Hintergrund: Selbstzünder auf dem Rückzug

Dieselschwund

Hintergrund: Selbstzünder auf dem Rückzug: Dieselschwund
Erstellt am 7. Januar 2022

Die internationalen Autohersteller setzen mittlerweile fast ausschließlich noch ihre Elektromodelle ins rechte Licht und die einst so beliebten Dieselfahrzeuge scheinen weitgehend vom Neuwagenmarkt verschwunden.

Da machen Deutschland, die Schweiz oder Österreich keinen Unterschied zum Rest von Europa. Allein in einigen Teilen Osteuropas und speziell den USA sind die Diesel in einigen Fahrzeugklassen auf dem Vormarsch. Gerade bei den großen SUV und Pick-Up-Modellen gibt es jenseits des Atlantiks mittlerweile nennenswerte Dieselanteile von mehr als 25 Prozent. Während die Amerikaner zumindest bei den großen Modellen mit viel Verspätung auf den Dieselgeschmack kommen und viel Drehmoment sowie große Reichweiten zelebrieren, sinkt der Dieselanteil in unseren Breiten immer weiter. Der Grund ist dabei mittlerweile kaum noch der beinahe vergessene Dieselskandal, der sich durch verschiedene Fahrzeugmarken zieht, sondern der gesellschaftliche und politisch lancierte Umstieg auf die alternativen Antriebe.

Betrachtet man die Pkw-Zulassungen für 31 europäische Länder im Jahr 2021 im Vergleich zu der Vor-Corona-Zeit 2019, so stellt man fest, dass der Gesamtmarkt um etwa 3,3 Millionen Einheiten beziehungsweise 25 Prozent zurückgegangen ist. Immerhin gab es 2021 einen Anstieg um schmale 300.000 Fahrzeuge im Vergleich zu 2020. Bei den Dieselfahrzeugen sieht es mit einem Rückgang von 47 Prozent oder etwas mehr als zwei Millionen Zulassungen schlecht aus. Die einst so beliebten Selbstzünder machen in der anhaltenden Pandemie fast 60 Prozent aller Verluste aus. Die Analysten von Dataforce gehen davon aus, dass mit zunehmender Verfügbarkeit von Halbleitern die Dieselzulassungen im Vergleich zu 2021 wieder leicht ansteigen werden. Dies dürfte jedoch wohl nur von kurzer Dauer und ab 2023 wieder rückläufig sein.

Wenn man jene 21 Länder untersuchen, deren Flottenmarktzahlen Dataforce zur Verfügung stehen, sieht die Sache etwas besser aus. Hiernach gibt es einen Rückgang um 43 Prozent oder rund 720.000 Fahrzeuge von Oktober 2021 gegenüber 2019, wobei über 600.000 dieser fehlenden Zulassungen auf die größten sieben Länder der Europäischen Union entfallen. „Wir können sehen, dass es bestimmte Märkte gibt, die den Druck nicht so stark spüren wie andere“, erläutert Dataforce-Analyst Richard Worrow, „ein Land hat seine Dieselzulassungen sogar erhöht, wobei wir uns in den Osten Europas begeben müssen, um dieses zu finden.“ Betrachtet man die Pkw-Zulassungen (Januar bis Oktober 2021 gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 in allen kommerziellen Marktsegmenten, so ist es die Ukraine, die sich dem Trend widersetzte und ihre Zulassungen bisher um 13 Prozent auf etwas mehr als 10.000 Fahrzeuge erhöhen konnte.

Estland ist mit einem Verlust von 0,1 Prozent für Diesel nur leicht negativ. In den anderen Ländern, in denen insgesamt mehr Fahrzeuge zugelassen werden, sind die Rückgänge zwar größer, aber dennoch nicht so stark wie in den meisten westlichen Ländern. Ungarn ist um 11 Prozent zurückgegangen, Bosnien um 23 Prozent, die Tschechische Republik um 25 Prozent und sowohl die Slowakei als auch Polen sind um 29 Prozent geschrumpft. „Man darf gespannt sein, wie sich dies auf den Gebrauchtwagenmarkt auswirken wird, sobald wir wieder ein fast normales Zulassungsvolumen für Neuwagen haben“, so Richard Worrow, „wenn man dann noch die Anreize für Elektroautos und die Nachteile für Verbrennungsmotoren in immer mehr Ländern hinzunimmt, wird der Druck auf den Diesel immer größer.“

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