: Der E 300 e

Für Augenfutter sorgt auch die neueste Generation des Multimediasystems MBUX. In unserem Testwagen sind zwei Bildschirme im Format 12,3 Zoll/31,2 cm verbaut. Serienmäßig kommt die E-Klasse allerdings „nur“ mit 10,25 Zoll/26 cm. Bei unserem Plug-In-Hybrid wird über MBUX dem Fahrer das Programm „PowerNap“ angeboten. PowerNap soll euch dabei helfen unterwegs beim Laden der Batterie durch einen PowerNap eure Batterie ebenfalls wieder aufzuladen. Das Programm hat drei Phasen – Einschlafen, Schlafen, Aufwachen.

Eins der zwei Herzen: Der M 274

Aber kommen wir zum Herzen des Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC. Denn wie schon erwähnt, reden wir hier von einem Benziner in Kombination mit einem Plug-In-Hybrid. In unserem E 300 e 4MATIC arbeitet der 2-Liter-4-Zylinder M 274. Der Verbrenner leistet 211 PS und 350 Nm. Der zusätzliche E-Motor leistet nochmal 90 kw mit einem maximalen Drehmoment von 440 Nm. Damit beschleunigt die E-Klasse von 0 auf 100 km/h in 5,8 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h.

Der E 300 e hat seine Last zu tragen

Aktuell ist im Konfigurator noch der Diesel als E 300 de mit 194 PS und 90 kw am Start. Der Akku befindet sich bei den Hybrid-Modellen übrigens im Kofferraum, wodurch das Kofferraumvolumen etwas beeinträchtigt wird. Das Leergewicht des E 300 e beträgt über zwei Tonnen und damit ist er knapp 300 Kg schwerer als der E 300 ohne Batterie. Unter der Kofferraumabdeckung finden wir das Kabel zum Laden an der Schukosteckdose und das Kabel zum Laden an einer Wallbox. Die 300 Kilogramm Mehrgewicht sind im innerstädtischen Bereich kaum zu merken. Sanft, smooth und mit genug Schub gleitet der E 300 e durch den Straßenverkehr. Etwas angestrengt wirkt er dagegen beim Auffahren auf die Autobahn. Die zwei Tonnen mit den 300 Kilogramm im Heck machen dem 2-Liter-4-Zylinder dann doch etwas zu schaffen.

50 Kilometer elektrische Reichweite sind vom Daimler angegeben

Wie gut funktioniert denn aber nun das Thema „Plug-In-Hybrid“ beim Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC? Können wir in der Stadt elektrisch fahren und bei langen Fahrten auf den Verbrenner zurückgreifen? Daimler gibt die elektrische Reichweite bei unserem Modell mit 50 Kilometern an. Wir haben den Test gemacht und sind überrascht, denn auch wir haben exakt 50 Kilometer im innerstädtischen Straßenverkehr geschafft. Und das sogar bei normaler, alltäglicher Fahrweise. Coole Sache.

Wir machen eine „Milchmädchen-Rechnung"

Laut Mercedes-Benz beträgt die Ladezeit an einer Wallbox mit dem wassergekühlten On-Board-Lader 1,5 Stunden. In der Zeit soll die Batterie von 10 auf 100 Prozent geladen werden. An der Haushaltssteckdose sollen für den Ladevorgang fünf Stunden nötig sein. Da wir bei uns im Gewerbegebiet weder eine Wallbox haben, noch eine Ladestation für E-Autos, haben wir den Ladetest mithilfe eines 30-Meter-langen Kabels gemacht. Der Ladevorgang hat statt fünf Stunden ganze sieben Stunden gedauert. Woran könnte das liegen? Dazu machen wir mal eine „Milchmädchen-Rechnung“ auf:

Die Batteriegröße liegt bei 13,5 kw/h.
Eine normale Steckdose lädt mit 2,3 kw.
13,5 kw/h : 2,3 kw = 5,8 Stunden Ladezeit

Allerdings sind die 2,3 kw an der Steckdose selten voll da. In der Regel leistet eine Steckdose eher 2 kw oder sogar unter 2 kw. Dazu kommt noch ,dass ab einem Ladestand von 80% das Laden der Batterie nochmal deutlich länger dauert.

