Gesunkener Stern: 1971er Mercedes-Benz 250.8 W114

Tiefempfundenes Autoglück

Gesunkener Stern: 1971er Mercedes-Benz 250.8 W114: Tiefempfundenes Autoglück
Erstellt am 13. August 2021

Ganz große Hochgefühle für einen extrem tief gelegten Mercedes - das ist, was Patrick Schäfer für seinen Mercedes-Benz 250.8 Baujahr 1971 empfindet. Wem der Strich-Acht der Baureihe W114 unter die Augen kommt, der teilt oftmals Patricks Sichtweise auf die Limousine, wenn auch er feststellt: „Da bisse platt!"

Mercedes hungrig und Luftfahrwerk gierig: Patrick hat Bock auf den Strich-Acht und große Lust auf low. Denn der Benz ist richtig schön und low ist lässig.

Im Rückspiegel: Mercedes-Benz Strich-Acht

Im Januar 1968 stellte der Erfinder des Automobils neue Sterne als „Die neue Mercedes-Benz Generation“ erstmals der Weltöffentlichkeit vor. Bei den Debütanten handelte es sich um völlig neu entwickelte Limousinen der oberen Mittelklasse, welche die 1961 eingeführten „Heckflossen“-Limousinen mit Vierzylindermotoren (W 110) ablösten. „Die neue Mercedes-Benz Generation“ teilte sich auf in zwei Baureihen auf. Alle Vierzylinder- und Fünfzylindertypen fasst die Baureihe W115 zusammen; der Baureihe W114 sind die Varianten mit Sechszylindermotoren zugeordnet.

„Die neue Mercedes-Benz Generation" wurde ratzfatz unter dem Begriff „Strich-Acht“ populär. Der Beiname basiert übrigens auf dem Zusatz „/8“, der in der Typenbezeichnung auf das Erscheinungsjahr 1968 hinweist und - vor allem im internen Gebrauch - zur Unterscheidung von den Vorgängermodellen diente. Die Modellreihe aus der Ahnenreihe der E-Klasse überzeugte mit einer klaren Formensprache sowie einem gegenüber der Oberklasse eigenständigen Design.

Die von classic analytics ermittelten Preise beziehen sich auf eine originales Modell ohne die hier erfolgten Umbauten.

Der Erfolg des „Strich-Acht“ war einfach großartig. Diese Baureihe avancierte zum ersten Millionenseller der Marke Mercedes-Benz. Bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1976 wurden mehr als 1,8 Millionen Limousinen plus 67.000 Coupés gefertigt.

Seit 2016 gehört Patrick zum Strich-Acht-Fahrerlager. Ein Mercedes-Fan ist der 32jährige Kfz-Mechatroniker aber schon viel länger - genauer gesagt seit seiner Geburt. Denn Patricks Vater fuhr ausschließlich Autos mit Stern. ‘Von der Wiege bis zur Bahre kommt nur ein Benz infrage‘, könnte man mit Blick auf Vater und Sohn Schäfer sagen. Aber 100 % original wollte Patrick seinen Strich-Acht dann doch nicht haben.

Hoch soll der Strich-Acht leben - aber tief muss er liegen

Sein Kult-Klassiker ist derart bodennah per G-Ride-Luftfahrwerk (Steuerung von AccuAir) tiefer gelegt, sodass seine Mercedes-Limousine eigentlich mehr der „Unterschicht“ als der oberen Mittelklasse, zu welcher die Baureihe W114/W115 de facto gehört, zugerechnet werden muss. Eindeutig hochklassig ist freilich die optische Präsentation der Luftfahrwerkskomponenten im Gepäckfach gelungen. Hier hat Patrick ganze Arbeit geleistet.

Apropos ganze Arbeit: Den angemockten Innenraum des Strich-Acht brachte der MIB wieder ordentlich auf Vordermann. So wechselte er das nicht mehr hübsche Holzdekor gegen ansehnlichen Ersatz aus. Ferner wurde der Schaltknauf ausgewechselt und die Sektion „Volant“ auf Originalzustand zurückgebaut.

Putzige Bestandspflege

Auch als Saubermann hat sich Patrick um seinen Benz verdient gemacht, denn der Innenraum des 76er 250.8 hatte eine porentiefe Grundreinigung bitter nötig. Der Kampf gegen Gilb, Schmock und Flecken hat sich freilich ersichtlich gelohnt. Wie sich das Innerste des Mercedes-Benz heute dem Betrachter präsentiert, ist es die reinste Augenweide. Die schöne Ansicht des klassischen Looks wird übrigens auch von der vorhandenen neuzeitlichen Unterhaltungselektronik nicht gestört. Das moderne JVC-USB-Radio, das sich über Retro-Boxen zu Gehör bringt, macht sich nämlich hinter dem Handschuhfachdeckel sozusagen unsichtbar.

Während die Tieferlegung des Mercedes in der Standposition sehr extrem ins Auge fällt, schaut die rot kolorierte Karosserie (Erstlackierung, der Originallack wurde nur tüchtig aufpoliert) ansonsten völlig "strichachtig" aus. Ergänzungen bzw. Änderungen hat das Exterieur nicht zwangsläufig nötig, meint Patrick. Diesen Standpunkt dürften die meisten Strich-Achter-Begeisterten wohl teilen.

Extra gut auch ohne Extra-Designparts

Auch ohne zusätzliche Stylingparts ist und bleibt Patricks Strich-Acht ein attraktiv anzusehendes Automobil. Für eine Extraportion Augenmagnetismus ist in Form der Fuchs-Barock-Felgen gleichwohl gesorgt. Bei den Rädern der Dimension 8,75 x 17 VA und 9,5 x 17 HA handelt es sich nämlich um auf Dreiteiler umgebaute Rundstücke, die zudem hochglanzverdichtet sind und deren Verschraubung eine 24-Karat-Vergoldung aufweist. Blendend gemacht, oder?. Da soll doch mal einer außerhalb des MIB-Lagers es wagen zu sagen, dass ein alter Strich-Acht heutzutage keine Ausstrahlung mehr haben könne.

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