Schöner Autowagen: 1978 Mercedes-Benz S-Klasse 450 SEL (V116)

Zeitgenössisches Tuning an einer Mercedes-Benz S-Klasse-Limousine

Schöner Autowagen: 1978 Mercedes-Benz S-Klasse 450 SEL (V116): Zeitgenössisches Tuning an einer Mercedes-Benz S-Klasse-Limousine
Erstellt am 1. Juli 2013

Die erstmals offiziell genannte "Mercedes-Benz S-Klasse" - interne Bezeichnung W 116 – wurde im September 1972 der Öffentlichkeit präsentiert. Sie löste die Baureihe 108/109 ab und umfasste zunächst die Typen 280 S, 280 SE und 350 SE. Ein halbes Jahr später wurde die S-Klasse-Limousine auch mit dem hubraumstärkeren 4,5-l-V8-Motor angeboten. Zum selben Zeitpunkt erschien der Typ 450 SEL mit einem um 100 mm verlängerten Radstand. Im Mai 1975 wurde der Typ 450 SEL 6.9 als neues Spitzenmodell der Baureihe und legitimer Nachfolger des 300 SEL 6.3 präsentiert; der leistungsstarke 6,9-l-V8-Motor erreichte eine Leistung von 286 PS und ein maximales Drehmoment von 549 Nm. In der viereinhalbjährigen Produktionszeit wurden gerade 7.380 Exemplare gebaut. Auch der hier gezeigte V116 trägt eine 6.9 am Heck, doch das ist – Zitat Besitzer Dennis Kalscheuer „Ein Hauch von Traum“...

Der Kölner stand schon immer auf ältere Autos und hat den „Virus Auto“ von seinem Stiefvater mit 8 Jahren eingepflanzt bekommen: „Meine Projekte waren in den ersten 11 Jahren meines Führerscheins immer meine Alltagsfahrzeuge“, erklärt Dennis, dem das alles irgendwann zu stressig wurde und sich ein „Vernunft Auto“ gekauft hat, das original bleiben sollte. Aber der Virus ließ den 31-Jährigen nicht los: „Ein 'Spaßauto' musste her und am besten mit H-Zulassung...“.

Der 116er als typisch deutsches Auto

Also machte sich der gelernte Karosserie- und Fahrzeugbauer auf die Suche nach einem geeigneten Untersatz. Immer mehr gefielen ihm die Autos aus den 70er Jahren und am besten mit dezentem Tuning. Dazu sollte der Oldtimer solide, robust, alltagstauglich und die Ersatzteilbeschaffung einfach sein. Was lag da näher als ein schöner Stern? "Meine Eltern hatten in den 80er Jahren einen 280er/8-Coupé in Babyblau metallic mit weißer Leder-Ausstattung, und das ist mir bis heute gut in Erinnerung geblieben", erklärt Dennis. Und Dennis´ Eltern fahren heute noch Mercedes - einen W124 300TE 24. Dennis selbst hat einmal 2 ½ Jahre als Taxi-Fahrer einen 220 TE (W211) gefahren. Dazu fand er alte Mercedes-Modelle schon immer cool – vor allem die Baureihe 116: „Das Modell erinnert mich immer an meine Kindheit, typisch deutsch mit viel Geld“.

Und nun ging die Suche los. Es wurden die einschlägigen Seiten im Netz durchsucht, bis Dennis und seine Frau Linda bei eBay bzw. Mobile den 450 SEL der Baureihe 116 gefunden hatten. „Der Wagen war in einem guten, gebrauchten Alter, entsprechendem Zustand mit Lackmängeln, kleinen Beulen und war hier und da mal geschweißt worden“, erklärt Dennis. Eigentlich entsprach der 450 farblich gar nicht der Vorstellung der Beiden: „Wir wollten etwas Typisches aus den 70er-Jahren haben - 'Ikonengold' oder 'Milanbraun metallic' wäre schon geil gewesen.“ Die Farbkombination außen weiß mit braunem Lederinterieur hat den beiden jedoch auch sehr gut gefallen, so dass der Deal gemacht wurde.