Wir bewegen uns zwischen 4 und 7,2 Litern

Die E-Klasse nutzt Strecken mit Gefälle und das Betätigen der Bremse zum Rekuperieren. Die Batterie „erholt“ sich allerdings nur bis zu einem gewissen Prozentsatz. Zum 100%-Vollladen müsst ihr immer an die Steckdose oder an die Wallbox.

Der Durchschnittsverbrauch des E 300 e soll bei 1,8- 2,1 Litern Benzin liegen und der Stromverbrauch gewichtet bei 14,9 kWh/100 km. Die 1,8- 2,1 Liter Benzin auf 100 Kilometern, schafft ihr natürlich nur, wenn ihr von diesen 100 Kilometern auch 50 Kilometer elektrisch unterwegs seid. Wir haben bei unseren Test einen Durchschnittsverbrauch von etwas über 4 Litern erreicht. Fahren wir die 100 Kilometer nur mithilfe des Verbrenners landen wir bei 7,2 Litern Benzin.

Um den Kraftstoff- und Stromverbrauch nochmal um 5% zu senken, empfiehlt euch Mercedes-Benz den sogenannten ECO Assistent. Dieser berechnet bei der Route Topografie, Geschwindigkeits-vorschriften und Verkehrsverhältnisse mit ein, und soll somit für mehr Effizienz sorgen.

"Electric" und "Battery Level" sind zusätzliche Fahrprogramme

Neben den Fahrprogrammen Individual, Eco, Comfort, Sport und Sport+, bietet die E-Kasse als E 300 e noch die beiden zusätzlichen Fahrprogramme „Electric“ und „Battery Level“. Im Fahrprogramm Battery Level könnt ihr die Ladung der Batterie für einen späteren Zeitpunkt abspeichern. Habt ihr beispielsweise eine volle Batterie, möchtet aber damit aber erst am nächsten Tag elektrisch zur Arbeit fahren, dann könnt ihr im Modus Battery Level den Verbrenner einschalten und somit den Batteriestatus für einen späteren Zeitpunkt abspeichern.

Anders dagegen im Fahrprogramm Electric. Hier seid ihr rein-elektrisch unterwegs, das heißt der Verbrenner schaltet sich lediglich dazu, wenn ihr zum Beispiel einen Kickdown macht. Im Programm Electric könnt ihr über die Schaltpaddles am Lenkrad auch die Rekuperationsstufen selbst auswählen. Für alltägliche Fahrten ist DAUTO am komfortabelsten, da ihr dann die Rekuperation vollständig dem Fahrzeug überlassen könnt.

Vollgepackt mit Fahrassistenzsystemen

Auch die Fahrassistenzsysteme wohlen wir bei der Modellpflege nicht unerwähnt lassen. Neu ist im Gegensatz zum Vormopf die neue Hands-off-Erkennung. Seid ihr mit eurer E-Klasse teilautonom auf der Autobahn unterwegs, reicht jetzt ein leichtes Berühren des Lenkrades, um dem Fahrzeug zu signalisieren, dass ihr noch an Board seid. Beim Vorgänger musstet ihr noch eine minimale Lenkbewegung machen. Das ist nun anders. Ansonsten könnt ihr zu eurer E-Klasse natürlich alles ordern was geht: Aktiver Abstands-Assistent DISTRONIC mit streckenbasierter Geschwindigkeitsanpassung, Aktiver Stau-Assistent, Aktiver Lenk-Assistent, Aktiver Brems-Assistent, Abbiegefunktion und Aktiver Totwinkel-Assistent, Ausstiegswarnung und das Park-Paket i.V. mit 360°-Kamera, neue erweiterte Seitenansicht und erstmals automatisches Parken nicht nur in Parklücken längs und quer, sondern auch auf markierten Flächen.

