Eine unendliche Geschichte: Mercedes W201

Am 92er Mercedes 190E wird munter geschraubt

Eine unendliche Geschichte: Mercedes W201: Am 92er Mercedes 190E wird munter geschraubt
Erstellt am 23. Februar 2018

2011 stellte Mercedes-Fans.de den W201 von André Fischer erstmals vor. Seinerzeit innen wie außen bereits aufwändig modifiziert, sollte man (damals) meinen, dass bei diesem Projekt definitiv nicht “mehr“ geht. Doch weit gefehlt! Denn in der Zwischenzeit legte André doch tatsächlich nochmals nach und bescherte dem kompakten Benz ein überarbeitetes Facelift.

Keine halben Sachen

Der Ratschlag “weniger ist mehr“ ist ein allseits bekanntes Plädoyer für ein wohlausgewogenes Augenmaß, wenn es um Gestaltung und Design geht. Doch André mochte eben dieses Votum nicht beim Styling seines Mercedes 190E gelten lassen. Im Gegenteil: Der Mahnung zur sparsamen Verwendung von optischen Effekten hält er seine persönliche Maxime für einen ausdrucksstarken Look entgegen. Und diese lautet ganz offensichtlich: „Wenn schon, denn schon!“

Wir erinnern uns...

Freilich war einem ungebremsten Schrauber-Elan gleichsam Tür und Tor geöffnet, als André den Mercedes vor immerhin 19 Jahren erwarb. Dabei handelte es sich um einen arg lädierten W201, dessen Frontschaden lediglich notdürftig repariert worden war, um die Zulassung zum Straßenverkehr aufrechtzuerhalten. „Eine Schönheit war der Benz seinerzeit wahrlich nicht mehr. Doch für einen damaligen Führerschein-Neuling wie mich bot sich dadurch die Gelegenheit, an ein günstiges Einsteiger-Auto zu gelangen“, erinnert sich der Sachse.

Der W201 kommt auf den Prüfstand

Einige Jahre kurvte Jung-André mit seinem grundsoliden Mercedes 190E sorgenfrei durch die Lande, bis sich dann doch die ersten Anzeichen eines fortgeschrittenen Auto-Alters bemerkbar machten. „Nicht nur der seinerzeitige Unfall, sondern auch die hohe Laufleistung waren an dem Benz nicht spurlos vorüber gegangen“, blickt André zurück. „Der Motor zeigte erste Erschöpfungserscheinungen, hier und da fanden sich kleinere Rostblüten unter dem silbergrauen Lack, und auch das Fahrwerk hatte eine Überholung nötig“, fasst der Mercedes-Fan die Ergebnisse einer eingehenden Bestandsaufnahme zusammen.

Darf es etwas mehr sein...?

Doch so mir nichts dir nichts wollte ich mich nicht von meinem ersten Auto trennen. Und so entschied ich mich, den W201 nicht nur zu reparieren, sondern ihn komplett neu herzurichten und gründlich umzustylen“, berichtet der Freiberger. Das Ergebnis macht bereits auf den ersten Blick klar, dass André in Sachen Facelift gerne “in die Vollen“ geht.

Von brav zu scharf in 3½ Jahren

Konzeptionell ging es mir darum, das Image des W201 tüchtig gegen den Strich zu bürsten. Denn trotz seiner beachtlichen Erfolge im Motorsport und trotz der Zielsetzung des Mercedes-Marketings, mit diesem Kompaktmodell gezielt jüngere Käuferschichten für die Marke zu gewinnen, haftet dem 190er das Stereotyp eines eher biederen Rentner-Autos an. Mein Mercedes sollte deshalb betont dynamisch auftreten und insofern gehörig aus jenem Rahmen fallen, in den manche den Mercedes 190 stecken“, schildert André die Zielsetzung seines XXL-Projekts. Um sich in aller Ausführlichkeit der Metamorphose des (vermeintlich) braven Benz zum automobilen Aufreger widmen zu können, meldete der Mercedes-Fan seinen W201 für dreieinhalb Jahre ab.

Sechs Richtige: Ein 3,0-Liter-Motor mobilisiert frische Kräfte

Seither drängelt sich der Mercedes aufgrund seines drall designten Bodys und der knalligen Lackierung (Chrysler-Rot) ins Augenmerk von Passanten und Verkehrsteilnehmern. Doch das wohl herausragendste Merkmal der Verwandlung zum Straßenrenner steckt unter der Haube. Denn statt des einstmals hier verbauten 2,0-Liter-Motors wummert dort der implantierte Sechszylinder eines Mercedes E300 (W124). „Von den Abmessungen her passt das 220 PS leistende Aggregat problemlos in den Motorraum“, erläutert André, der allerdings das Getriebegehäuse entsprechend anpasste und die Kardanwelle kürzte.

Never change a winning Team

Weil der 3,0-Liter Block und sein 190er so gut miteinander harmonieren, hat André dem Motorraum nur noch kleinere optische Verfeinerungen angedeihen lassen. Zumal sich die technische Aufrüstung als standfeste Lösung erwies. Denn zwei Elektro-Lüfter, ein neuer Kühler mit Ausgleichsbehälter und ein größerer Ölkühler lassen bei dem umfassend revidierten Sechszylinder keine thermischen Probleme aufkommen. Darüber hinaus bereichern das Cleaning (Kühler, Behälter und Kühlschläuche wurden neu verlegt sowie der originale Luftfilterkasten eingebaut) und farbliche Akzente (Motor matt lackiert, etliche Parts in Carbon-Optik oder verchromt, Riemenscheibe glanzlackiert) die Szenerie zwischen den Stehwänden.

