Klassik-Spektakel auf der legendären Rennstrecke

So war Le Mans Classic 2025

Klassik-Spektakel auf der legendären Rennstrecke: So war Le Mans Classic 2025
Erstellt am 15. Juli 2025

Nur wenige Wochen nach dem modernen 24-Stunden-Rennen fand auf der französischen Rennstrecke „La Sarthe“ das Event „Le Mans Classic“ statt. Benannt wurde die Strecke nach dem Fluss und dem Département Sarthe. Die Rennstrecke besteht aus einem permanenten Rundkurs von 4,4 km sowie 9,2 km zusätzlich abgesperrten Landstraßen. Insgesamt hatten die Fahrer also eine Distanz von gut 13 km pro Runde zu bewältigen. Der größte Teil der 24-Stunden-Strecke wird mit Vollgas gefahren, was den Piloten höchste Konzentration abverlangt. Besonders anspruchsvoll ist das Fahren bei Nacht und Regen, wenn die Sicht schlecht ist. Für die historischen Fahrzeuge bedeutet das Fahren am Drehzahlbegrenzer eine ganz besondere Tortur.

Bei „Le Mans Classic“ fahren Autos unterschiedlicher Rennserien und Baujahre jeweils rund 45 Minuten. Am Freitag wurde von 8:00 Uhr morgens bis 2:35 Uhr nachts gefahren. Am Samstag begann die Action wieder um 8:00 Uhr und ging durch die Nacht bis Sonntag um 17:00 Uhr. Wie im historischen Motorsport üblich, gab es bereits am Freitag erste Ausfälle. Die wunderschönen Relikte aus früheren Zeiten wurden am Limit bewegt und die Piloten kämpften – wie einst – um jede Zehntelsekunde. Daher kam es auch zu mehreren Kollisionen, und leider landete der ein oder andere Rennwagen im Kiesbett, auf dem Dach oder in den Reifenstapeln der Streckenbegrenzung. Manche Motoren gaben den Geist auf, Leitungen platzten, und einige Fahrzeuge gingen sogar in Flammen auf. Geschont wurde nichts.

Täglich kamen rund 60.000 Besucher aus aller Herren Länder an die Rennstrecke. Insgesamt begaben sich 240.000 „Benzininfizierte“ auf eine Zeitreise durch vergangene 24-Stunden-Rennen. Teilnehmen durften nur Modelle, die früher einmal bei den 24 Stunden von Le Mans gestartet waren.

Volksfeststimmung

Jede Wiese in und um die Rennstrecke wurde als Campingplatz genutzt. Da standen Bentleys, Ferraris, Porsche, Aston Martins … neben Wurfzelten. Auf den Straßen waren nur schöne Autos aus den unterschiedlichsten Ländern unterwegs. Schon allein der öffentliche Verkehr rund um das Eventgelände verschlug einem die Sprache – man rang nach Luft, das Herz pochte.

Im Clubareal waren tausende Autos von internationalen Markenclubs aufgereiht. Meist kamen mehrere Clubs derselben Marke, aber aus verschiedenen Ländern: Ferrari-, Morgan-, Maserati-, Renault-, Ford-GT40-, Ford-Mustang- und Porsche-Clubs. Insgesamt waren 80 Automarken beim Event vertreten.

Um von den Campingplätzen oder Parkplätzen zur Rennstrecke zu gelangen, pendelten viele historische Fahrzeuge. VW-Bus-Clubs brachten mit Sambabussen, Kastenwagen und anderen Modellen Besucher von A nach B. Alte Militärfahrzeuge, wie Willys Jeeps, bedienten eine andere Route. Historische Linienbusse waren ebenfalls im Einsatz.

Einige Besucher, Gridgirls, Mechaniker und Teammitglieder hatten sich im Stil der 30er bis 70er Jahre gekleidet. Natürlich gab es im Fahrerlager auch Verkaufsstände mit allem rund ums Auto und den Motorsport: Felgenhersteller, Künstler oder Anbieter von Rennfahrerschutzkleidung. Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt.

Zahlreiche Sonderschauen zu Automarken und Motorsportthemen boten Abwechslung. Es gab sogar Ausstellungsflächen mit kuriosen Autos, die früher in Printmedien oder TV-Werbespots genutzt worden waren. Abends traf man sich in den Festzelten, aß und trank französische Spezialitäten und feierte zu Live-Musik französischer Bands. Auch auf den Campingplätzen rund um die Strecke wurde ausgelassen gefeiert. Die Stimmung war überall herzlich, freundlich und enthusiastisch. Man knüpfte neue Kontakte, tauschte Geschichten rund ums Auto aus – und mit etwas Glück traf man sogar einen Rennfahrer, der früher beim 24-Stunden-Rennen gestartet war.

