Mit einem 6,0-Liter-V-12 war der 1998er Mercedes SL600 bereits ab Werk mit einem machtvollen Motor ausgestattet. 394 PS gab das Aggregat dem Fahrer an die Hand. Wer mehr amtliche Zwölfzylinderpower wollte, der konnte zum SL70 AMG mit 7.055-ccm-V12 und 496 PS oder zum SL73 AMG mit 7.291 ccm und 525 PS greifen. Aber auch das AMG Angebot war noch zu toppen. Und zwar von einem US-Tuner. Der Veredler  bot mit dem "SL-74-Kit" einen SL 600 an, dessen Motorraum die ultimative Hammerkammer war. Der auf 7,4-Liter aufgebohrte V12 leistete 585 PS und verfügte über 813 Nm max. Drehmoment. Das war vor 22 Jahren eine Hausnummer der Superklasse.

Bescheidenheit kann eine Zierde sein

Zu den bemerkenswerten Eigenschaften des Mercedes-Benz "SL74" gehört nicht nur die beachtliche Leistung. Erwähnenswert ist auch der Umstand, dass der Tuner der Versuchung widerstand, bei seinem Kit für den Benz auch optisch Stärke zu demonstrieren. Zusätzliche Aerodynamikparts? Fehlanzeige. Dick aufgeplusterte Backen und fettes Spoilerwerk? Denkste! Der US-Veredler hielt sich damals an die Maxime: Wenn es um Leistungssteigerung geht, dann braucht ein Sportwagen nur drei Dinge: Hubraum. Hubraum. Hubraum.

Rassiger Roadster 

Das Plus an Leistung des SL 600 resultiert aus der bereits erwähnten Hubraumvergrößerung auf 7,4 Liter. Außerdem wurden Änderungen am Einlass, am Auspuff und an der Motorsteuerung vorgenommen

Während der R129 mit Supersportwagen-Qualitäten inside sich von außen betrachtet kaum als einer von der bärenstraken Sorte zu erkennen gibt, gibt er akustisch jede Zurückhaltung auf - wie der kraftvolle Sound in dem nachfolgenden Video eindrucksvoll zu Gehör bringt.

Video: 1998 Mercedes Benz SL74

Die Karosserie des brilliantsilver metallic lackierten R129 ist bei Auslieferung an den Erstkäufer 1998 mit einem AMG-Stylingpaket versehen gewesen. Nach der Transformation pappte der Tuner dem Ganzen noch sein "74"-Power-Gütesiegel auf. Ein weiteres Insignium der Macht ist das Branding der Auspuffendrohre mit dem Namen des Makers des Mach(t)werks.

Der hier gezeigte Roadster kommt auf 19-Zoll-AMG-Räder mit Hankook Ventus V12 Evo2-Reifen ins Rollen. Die Kraft, die der 7,4-Liter-V12 produziert wird übrigens per der Fünfgang-Automatik an die Hinterräder geleitet.

Der schöne starke Stern kann überall überzeugen

Zu den schönen inneren Werten des Sterns gehören nicht nur Pferdestärken, Hubraum, Drehmoment und die Zahl der Zylinder. Gefallen kann auch sein graues Lederinterieur sowie die Vollausstattung mit Klimaanlage, elektrisch verstellbaren Sitzen mit Memory-Funktion und das AMG-Volant.

Wenn einem so viel Schönes von 1998 wird beschert, was ist das dann 22 Jahre später heute eigentlich (noch) wert? SL-Fahrspaß von dieser außergewöhnlichen Güte lässt sich in diesem Falle recht genau quantifizieren. Denn dieses Fahrzeug mit übrigens nur 50.000 Kilometer auf der Uhr wurde am 19.06.2020 für 90.000 US-Dollar, das sind umgerechnet knapp 80.000 Euro versteigert. (Bilder: Bring A Trailer)

Bildergalerie: 1998 Mercedes Benz "SL74" 26 Bilder Fotostrecke | 98er Mercedes-Benz SL600 "SL74": #01 #02

Autor: Mathias Ebeling