So gut wie neu: 2013er Mercedes-Benz G65 AMG unterm Hammer

G65 eines in Ungnade gefallenen „Weißen Ritters“ ist zu haben. Er half Daimler 2009 in der Not

So gut wie neu: 2013er Mercedes-Benz G65 AMG unterm Hammer: G65 eines in Ungnade gefallenen „Weißen Ritters“ ist zu haben. Er half  Daimler 2009 in der Not
Erstellt am 29. Januar 2024

Krisen kommen und gehen. Auch Daimler bzw. Mercedes-Benz erlebte und erlebt Höhen und Tiefen - zum Beispiel vor rund 15 Jahren. Die weltweite Finanzkrise 2008/2009 traf auch den Stern. Die gesamte Branche sah sich mit einem dramatischen Nachfragerückgang konfrontiert. Der Kurs der Daimler-Aktie, Ende 2007 noch bei 78 Euro, stürzte auf 20 Euro ab. Daimler drohte zum Übernahmekandidaten zu werden. Händeringend suchte man nach einem großen Ankerinvestor und fand ihn schließlich 2009 in Aabar Investments PJS, dem staatlichen Investmentfonds der Vereinigten Arabischen Emirate. Dessen oberster Manager, ein Mann namens Khadem Al Qubaisi, war ein Mercedes-Fan. Als weißer Ritter rettete er die Daimler AG vor einer drohenden feindlichen Übernahme. Doch während der Stern der Daimler AG bald in neuem Glanz erstrahlte, sank der von Khadem Al Qubaisi. Mit ihm ging es bald im Sturzflug abwärts bis ins Gefängnis. Sein G65, Baujahr 2013, steht in Deutschland bei einem Händler namens Asphalt Rebellen zum Verkauf. Das Besondere an dieser G-Klasse: Der Wagen des Daimler-Retters hat keine 200 Kilometer auf dem Tacho und sieht aus wie neu.

Als Daimler 2008/2009 einen Ankerinvestor suchte, um sich vor einer feindlichen Übernahme zu schützen, fand man ihn im staatlichen Investmentfonds der Vereinigten Arabischen Emirate. Für 9,1 Prozent der Anteile zahlte der Investor 1,95 Milliarden Euro. Aabar-Fondsmanager Khadem Al Qubaisi verband damals das Angenehme mit dem Nützlichen: Der zum Zeitpunkt des Daimler-Deals 37-jährige Finanzexperte besaß bereits einen Fuhrpark mit einigen Mercedes-Benz-Pkw, wie die Medien damals berichteten.
Der Einstieg der Emirate gab Daimler einen kräftigen Schub nach vorne und verringerte die Gefahr eines möglichen Ausverkaufs von Daimler. Man kann den Staatsfonds von Dubai im Allgemeinen und seinen Manager Khadem Al Qubaisi im Besonderen durchaus als Retter der Daimler AG bezeichnen.

In den Folgejahren intensivierten sich die Geschäftsbeziehungen. Im Jahr 2013 hielt der Staatsfonds von Dubai bereits stolze 15 Prozent der Aktien der Daimler AG in seinem Portfolio. Als Zeichen der Dankbarkeit für diese bedeutende Beteiligung wurden einige Fahrzeuge mit Sonderausstattungen und einer Veredelung der Mittelkonsole mit spezifischen Emblemen auf die Räder gestellt. So auch der besagte Mercedes-Benz G65, der in den privaten Fuhrpark des damaligen Chefs des Investmentfonds, Al Qubaisi Khadem, aufgenommen wurde.

Gegen Khadem Al-Qubaisi wurde 2016 wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt. Er soll Gelder der International Petroleum Investment Company, deren Geschäftsführer er war, und anderer staatlicher Fonds zur persönlichen Bereicherung und für fragwürdige Geschäftspraktiken missbraucht haben. Die Vorwürfe umfassten auch Steuerhinterziehung und Geldwäsche. Im Zuge der Ermittlungen wurden auch Verbindungen zum malaysischen Investmentfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) aufgedeckt, der ebenfalls in einen weitreichenden Korruptionsskandal verwickelt ist. Im Zuge der Ermittlungen stellten die Behörden 2019 in Deutschland und der Schweiz mehr als 50 Luxusautos aus dem Besitz von Khadem Al-Qubaisi sicher. 2019 wurde Khadem Al-Qubaisi in Abu Dhabi zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Während Khadem Al-Qubaisi wohl noch einige Jahre hinter Gittern sitzt, will sein ehemaliger G65 endlich von der Kette gelassen werden. Er will auf die Straße oder in die Wildnis. Wer zähmt die Bestie? Als der Mercedes-Benz G65 im Jahr 2012 - zusammen mit dem G63 - der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde, war die von einem 6-Liter-V12 mit 612 PS dynamisierte G-Klasse der stärkste in Serie produzierte Geländewagen der Welt.

Mit seiner Kraft und 1.000 Nm maximalem Drehmoment legt der G65 einen sportlichen Sprint hin: In 5,3 Sekunden beschleunigt der G65 von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit des Hochleistungs-Geländewagens mit dem Stern ist elektronisch auf 230 km/h begrenzt. Nahezu grenzenlos ist dagegen der Spritdurst des G65. 20 Liter auf 100 km gurgelt er weg wie nichts. Doch wer den stattlichen Kaufpreis - die Preisliste für den G65 AMG begann im ersten Jahr der Markteinführung bei 264.180 Euro - aufbringen konnte, den traf an der Tankstelle damals wohl kaum der Schlag. Wer ist heute bereit für das große G65-Abenteuer?

Bildergalerie: Mercedes-Benz G65 Baujahr 2013 (Khadem Al-Qubaisi)

25 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz G65 Baujahr 2013 (Khadem Al-Qubaisi): #01 #02

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