Die Rote Sau genießt ihren Legendenstatus

Mercedes-Benz 300 SEL AMG 6,8 – Nur etwas für harte Typen!

Die Rote Sau genießt ihren Legendenstatus: Mercedes-Benz 300 SEL AMG 6,8 – Nur etwas für harte Typen!
Erstellt am 1. September 2017

„50 Jahre AMG!“ Schon ein halbes Jahrhundert werden in Affalterbach Leistungssportler und Highperformance-Automobile entwickelt. So ist es an der Zeit einen der bekanntesten und legendärsten AMG-Modelle aller Zeiten – wenn nicht sogar den Ur-AMG „herauszukramen“! Die Rede ist vom Mercedes-Benz 300 SEL AMG 6,8 oder auch besser bekannt als die „Rote Sau“! Die brachiale S-Klasse nimmt in der Historie von Mercedes-Benz und AMG eine ganz besondere Rolle ein, und so ist es schon Ironie der Geschichte, dass ausgerechnete jenes Fahrzeug - das am Welterfolg der Marke AMG einen großen Anteil trägt - verschollen oder höchstwahrscheinlich verschrottet ist.

Spa Francorchamps 1971 – Zum 23. mal findet das 24h-Rennen in den Ardennen statt. Die Affaltberbacher Tuningschmiede AMG stellt mit dem 300 SEL AMG auf den ersten Blick einen Außenseiter vor. Zwischen den Tourenwagen der anderen Hersteller – darunter Ford Capri RS, BMW 2800 CS, Chevrolet Camaro, Opel Commodore und Alfa Romeo GTA - wirkt der AMG sehr groß, bullig und schwerfällig. Umso überraschender der Erfolg der Roten Sau. Die beiden bis dato noch eher unbekannten jungen Fahrer Hans Heyer und Clemens Schickentanz fuhren mit der feuerroten S-Klasse Limousine in Spa auf Platz 2 im Gesamtklassement und sogar auf Platz 1 im Klassenranking. Damit hat keiner gerechnet! Für das aufstrebende Unternehmen aus Affalterbach ein sensationeller Erfolg und der Durchbruch! 80.000 Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. Die schnelle, rote Limo mit langem Radstand war die Überraschung des Rennens. Schließlich war die Rote Sau zu diesem Zeitpunkt auch der einzige Mercedes im Starterfeld.

„Spa war speziell geeignet für dieses Auto“, meint Clemens Schickentanz. „Nur bei den Schikanen und Spitzkehren wurde es mit dem schweren Auto schwierig! Durch die Eau Rouge, das war purer Nervenkitzel“! Die Rote Sau basiert auf einem W109 und wurde speziell für die Tourenwageneuropameisterschaft ausgebaut und aufgebaut: Aufhängung, Bremse, Federn, Luftfedern, Getriebe sowie Wandler wurden angepasst. Alles was innerhalb des Reglements erlaubt war wurde optimiert, angepasst und verbessert. Um Gewicht zu sparen, wurde selbst an der Vergaservorwärmung gespart. Dementsprechend war der 300 SEL nur mit reichlich Bremsenspray aus der Spraydose ans Laufen zu bekommen. Brachial die Fahrleistungen der Roten Sau: V8, 428 PS, 620 Nm und 265 km/h Spitze sind eine Marke!

Beim Rennverlauf setzte Clemens Schickentanz eine erste Duftmarke. Der 27-jährige holte im Training alles aus der S-Klasse raus und stellte das Auto auf einem starken fünften Startplatz ab. Gleich zu Beginn des Rennens konnte Hans Heyer das Auto auf Platz 3 vorfahren. Nach 24 aufbrausenden Stunden fuhr die Rote Sau direkt hinter dem Ford Capri über die Ziellinie. Über 300 Runden, keine technischen Defekte - Eine Legende war geboren!

Hans Heyer erinnert sich: „Wir wussten, dass wir gewinnen konnten, nur die anderen wussten es noch nicht! Auf der Geraden war die AMG Limousine nicht zu schlagen, doch die weitgehend von der Serie übernommene Bremsanlage war mit dem Gewicht des Wagens (1635 Kilogramm) ein wenig überfordert. Aber auf dem alten Kurs von Spa hatten die Scheiben ja viel Zeit sich abzukühlen, und auf den langen Geraden, da kriegte uns keiner“

Aber woher kommt denn nun der Name „Rote Sau“ eigentlich? Fakt ist, das Auto wurde von den AMG-Fahrern, Mechanikern oder Teammitgliedern nie „Rote Sau“ gerufen. Clemens Schicktentanz ist sich sicher: „Den Namen bekam die Rote Sau durch die Presse und Journalisten. In den ersten 20 Jahre hat noch niemand von der Roten Sau gesprochen. Der Name kam erst später.“

Übrigens: Mittlerweile gibt es auch einen Nachfolger der Roten Sau. Zum 50 jährigem Jubiläum von AMG hat sich das Gumball-Team Masters Of Speed um Teamchef und Mercedes-Fan Ron Bussink etwas ausgefallenes ausgedacht. Als Reminiszenz an das Original baute er einen AMG GT R im gleichen Look! Die Rote Sau 3.0! Die Rote Sau 3.0 ist für im Auftrag von der Sportstiftung Laureus für den guten Zweck unterwegs und sammelt auch bei Rallyes wie bei der Gumball oder der MIB-Rallye fleißig Geld für den guten Zweck ein.

Nach dem Erfolg in Spa wurde der Ur-AMG später an das französische Unternehmen „Matra“ verkauft. Dort wurde die Rote Sau für Flugzeugreifentests eingesetzt. Ende der 80er hatte die S-Klasse dann ausgedient und wurde wohl zu Beginn der 90er endgültig verschrottet. Natürlich gibt es inzwischen zahlreiche – sehr gute – Nachbauten der Roten Sau. Eines davon fand dieses Jahr mit „Original-Rote-Sau-Fahrer“ Clemens Schickentanz den Weg zu SCHÖNE STERNE®. Ein Stück echte Mercedes- und AMG-Geschichte beim Mercedes-Event in Hattingen. Die Besucher waren beeindruckt.

Datenblatt

Modell: Mercedes-Benz 300 SEL AMG 6,8

Leistung: 250 PS bei 4.000/min

Hubraumerhöhung von 6.330 auf 6.835 cm3 brachte einen Leistungszuwachs auf 428 PS bei 5500/min und einen Drehmomentanstieg von 500 auf 620 Nm

Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h

10 x 15 bzw. 12 x 15 Zoll großen Magnesiumfelgen

Gewicht von ursprünglich 1830 auf 1635 Kilogramm abgesenkt

35 Bilder Fotostrecke | Die Rote Sau genießt ihren Legendenstatus: Mercedes-Benz 300 SEL AMG 6,8 – Nur etwas für harte Typen! #01 #02

 

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