Rechtslenker-Mercedes-Benz sind nicht allzu häufig auf Messen oder Veranstaltungen zu sehen, erst recht, wenn sie wie der hier gezeigte W23 Typ 130 aus den 1930er Jahren stammen. Bereits 1934 brachte Mercedes-Benz den 130 auf den Markt. Die Besonderheiten des kompakten Automobils der Baureihe W23 war unter anderem der fehlende Mercedes-Benz typischer Kühlergrill. Den brauchte man nämlich nicht, denn der Motor der kompakten Mercedes saß nicht vorne sondern wie beim VW Käfer im Heck!

Als der Mercedes-Benz 130 im Februar 1934 auf der Automesse in Berlin gezeigt wurde, steckte ein 1,308 ccm Motor unter der hinteren Haube. Was das H in der Modellbezeichnung erklärt! Der Vierzylinder Boxer war längst montiert und beschleunigte den nur 980 kg leichten Stern auf eine Höchstgeschwindigkeit von 92 km/h.

Der 130 H ist der Käfer von Mercedes

Der 130 H war als Limousine und Cabrio-Limousine erhältlich und trägt deutliche Einflüsse von Ferdinand Porsche, der schon 1927 als damaliger Design- und Entwicklungschef an einem luftgekühlten und Heckmotor angetriebenen Mercedes arbeitete und ohne Zweifel die Inspiration für den späteren Volkswagen Typ 1 war. 1929 ersetzte Hans Nibel Porsches Position und zeichnet für die Entwicklung des 130 verantwortlich.

Zwei Jahre nach Einführung implantierte man eine verbesserten Motor mit 1,7 Liter Hubraum, doch der “Mercedes-Benz Beetle” kam bei den Kunden nicht wie gewünscht an. Nach 4298 Exemplaren stoppte Daimler die Produktion.

Nur zwei Jahre und 4298 Exemplare gebaut

Das hier gezeigte Modell stammt aus Australien. Der Rechtslenker-Mercedes kam bereits 1993 von der anderen Seite der Welt in das Mercedes-Benz Museum Stuttgart. Der 130er war bereits restauriert, doch Motor, Bremsen und einige Teile der Karosserie sowie die Elektrik bekamen nochmals eine Auffrischung!

Von Australien nach Stuttgart

So wurde der Vierzylinder von Motorentechnik Braun neu aufgebaut. Schließlich erhielt der Mercedes-Benz noch die Zweifarblackierung in hellem und dunklerem Braun, das sowohl die Formen der aerodynamischen Karosserie hervorhebt, als auch gut zum hellbrauen Leder-Interieur passt.

Der 1934er Mercedes-Benz 130 H stand auf der RM Auction in London zum Verkauf. Die Versteigerung des seltenen Mercedes-Benz Oldtimer endete bei 33.600 britischen Pfund, was ungefähr 40.430 Euro entspricht.



Text: Thomas Frankenstein

Fotos: Tom Wood

Mercedes-Fans Facts

1934 Mercedes-Benz 130 H (W23)



Antrieb: SV-R4, Heckmotor, 1308 ccm, 26 PS bei 3400 U/min, Steigstromvergaser Solex; 3-Gang-Schaltgetriebe mit zusätzlichem Schnellgang; Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, je 1 Querfeder oben und unten, Hinten Pendelachse, Schraubenfedern

Räder: 5,00-17“

Sonstiges: 4298 Exemplare,

14 Bilder Fotostrecke | Der Käfer von Mercedes: Rechtslenker, Heckmotor, aber ein Stern! 1934er Mercedes-Benz 130 H (W23) #01 #02