Wenn ein Mercedes-Benz 190 böser als böse ins Auge geht, dann wird es sich wohl um den „Evil Evo“ von F7lthy handeln. Um Entwarnung zu geben: Es besteht für Mercedes-Fans, die ausschließlich das Original lieben, kein Grund zur Schnappatmung. Ein echter Evo II mutierte hier nämlich nicht zum W201-Frankenstein. Gleichwohl diente der legendäre Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II der ausführenden US-Tuningwerkstatt namens F7LTHY als ideelle Vorlage für einen Umbau, für den die Beschreibung „Übertreibung“ wirklich untertrieben ist. Am Evil Evo ist so ziemlich alles im XXL-Übermaß vorhanden. Auch die Leistung. 1.000 PS plus X kann der von US-Motortuning-Spezialist Texas Speed aufbereitete Chevrolet-V8-LS3 Motor auf den Antrieb wuchten.
Rückspiegel: Mercedes Benz Evo II
Der Evo Evil von F7LTHY gehörte zu den Eye Catchern der SEMA 2019 in Las Vegas und ist ist eindeutig eine Homage an den Kultklassiker 190 E 2.5-16 Evolution II. Dieser Sportwagen erlebte seine Weltpremiere auf dem Genfer Automobilsalon 1990. Mit seinem 235 PS starken 2,5-Liter-Motor beschleunigt der EVO II in 7,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 250 km/h. Der Evo II, von dem 502 Exemplare als Zulassungsquote für den Rennsport gebaut wurden, beeindruckte seinerzeit aber nicht nur mit seinen Fahrleistungen, sondern auch mit seiner markanten Erscheinung. Ein beachtlicher Heckspoiler und stattliche Kotflügelverbreiterungen bescherten dem Stern ein einmaliges Erscheinungsbild.
Der Bad Baby Benz wird präsentiert von der 6. MIB-RALLYE
Evo II reloaded
Original-Evo-Verehrer brauchen nicht zu einem Medikament zur Blutdrucksenkung greifen, denn - wie bereits gesagt - ist ein echter Evo II diesem Umbau nicht geopfert worden. Der Evil Evo entstand auf Basis 1993er Mercedes 190e 2.6.
Der erste Schritt zur Transformation zum bösen Superstern war die komplette Zerlegung des 93er W201. Dann begann die Metamorphose zum. Tim Lajambe von F7LTHY erzählt: „Als erstes entfernten wir die vorhandene Aufhängung und den hinteren Hilfsrahmen und setzten die vorderen Achsschenkel und Bremsen sowie den gesamten hinteren Hilfsrahmen aus einem Mercedes-Benz SL 600 (R129) in der Hoffnung ein, dass das Auto die angedachte ultimative Kraftentfaltung aushalten kann."
Breit ist allright
De facto wurde durch diese Prozedur die hintere Spur des Mercedes 190 erheblich vergrößert, was aber F7LTHY sehr gut ins Konzept passte. Und es sollte noch dicker kommen, denn die 18zölligen Fifteen-52 Turbomac-Räder etwa mussten ebenfalls verbreitert werden, damit sie mit 305er Toyo R888R-Semislicks gummiert werden konnten.
1.000 PS müssen drin sein
Bescheidenheit gehört nicht zum favorisierten F7lthy Tuningstil. Tim erzählt: „Wir wollen viel Power in dem Wagen haben. 1.000 PS sollten es mindestens sein. Mit einem unserer Mercedes-Motoren, die wir in der Werkstatt auf Lager hatten, war das nicht zu erreichen. Also entschied ich mich für einen von Texas Speed gepushten LS3-Chevrolet-V8. Zwei Precision-Turbo-Mirror-Image-GEN2-PT6266-Turbolader übernehmen die Beatmung, des mit Heavey-Duty-Parts auf High-Performance-Power ausgelegten Treibsatzes.
Als Schaltwerk kommt ein manuelles Tremec-T56-Magnum-XL-Sechsganggetriebe mit cyrogehärteten Zahnrädern und einer ACE-Rennsport-Doppelscheibenkupplung zum Einsatz.
Der Treibsatz soll mit der jetzt erreichten Leistung von 1.000 PS noch nicht am Ende seiner Kräfte sein. Bis zu 1.600 Pferdestärken könne der V8 produzieren, berichtet Tim. Ob das wirklich so ist? Wer weiß! Einstweilen genügt es uns, dass der starke Stern sein mächtiges Muskelspiel aus Endrohren mit einem Krawallgewitter zu Gehör bringt, die aus den vorderen Kotflügeln hinter den Radlaufverbreiterungen münden.
Nachdem die gesamte Hardware installiert war, wurde der Cerakote-Überrollbügel (Cerakote ist ein extrem robuste Keramiklegierung) eingesetzt und anschließend alle Bleche, die für die Motor- und Getriebeswaps entfernt worden waren, neu angefertigt und angepasst.
Gib ihm
Als Basis für das Bodykit diente Evo-II-Style-Zubehör, das Tim vor fünf Jahren in weiser Voraussicht einmal erworben hatte. „Der Bausatz war aber von eher minderwertiger Qualität und musste massiv überarbeitet und verbreitert werden. So richtig zielführend war der Umgang mit dem Zeug aber nicht. Am Ende musste der größte Teil des Bodykits sowie der Biertheken große Heckflügel, die Motorhaube mit Öffnung zwecks freier Aussicht aufs Triebwerk und die mächtigen Kotflügelverbreiterungen dann doch neu angefertigt werden. Eine Lackierung der Karosserie in Selenitgrau komplettiert den energischen Eindruck des Evil Evo.
Für die Innenausstattung des Evo Evil kamen Carbon-Rennsitze in ferrarirotem Leder zum Einsatz. Ferner hielten ein abgeflachtes Carbon-Volant, ein Digitaltacho und Carbon-Türverkleidungen ihren Einzug in den W201. Und fertig war der Evo, der nicht nur böse genannt wird, sondern dessen Gestalt auch böse ins Auge geht. Keine Frage: Nicht jedem gefällt vermutlich dieser heftige Aufzug. Aber wer für Mutanten etwas übrig hat, der wird den Evil Evo vermutlich mögen. (Fotos: Pat Miller, F7LTHY)
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar