Das fehlende Coupé mit der Fahrgestellnummer 154143

Seltenes Mercedes-Benz 540 K Coupé von Hebmüller unterm Hammer

Das fehlende Coupé mit der Fahrgestellnummer 154143: Seltenes Mercedes-Benz 540 K Coupé von Hebmüller unterm Hammer
Erstellt am 16. Januar 2020

Der Mercedes-Benz 540 K gehörte zu den prestigeträchtigsten Automobilen der Zwischenkriegszeit. Dank aufgeladenem 8-Zylinder Motor mit 5401 cm³, der bei eingeschaltetem Roots-Gebläse 180 PS leistete, dem geringen Gewicht sowie des extravaganten Designs gilt der 540 K als eines der großen Meisterstücke deutscher Ingenieurskunst. Das Fahrzeug war in all seinen Karosserievarianten atemberaubend teuer, garantierte den Besitzern aber pure Exklusivität. Insgesamt wurden nur 419 Fahrgestelle gebaut.

Nur wenige 540 K-Modelle waren schöner als das Cabriolet A der zweiten Generation, von dem nur 32 Exemplare gebaut wurden. Das Design des Cabriolet A wurde in erster Linie durch die großen Kotflügel getragen, die elegant von vorne bis in Richtung Heck durchflossen. Besonders war aber auch die ausgeklügelte Technik unter der Karosserie. Werksseitig sprach man vom "Fahrgestell mit zurückgesetztem Motor". Tatsächlich waren der Kühler und der gesamte Antriebsstrang ganze 185 mm weiter hinten am Fahrgestell positioniert als in der Standardausführung. Dies verlieh dem Auto eine völlig andere Ausstrahlung mit einer längeren und „aggressiv-sportlichen“ Frontpartie.

Fahrgestellnummer 154143: Das fehlende Coupé

Durch die geringe Stückzahl sind diese Modelle für Sammler natürlich hochattraktiv. Selten tauchen noch Modelle auf, die zum Verkauf angeboten werden. In diesem Fall wird in Arizona am 17. Januar ein ganz besonderer 540 K angeboten. Das Coupé mit der Fahrgestellnummer 154143.

Der auf der RM Sothebys-Auktion angebotene 540 K wurde von Daimler-Benz am 12. Juli 1937 ausgeliefert. Abnehmer war die Brabender GmbH, ein Unternehmen, das noch heute Laborgeräte für die Materialprüfung in der chemischen und lebensmittelverarbeitenden Industrie liefert. Laut Unterlagen wurde das Fahrzeug von seinem späteren Eigentümer, der Düsseldorfer Henkel-Familie von Henkel & Cie. 1952 zu den Karrosseriewerken Joseph Hebmüller Söhne gebracht. Hebmüller war ein angesehenes Karosseriebauer-Unternehmen, das Ende des 19. Jahrhunderts in Wuppertal gegründet wurde und für seine Cabrio-Karosserien bekannt war.

Hebmüller nimmt sich den 540 K zur Brust

Im Auftrag des Kunden entfernte Hebmüller das Cabrioverdeck und die Windschutzscheibensäulen und integrierte auf hervorragende Weise eine neue Coupé-Dachlinie in die Sindelfinger Karosserie. Übrigens arbeitete Hebmüller parallel an einem 170 S-Cabriolet für einen weiteren Direktor des Henkel-Industriekonzerns.

Beim 540 K wurde die flache Windschutzscheibe zu einer zweiteiligen Einheit mit aufklappbaren Fenstern umgebaut. Auch die Fenster der Türen wurden der neuen Dachlinie angepasst. Die vorderen Kotflügel wurden verlängert und mit Chromleisten sowie rechteckigen Begrenzungsleuchten versehen. Auch das Heck des 540 K wurde modifiziert. Unteranderem gab es modernere Rücklichter und eine Abdeckung über die hinten montierten Ersatzreifen. Das Ergebnis war eine schöne, sehr sportliche Karosse, die an das Spezialcoupe erinnerte.

Für das 540 K Coupé von Hebmüller geht´s in die USA

Den Mercedes-Benz 540 K Hebmüller zog es anschließend in die USA. Dort wurde das Fahrzeug zusätzlich mit einem Sonnendach versehen. In den USA gehörte das umgebaute Coupé Henry A. Rudkin Jr., dessen Mutter unteranderem die Gründerin der Bäckerei „Pepperidge Farm“ war. Im Jahr 1956 wechselte das Fahrzeug dann zu einem Dr. William Hoffman aus New York City.

Später wurde der Hebmüller-Benz von John P. Quirk aus Hastings, Nebraska, erworben. John P. Quirk besaß gleichzeitig noch eines der Sindelfinger Spezialcoupes. Von John P. Quirk wurden 1968 in Denver, Colorado beide Fahrzeuge versteigert. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Fahrgestell 154143 von den Eltern des jetzigen Besitzers erworben.

Bittere Niederlage gegen einen Traktor

Eine „lustige“ Geschichte ereignete sich dann im Jahre 1980. Bei einer Parade in ländlicher Umgebung zeichnete die Jury einen Traktor mit dem „Best Of Show“ Award aus und entschied sich gegen den 540 K Hebmüller. Eine Niederlage gegen einen restaurierten John Deere? Das war dem Besitzer des Fahrzeugs zu viel. Beschämt stellte er das Hebmüller-Coupé in seine Garage. Das 540 K Coupé tauchte erst 39 Jahre später (Ende 2019) wieder auf.

Der 540 K Hebmüller befindet sich noch heute in einem soliden Zustand. Die Lackierung und die rote Lederausstattung der 1960er Jahre weisen allerdings erhebliche Altersspuren auf. Das Fahrzeug müsste also einer Schönheitskur oder einer Restauration unterzogen werden. Wer bei Concours-Veranstaltungen Pokale einsammeln möchte, findet in dem 540 K Hebmüller ein tolles Restaurations-Projekt. Vorausgesetzt, ihr bringt genug Kleingeld mit...

RM Sotheby's erwartet zwischen 1 Mio und 1,5 Mio Dollar

Historiker können also erleichtert aufatmen. Das fehlende Coupé ist nach 39 Jahren wieder aufgetaucht. Es war eines der großen Mercedes-Geheimnisse der letzten Jahrzehnte. Das Hebmüller-Coupé wurde lange gesucht, und endlich gefunden ...

Das Auktionshaus RM Sotheby's erwartet für dieses seltene Exemplar zwischen 1 Millionen Dollar und 1,5 Millionen Dollar. Die Auktion findet am Freitag, dem 17. Januar in Arizona statt.

!!! UPDATE !!!

Das Mercedes-Benz 540 K Hebmüller Coupé wurde am 17. Januar 2020 in Arizona für 995.000 Dollar verkauft. Das snd knapp 900.000 Euro.

Die Fotogalerie zum Hebmüller-Coupé

27 Bilder Fotostrecke | Sterne unterm Hammer: Seltenes Mercedes-Benz 540 K Coupé von Hebmüller #01 #02

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2 Kommentare

  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Hallo Jörg, das Hebmüller-Coupé wurde am letzten Freitag für 995.000 Dollar verkauft. Damit liegt das erzielte Ergebnis etwas unter den Erwartungen.
  • Veteranenclub

    Veteranenclub

    Ein interessantes und schönes Fahrzeug (vielleicht bis auf das nach meinem Geschmack etwas unelegante Heckfenster - einfach zu eckig und zu hoch). Gerade der jetztige Zustand ist mir sehr viel sympatischer als noch ein Hochglanz-besser-als-neu-Wagen... wahrscheinlich würde er bei einer Restauration eh wieder auf die Werksauslieferungs-Cabrio-A-Ausführung zurückgemaut, da man sich davon höhere Wertzuwächse erhoffen würde... ich bin gespannt, was er bringen wird und wie es ihm dann ergehen wird. MfG Jörg Maschke

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