Attraktive Äußerlichkeiten

Das aufreizende Karosseriekleid kündet unverhohlen vom enormen Offensivgeist des Mercedes. „Nunmehr wirkt das Erscheinungsbild aber insgesamt harmonischer“, findet André und verweist auf die überarbeitete Motorhaube (hier wurden die einstmals platzierten Eigenbau-Hutzen wieder entfernt) mit angeschweißtem Grill und W124-“Buckel“, die mittlerweile geglättete Rieger-Front, die 16V-Seitenschwellerleisten, die Golf-2-Radlaufverbreiterungen und die gelb getönten Scheinwerfergläser. Unverändert ist hingegen die imposante Heckansicht mit Rieger-Schürze samt Eigenbau-Diffusor geblieben.

In den prägnanten Sport-Style fügen sich die mit 215/40er Vredestein-Pneus gesattelten O.Z.-Felgen in 17 Zoll stimmig ein. Breitere Distanzscheiben (jetzt 2 x 15 mm vorne und 2 x 35 mm hinten) und eine durch das H&R Cup-Gewinde bewirkte Tieferlegung um 60 mm helfen der Rad-Reifen-Kombi, die durch die Golf-Ansätze geweiteten Gehäuse satt zu füllen.

Aaah!-Effekt dank Alcantara

Kein Update weisen der Innenraum und das reichhaltig bestückte Incar-Entertainment auf. Aber was wollte man bei diesem eindrucksvollen Potpourri aus zweifarbigen Alcantara-Bezügen, welche OMP-Sitze, Rückbank, Türverkleidungen nebst Eigenbau-Doorboards, Hutablage, Armaturenträger und Mittelkonsole einhüllen, auch besser machen? Als weitere Hingucker fungieren das W124-Lenkrad, die mit Plasma-Scheiben aufwartende Instrumentierung (E300), die vielen per Tauchbad in Carbon-Opik gepimpten Parts (Schalter, Lüftungsgitter, Gurtdurchführungen, Fensterkurbeln, Sitzverstellhebel) und etliche in Eigenarbeit fabrizierte Teile (Schalthebel und Handbremshebel aus Alu sowie Edelstahl-Einstiegsleisten).

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Mercedes-Fans Technische Daten

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 190E (W201)

Baujahr: 1992

Motor: Nachgerüsteter Sechszylinder (E300, W124), Hubraum: 2960 ccm, Leistung: 220 PS, Viscolüfter durch zwei Elektro-Lüfter ersetzt, Kühler mit Ausgleichsbehälter, größerer Ölkühler, Zündspule versteckt verbaut, Getriebegehäuse angepasst, Kardanwelle gekürzt, Aggregat matt lackiert, etliche Parts in Carbon-Optik (Tauchbad), Riemenscheibe glanzlackiert, zahlreiche Teile verchromt, Supersprint-Mittelschalldämpfer und Endschalldämpfer (auf links/rechts umgebaut), Motorraum gecleant

Getriebe: Manuelles-Schaltgetriebe

Bremsen: Gelochte Zimmermann-Bremsscheiben vorne (280 mm)

Räder: O.Z. „Alleggerita“, 8 x 17 ET35 vo/hi

Reifen: Vredestein „Ultra Sessanta, 215/40-ZR17 vo/hi

Fahrwerk: H&R-Gewinde (Cup-Kit, minus 60/60 mm), Spurplatten rundum: 2 x 15-mm vorne und 2 x 35-mm hinten

Karosserie: Modifizierte Front- und Heckschürze von Rieger (Lufteinlässe vorne geschlossen, Flächen geglättet und Eigenbau-Diffusor hinten), 16V-Schwellerleisten, Motorhaube gecleant, W124-“Buckel“ und Grill eingeschweißt, angepasste Golf-2-Radlaufverbreiterungen, Mattig-M3-Spiegel, 16V-Dachantenne, Klarglasscheinwerfer gelb foliert, Lackierung in Chrysler-Rot

Innenraum: Zweifarbige Alcantara-Komplettausstattung inkl. Türverkleidungen, Armaturenträger, Konsole und W124-Lenkrad; Instrumentierung mit Plasmascheiben, Handbrems- und Schalthebel aus Alu, OMP-Sitze, Schroth-Gurte, etliche Parts in Carbon-Optik (Tauchbad): Eigenbau-Türgriffe aus GFK, Schalter, Lüftungsgitter, Gurtdurchführungen, Fensterkurbeln, Sitzverstellhebel; Eigenbau-Einstiegsleisten aus Edelstahl

ICE: Alpine-Headunit mit Touchscreen, Alpine-Soundprozessor, 1-Farrad-Kondensator, 2 x Endstufen (Emphaser und Alpine), Dreiwege-Frontsysteme (DLS), Eigenbau-Doorboards, Zweiwege-Lautsprecher im Heck (Ground-Zero), 2 x Audio-System-Woofer im Gehäuse, Subwooferpegel-Fernbedienung im Aschenbecher der Mittelkonsole, Kofferraumausbau mit Alcantara

1 Kommentar

  • Fünfhunderter

    Fünfhunderter

    Es gab Zeiten da sagte man zu schade zum fahren. Heute gilt genau bei solchen Schönheiten. RAUS AUF DEN ASPHALT. Denn genau da gehört der Wagen hin. Ein echter Traum. Gratuliere. Die Mühe und Zeit haben sich bezahlt gemacht. An diesen Beispielen zeigt sich die Nachhaltigkeit der 70iger und 80ziger Modelle. Und das gilt in diesem Zeitrahmen nicht nur für die Modelle von Mercedes. Gruß Matthias Sitzler

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