MIB-Kritik

Return of the Kolbenmotor jetzt auch in Untertürkheim?

MIB-Kritik: Return of the Kolbenmotor jetzt auch in Untertürkheim?
Erstellt am 7. März 2024

In unserer Reihe MIB-Kritik berichten wir in unregelmäßigen Abständen über Missstände oder Zusammenhänge, die so besser nicht passiert wären wie z.B. ein 6-monatiger Werkstattaufenthalt, die x-te Nachbesserung am Neuwagen, die Pfuschlackierung, Kummer mit dem Stern und, und, und.

Wir werden natürlich alle Zuschriften vertraulich behandeln und freuen uns auf Eure Post unter redaktion@mercedes-fans.de Betreff: MIB-Kritik. So und nun übergeben wir das Wort an Christian Nikolai von RaumLenker MotorConsult:

Die neusten Nachrichten aus Stuttgart Untertürkheim lassen den Freund des kolbengepowerten Mercedes aktuell aufhorchen. Auch ich muss zugeben, etwas gestaunt zu haben, als ich hier bei Mercedes-Fans.de las, dass Ola Källenius; CEO der Mercedes-Benz AG verkündete, dass Kunden auch über 2030 hinaus selbstverständlich Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und Stern kaufen können.

Ola Källenius zieht "Electric Only" den Stecker

Bis vor kurzem klang das noch ganz anders, denn Mercedes-Benz war der erste Premiumhersteller, der sich mit E-Only, bzw. E-First vollständig dem Elektroauto verschrieben hatte. Anders als beim Wettbewerber mit den drei Buchstaben aus München galt die bedingungslose Elektrifizierung aller Baureihen bei gleichzeitiger Ausdünnung und Wegfall der Segmente von der C Klasse abwärts als alternativlos. Das Ziel war, einer ökologisch bewussten, wohlhabenden und kleinen Zielgruppe zwar weniger – ausschließlich elektrische – Mercedes Limousinen und SUVs mit deutlich höheren Margen anzubieten.

Da aber die Realität kein Ponyhof ist und Elektroautos anscheinend nicht ansatzweise so gut vom Kunden angenommen werden, wie man es sich in Stuhlkreisen von Vertrieb, Marketing und Controlling erhoffte, scheint inzwischen die nüchterne Wahrheit in der Chefetage des Untertürkheimer Stammwerks einzukehren.

EQE und EQS sind echte Ladenhüter geworden

Der Hoffnungsmarkt China hat dabei am meisten enttäuscht. Während chinesische Kunden für E- und S-Klassen immer bereit waren, Schlange zu stehen und mit blubbernden V8 Motoren in chicen AMG-Versionen vom Hof der Händler fuhren, passen die Namen der Kunden von EQE und EQS auf einen Bierdeckel. Wenn man in Peking, Shanghai oder HongKong elektrisch fahren will, dann doch bitte aus lokaler, heimischer Fertigung direkt vom Erzeuger vor Ort. Quasi wie bei uns in Deutschland die Eier und Kartoffeln vom Bauern.

Daran wird sich auch auf absehbare Zeit wenig ändern, denn die Chinesen sind inzwischen sehr selbstbewusst, was ihre Automobilindustrie angeht. Nicht umsonst zittern viele Hersteller in Europa und warnen vor der Flut an günstigen, guten und vor allem technisch hochmodernen Elektroautos aus dem Reich der Mitte.

Was sie hingegen nicht so gut können, ist Verbrennungsmotoren zu bauen, was übrigens für den gesamten Rest der Welt jenseits von Stuttgart, München, Ingolstadt und Wolfsburg gilt. Die Kernkompetenz der Deutschen ist und bleibt der Verbrennungsmotor.

Macht die EU einen Rückzieher?

Vielleicht wurde Ola Källenius ja durch die jüngsten Signale aus Brüssel und Berlin beflügelt. In Deutschland wurde soeben beschlossen, dass der klimafreundliche Dieselkraftstoff HVO nun auch endlich hierzulande, wie bereits in fast der gesamten EU üblich verkauft werden darf. Aus Brüssel vernahm man, dass EU- Kommissionspräsidentin Ursula von Leyen es begrüßt, dass das endgültige Verbot der Neuzulassung von Verbrennungsmotoren ab 2035 in zwei Jahre, also 2026 nochmals auf den Prüfstand kommt. Vermutlich gerät sie in der eigenen Partei und der Europäischen EVP inzwischen wegen Ihrer Verbrennerverbots-Arie stärker unter Druck, denn ihre Fraktion der Konservativen positioniert sich ganz klar gegen das Verbot.

Ich lese da heraus, dass 2026 das Verbot gekippt werden könnte und es dann nicht nur um den ausschließlichen Betrieb mit eFeuls als von Volker Wissing erwirkten Schlupfloch geht, sondern um das Verbot in Gänze.