Hardcore durch die Nacht

Die Rennwagen standen in den Boxen, aber auch in hunderten Zelten im Fahrerlager. In jedem Zelt ein anderer Bolide – ein anderes Kunstwerk der Automobildesigngeschichte. Fahrzeuge aus allen Epochen und Preisklassen waren zu sehen. Einige hatten einen geschätzten Wert von bis zu 40 Millionen Euro.

Rund um die Uhr herrschte Showtime auf der Strecke. Am Samstagabend verschlechterte sich das Wetter rapide und es kam zu starken Regengüssen. Gegen 1:30 Uhr nachts ereignete sich ein schwerer Unfall mit mehreren Fahrzeugen auf dem schnellsten Abschnitt der Strecke. Die Aufräumarbeiten in der Dunkelheit dauerten mehrere Stunden: Wracks mussten geborgen und Leitplanken repariert werden. Auch das gehört leider zum historischen Rennsport.

Der Stern leuchtete schwach

300 SL
Wie bei vielen historischen Rennveranstaltungen waren auch hier nur wenige Mercedes-Fahrzeuge vertreten. Zwei Mercedes-Benz-300 SL-Flügeltürer gingen an den Start: der matt-schwarze Wagen von HK Engineering und der silberne Ex-Christian-Pfessdorf-Flügeltürer. Beide Fahrzeuge tragen reichlich Patina, die von harten Renneinsätzen erzählt.

Besonders beeindruckend war es, die Wagen nachts in der beleuchteten Boxengasse zu erleben: Licht, Spannung, Gefahr – eine unbeschreibliche Atmosphäre! Da vergisst man sogar den Regen. Im Gegenteil: Es ist noch spektakulärer, wenn die Rennwagen lange Wassernebel-Schleppen aufwirbeln und die Scheinwerfer sich im nassen Asphalt spiegeln.

AMG GT Black Series
Zwischen den historischen Rennläufen gab es kurze Demofahrten moderner Sportwagen. Sponsoren oder Clubs durften ein paar Runden drehen. Hier war auch ein AMG GT Black Series im Einsatz. Mit seinem 730-PS-V8-Biturbo und 800 Nm war er natürlich schneller als die meisten historischen Rennwagen – ein spannendes Kontrastprogramm!

300 SL Roadster
„Little Big Mans“ nennt sich eine Parade, in der Kinder mit Miniaturen von Sportwagen teilnehmen. Für die 7- bis 12-Jährigen war im Fahrerlager eine kleine Strecke mit Strohballen abgesteckt. Ihren großen Auftritt hatten sie am Samstag: Rund 80 maßstabsgetreue Mini-Flitzer standen auf der Start- und Zielgeraden bereit. Auf der einen Seite parkten sie mit dem Heck zur Boxenmauer, auf der anderen Seite stellten sich die Fahrer zum Le-Mans-Start auf. Der Showstart ließ Kinderherzen (und die ihrer Eltern) höherschlagen.

Die Palette reichte von Bugatti Tank und Bugatti 35 über Porsche 917, Porsche 911, Ferrari Daytona und Ferrari LM bis zu mehreren Ford GT40, Matra 670, Renault Alpine, Shelby Cobra – und einem Mercedes-Benz 300 SL Roadster.

Die Kinder-Rennwagen hatten Elektro- oder Verbrennungsmotoren mit rund 50 ccm und kosteten etwa 15.000 Euro. Ein großartiger Anblick – wer weiß, vielleicht fährt einer dieser Nachwuchsrennfahrer eines Tages selbst in Le Mans.

O 3500
Mercedes-Fans entdeckten noch einen alten Mercedes-Bus O 3500, der im Shuttle-Einsatz war. Er durfte sogar ein paar Runden auf der Strecke drehen, während sich die Rennwagen für den klassischen Le-Mans-Start aufstellten. Es war das erste Modell, das Mercedes-Benz nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte – ein Hauben-Omnibus, der die Nachkriegsära des Reisens einläutete.

Good News

Die vier Tage gingen viel zu schnell vorbei. Man konnte beim besten Willen nicht alles sehen. Egal, wo man war, man hatte immer das Gefühl, gleichzeitig woanders etwas zu verpassen. War man in den Boxen und sah den Mechanikern zu, überlegte man schon, ob man nicht besser zum Vorstart oder ins Fahrerlager gehen sollte. Oder hätte man doch auf der Tribüne sitzen sollen?

Und irgendwann musste man auch mal zur Toilette, etwas essen, trinken oder schlafen – während draußen die Motoren dröhnten und kreischten. Bei dieser Geräuschkulisse schlafen? Kaum möglich – positiver Stress pur!

Bisher fand das Event alle zwei Jahre statt. Aufgrund des großen Erfolgs wird es künftig jährlich veranstaltet. Also: Wir zählen schon die Tage!

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