Die Plug-In-Hybrid-E-Klasse wird vom Bafa gefördert

Die Modellpflege als E 300 e 4MATIC verbindet zwei Vorteile aus großen Reichweiten für Langstrecken-Fahrten und elektrisches fahren im innerstädtischen Bereich. Laut Daimler sollen 2030 50% der in Europa verkauften Fahrzeuge „xEV“ sein. Das sind Fahrzeuge, die einen elektrischen Traktionsmotor haben und extern geladen werden können.
Der Preis für den Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC startet bei 59.059,70 Euro. Dazu kommen natürlich noch zahlreiche Sonderausstattungen, die am Ende für einen Preis von über 80.000 Euro sorgen. Abziehen dürfen wir aber einen Betrag von 5.625 Euro. Diese Gesamtförderung von Plug-In-Hybriden oberhalb der 40.000 Euro Marke setzt sich zu einem Drittel und zwei Drittel aus Hersteller und Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zusammen.

Löst der E 300 e den CLS Shooting Brake ab?

Dazu kommt, dass für Plug-in Hybride weiterhin die sogenannte 0,5-Prozent-Regelung. Das heißt, im Gegensatz zum Verbrenner kostet der Plug-In-Hybrid beim gewerblichen Leasing die Hälfte an Steuern bei privater Nutzung.

Und da wir unseren geliebten Mercedes-Benz CLS 350d Shooting Brake im Winter abgeben müssen, ziehen wir einen E 300 e durchaus in Betracht. Allerdings würden wir auch ein Auge auf den E 300 de als T-Modell werfen, der zu unserem Nutzerprofil sicherlich noch besser passen würde als ein Benziner. Vielleicht wird unser nächster Dienstwagen eine E-Klasse mit Hybrid. Überzeugt hat sie uns!

Technische Details

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Mercedes-Benz E 300 e 4MATIC (W213 Modellpflege)
2-Liter-4-Zylinder M 274
Max. Leistung Verbrenner: 211 PS und 350Nm
Leistung E-Motor: 90 kw mit einem Nenndrehmoment von 440 Nm
0 auf 100 km/h in 5,8 Sek
V-Max: 245 km/h
Kraftstoffverbrauch: 2,1-1,8
Stromverbrauch gewichtet (kWh/100 km): 14,9
Elektrische Reichweite: 50 km
Preis ab: 59.059,70 Euro
Seit 3. Juni bestellbar
Kaufprämie für Elektrofahrzeuge (Umweltbonus) beschlossen:
Gesamtförderung 5.625 Euro für den E 300 e 4MATIC

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2 Kommentare

  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Pano, vielen Dank für das Feedback. Freut uns sehr, dass dir der Fahrbericht gefällt. Wir waren auch positiv überrascht, dass die 50 Kilometer exakt gestimmt haben... und das bei "normaler" Fahrweise im Ruhrgebietschen Stadtverkehr... :-) Um die Batterie im winterlichen Betrieb zu testen, hätten den Kofferraum auch mit Wassereis auslegen können... ;-) Spaß beiseite, ein Test im Winter ist tatsächlich interessant. Holen wir bei Gelegenheit gerne noch nach!
  • Pano

    Pano

    Die größte Überraschung am wieder mal sehr informativen Fahrbericht ist aus meiner Sicht, dass die E-Reichweite der Werksangabe entspricht. Wäre interessant zu sehen ob das bei einer Langzeitnutzung zB auch im Winter der Fall ist. Deswegen wäre es uU eine gute Idee wenn euer nächster Dienstwagen eine E-Klasse mit zusätzlichen e oder de wird. Grüße Pano

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