Der Wahnsinn solcher Pläne wurde erst kürzlich wieder deutlich, als auf EU-Ebene sogar das Verbot des Verbrennungsmotors beim ab 2040 neuzugelassenen LKW beschlossen wurde. Ich bin kein Quantenphysiker, aber für die Erkenntnis, dass das nicht funktionieren kann, reicht es bereits, in der 7. Klasse nicht zu oft in Physik blaugemacht zu haben.

Händler kämpfen mit den Batterie-Autos

Auch wenn global betrachtet der deutsche Automobilmarkt eher klein und im Vergleich mit einem aufstrebenden China sogar geradezu winzig ist, dient er jedoch als Labor, ob und wie sich welche Autos verkaufen lassen. Während viele deutsche Autohäuser von Bestelleingängen an Elektrofahrzeugen „gen null gehend“ nach Einstellung sämtlicher Förderungen berichten, kommen die Kollegen aus der „Junge Sterne“ Abteilung kaum zur Ruhe und die Preise gebrauchter Fahrzeuge stiegen zwischenzeitlich sogar drastisch.

Konkret gefragt sind gebrauchte Diesel und Benziner – die Preise von 2. Hand Elektroautos nähert sich inzwischen langsam dem Verschenken an.

Der Kunde ist König

Am Ende ist es immer der Kunde, er über Erfolg oder Misserfolg eines Produktes, oder sogar einer kompletten Technologie entscheidet. Wenn er selbst mit KFZ-Steuerbefreiung, lachhaft niedriger Dienstwagenbesteuerung, Subventionen und „Supi-Dupi Ladestrom für Umme“ Sonderangeboten nicht aus seinem Diesel zu locken ist, wäre es fatal, ihn dadurch zu motivieren, jetzt Benzinpreise zu erhöhen, oder Strafsteuern für Verbrenner einzuführen. Der Autokorso nach Berlin wäre dann vermutlich erheblich länger als der von Traktoren unzufriedener Landwirte, die aktuell bereits überall in Europa ihrem Ärger Luft machen.

Auch wenn die Freunde des E-Only Weges sich stets vehement gegen alternative Kraftstoffe aussprechen und dabei immer dieselbe (und unzutreffende) Laier von „zu teuer, zu ineffizient, nur für die Luftfahrt“ erzählen: Mit modernen Verbrennungsmotoren und Kraftstoffen, die CO2-neutral sind, ist das Ziel des klimaneutralen Europas schneller erreichbar, als mit nur einer Technologie, die zum einen nicht so beliebt, wie erhofft und zum anderen bei der CO2-Minderung fragwürdig ist, solange wir Braunkohle verstromen, um sie zu laden.

Wir brauchen sichere Arbeitsplätze

Der Deckel, den wir hier alle als arbeitende, steuerzahlende Einwohner dieses Landes zu zahlen haben sind sichere Arbeitsplätze, eine funktionierende Wirtschaft und Steuereinnahmen, die mit vor sich hinschmorenden EQEs nicht ganz so locker gestemmt werden können, wie mit den Mercedes, BMW, Audi und Porsche, die auf der ganzen Welt begehrte Statussymbole sind und die den legendären Ruf Deutschlands als Ingenieursnation geprägt haben.

Am Ende wäre es doch prima, wenn Mercedes mit elektrischen smarts die emissionsfreie Alternative für den Kurzstreckenbetrieb – für alles andere aber 4-, 6- und 8-Zylinder anbietet und so jeder auf seine Kosten käme.

Bei Mercedes-Benz war immer der Kunde König! ...nicht Ursula von der Leyen, nicht Transport & Environment und auch nicht die Deutsche Umwelthilfe, denen nach meiner Einschätzung eh eher unsere Entmotorisierung, als echter Klimaschutz am Herzen liegt.

Sollen wir es so machen wie BMW? 

Ich habe hier in früheren Artikel gerne mal durchblicken lassen, nicht wirklich happy mit Ola Källenius an der Spitze dieses Unternehmens zu sein. Jetzt kann ich ihn nur loben und darin bestärken, so weiterzumachen, denn er scheint nun auf dem richtigeren Weg zu sein.
Dieser Weg heißt Technologieoffenheit und wird bei BMW vom Vorstand Oliver Zipse auch selbstbewusst und offen genauso formuliert. Dass der bayerische Rivale trotz aller „Wahlfreiheit des Antriebs“ der erfolgreichste, deutsche Premiumhersteller von Elektroautos ist, erscheint mir dabei als lustige Randnotiz.

Ola, gib Dir einen Ruck! Was die Bayern können, sollte für die Schwaben doch wohl ein Klacks sein!

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