Tuning zeitgenössisch: Felgen & Fahrwerk

Das Gute war, dass der Wagen technisch in einem passablen Zustand war, so dass Dennis nicht viel tun musste. Dass er den Mercedes-Benz nicht so original wie beim Kauf lassen wollte – Stichwort zeitgenössisches Tuning - war aber klar! Neben einer 80-mm-Tieferlegung des Fahrwerks, das nun mit H&R-Federn und Bilstein-Gasdruckdämpfern ausgestattet ist, sollte die Limousine auch auf ordentlichen Rädern stehen. Dennis´ Wahl fiel auf fast schon klassische BBS-Felgen in 8x16“ vorne und 10x16" hinten, die mit Bridgestone Reifen in 205/55 R16 vorne bzw. 245/45 R16 hinten bezogen wurden. Die Umbauarbeiten sowie die Installation des AMG-Frontspoilers erledigte der Kölner selbst oder mit Hilfe seines Stiefvaters, der selbstständiger Kfz-Meister ist.

Unter der Haube des116ers sollte auf jeden Fall ein V8 stecken, Dennis und seine Frau mussten sich aber mit dem 4,5-l-Einspritzmotor und 226 PS begnügen: „Der 'Sechsneuner' wäre zwar immer ein Traum, aber für kleines Geld gibt es nichts Anständiges mehr und bei Servicestau ist das Auto ein Fass ohne Boden“, erklärt der 31-Jährige.

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Auf der Suche nach der Geschichte der S-Klasse

 

„Leider hat der Wagen keine Historie, aller das, was ich hatte, war die Datenkarte vom Wagen“, erzählt der Kölner, der schließlich den Namen und Wohnort des Erstbesitzers „google“-te und Adresse und Telefonnummer herausfand. „Nach über 30 Jahren wohnte dieser immer noch am gleichen Ort“, erinnert sich Dennis, der nach anfänglichem Zögern dann doch das Telefon schnappte: „Es meldete sich wirklich der Name, der auf der Datenkarte stand, es war eine sehr nette, alte Dame“, berichtet Dennis.

Der Mann war allerdings ein Jahr zuvor im Alter von 83 Jahren verstorben. Leider hatte der Erstbesitzer keinen Wert auf ein Serviceheft gelegt, und nach zehn Jahren hatte er den Wagen bei Mercedes wieder in Zahlung gegeben, aber die Dame hatte in ihren Unterlagen noch den originalen Kaufvertrag von 1978 - „Somit hat die Historie wenigstens einen Anfang“, meint Dennis.

Dennis und seine Frau fahren meistens am Wochenende bei schönem Wetter und auch zu diversen Veranstaltungen oder zusammen mit ihren Freunden aus der „Schöne Autowagen IG“. „Es gibt lustige Situationen, wenn man mit diesem Wagen unterwegs ist“, erzählt Dennis, „auf den Autobahnen wird oft 'Daumen hoch' gezeigt, meist von der älteren Generation. Aber dadurch, dass der Wagen tiefergelegt ist und zeitgenössische Felgen hat, spricht der Wagen auch jüngere Leute an.“



Text & Fotos: Thomas Frankenstein

Mercedes-Fans Facts

1978er Mercedes-Benz S-Klasse 450 SEL (V116)



Antrieb: V8, 4.520 ccm, 225 PS / 165 kW bei 5.000 U/min, 370 Nm bei 3.250 U/min, mechanisch geregelte Einspritzanlage (K-Jetronic); 3-Gang-Automatikgetriebe, Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit Doppel-Querlenker-Achse, H&R-Schraubenfedern, Bilstein-Gasdruckdämpfer, Tieferlegung ca. 80 mm, Drehstab-Stabilisator, Scheibenbremsen; hinten Diagonal-Pendelachse mit Anfahrmoment- und Bremsnick-Abstützung, H&R-Schraubenfedern, Bilstein-Gasdruckdämpfer, Tieferlegung ca. 80 mm, Drehstab-Stabilisator, Scheibenbremsen

Räder: Leichtmetallfelgen BBS, vorne dreiteilige RS023 in 8x16“, hinten dreiteilige RS058 in 8x16“ mit Bridgestone S-02 in 205/55 R16 vorne und 10x16" mit 245/45 R16 hinten

Sonstiges: AMG Frontspoiler, Kühlergrill und unterer Lufteinlass schwarzglänzend lackiert, 6.9-Schriftzug, Radlaufchrom, Lederausstattung (Farbe:Tabak), Blaupunkt-Radio / ACR 920 (Kassettenteil im Handschuhfach)

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