In Braunlage im Harz wird eine neue Transporter-Modellreihe mit den Typen 207 D, 208, 307 D und 308 der Presse vorgestellt. Die Produktion der intern TN (Transporter Neu) genannten Baureihe ist bereits im Januar im Werk Bremen angelaufen.
Als den "Mercedes unter den Transportern" kündigt Daimler-Benz das neue Fahrzeugkonzept an, das unter der Bezeichnung "TN" (Transporter neu) im Jahr 1977 mit Gesamtgewichten von 2,5 bis 3,5 Tonnen an den Start geht. Die markanten Kurzhauber – bald auch um eine Variante mit 4,6 Tonnen Gesamtgewicht erweitert und später in Düsseldorf gefertigt – erleben eine Produktionszeit von 18 Jahren und setzen bis in die Mitte der 1990er Jahre hinein Maßstäbe. Beim Design spielen sie mit ihren abgeschrägten Seitenfenstern gar den Vorreiter für das gesamte Lkw- und Transporterprogramm.
Die besondere Betonung der Marke ist mit Bedacht gewählt. Stärker denn je soll die neue, extrem vielseitig konzipierte Baureihe TN bei Fahr- und Bedienungskomfort die Brücke zum Pkw schlagen.
Die Globalisierung im heutigen Sinn nimmt damals ihren Anfang und drückt in gewisser Weise auch der neuen Transporterreihe ihren Stempel schon auf. Breiter als in jeder anderen Fahrzeugklasse ist der Anwendungsbereich der im Werk Bremen produzierten und folglich schnell als "Bremer" titulierten Transporter gefasst. Diese Fahrzeuge haben sich als großräumiger Personenwagen, vielsitziger Kombi oder Omnibus ebenso zu bewähren wie als Wohnmobil, Kranken- oder Rettungswagen oder als Lastenesel in Form von Kastenwagen, Pritschenfahrzeug oder Kipper.
Breit gefasstes Spektrum

Als weitere Tugenden verlangt das Lastenheft von der neuen TN-Reihe mit den Typen 207 und 307 D sowie 208 und 308 aber außerdem hohe Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit, Wartungs- und Reparaturfreundlichkeit sowie eine rationelle Fertigung, zu der eben auch eine zusätzliche Eignung für CKD-Montage (completely knocked down) zählt. Es zahlt sich aus, dass die Entwickler die nötige Zeit für diese schwierige Aufgabe investiert haben: Die neuen Transporter machen zum Beispiel bald dadurch von sich reden, dass ihnen Kinderkrankheiten so gut wie fremd sind.

Leichtes Spiel für die Mechaniker

Aus Fahrer- und Beifahrersicht ist der Motor unter der Haube aber auch deswegen besonders gut aufgehoben, weil er damit keinen Platz im Innenraum wegnimmt: Problemlos gestaltet sich im Bremer Transporter der Durchstieg zur Seite sowie im Kastenwagen der Turn nach hinten in den Laderaum.
Auch für die Rückkehr zum klassischen Hinterachsantrieb sprechen mehrere Gründe, schließlich braucht ein Nutzfahrzeug Traktion. Und die ist eben im Zweifelsfall am besten dort, wo auch die Ladung ihren Platz hat und das meiste Gewicht auf die Achse drückt: hinten also. Aus wirtschaftlicher Sicht empfiehlt sich der Hinterachsantrieb per Kardanwelle auch deswegen, weil Daimler-Benz bei dieser Bauweise ohne weiteres auf die in Großserie hergestellten Schalt- und Automatikgetriebe zurückgreifen kann. Und schließlich stellt das neue, selbsttragende Karosseriekonzept (Verbundbauweise des Rahmens mit dem Kastenaufbau) sicher, dass die Ladekante trotz Hinterachsantrieb das gewünschte niedrige Niveau erreichte.
Markantes, aber sachliches Design

Charakteristisch für Kombi, Bus und Kastenwagen ist zudem der seitlich hochgezogene Dachrahmen, der dem Ensemble nicht nur einen gewissen stilistischen Pfiff verleiht, sondern auch die Verwendung großer Türen mit einheitlichen Abmessungen ermöglicht. Grundsätzlich reichen die hinteren Flügeltüren bis unters Dach und geben zudem nahezu die gesamte Breite des Laderaums frei: Auch für Ladung sperriger Natur ist der Bremer Transporter bestens gerüstet. Als Sonderausstattung liefert das Werk außerdem seitliche Schiebetüren wahlweise links, rechts oder beidseitig, sowie anstelle der serienmäßigen Doppelflügeltür am Heck mit 90° bis 180° Türöffnungswinkel ein Pendant mit 270° Öffnungswinkel.

Kräftige Motoren, fünf Schaltstufen im Getriebe

Wahlweise steht ab 1982 zudem für alle Gewichtsklassen der neue Fünfzylinder OM 617 mit 3,0 Liter Hubraum zur Wahl, der es auf eine Leistung von 65 kW bringt. Auch beim Benziner klettert die Leistung: 70 kW mobilisiert der Vergasermotor M 102, der ebenfalls ab 1982 in allen Gewichtsklassen verfügbar ist. Mit den neuen Motoren lösen gleichzeitig Fünfganggetriebe die ursprünglichen Viergang-Schaltboxen ab, und auch eine Viergang-Automatik gibt es ab dieser Zäsur.
Solchermaßen auf der Höhe der Zeit gehalten, machen sich die Bremer Transporter gut. Allein bis 1986 hat sich die Zahl der verkauften Einheiten knapp an die Marke von einer halben Million verkaufte Einheiten herangepirscht. Nur tragen sie die Bezeichnung "Bremer" zu diesem Zeitpunkt streng genommen schon nicht mehr zu Recht, da der Konzern die Produktion der TN-Reihen bereits in den Jahren 1983 und 1984 endgültig zur Fertigung der Großtransporter nach Düsseldorf verlegt hat, um das ehemalige Borgward-Werk in Bremen für die Pkw- und Kombiwagen-Produktion nutzen zu können. Schon ab 1980 hat das Werk Düsseldorf den T1 parallel zu produzieren begonnen.
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