1991er AMG 6.0 Widebody 300 CE Coupé

Blauer Dampfhammer

1991er AMG 6.0 Widebody 300 CE Coupé: Blauer Dampfhammer
Erstellt am 24. Februar 2023

Vor der einhundertprozentigen Übernahme von AMG in die Konzernstruktur von DaimlerChrysler war AMG seit Gründung im Jahr 1967 als eigenständiger Mercedes-Tuner unterwegs. Was immer möglich war und die Kunden haben wollten, wurde von Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher - den beiden Gründern von AMG - in die Tat umgesetzt. Längst kein Unbekannter mehr im Tuning- und Motorsportgeschäft, ließ AMG im Jahr 1984 die Welt aufhorchen. Melcher entwickelt einen völlig eigenständigen Zylinderkopf mit Vierventiltechnik. 1986 implantiert AMG den 5,0-Liter V8 in ein C124 Coupé, das unter dem Kosenamen „The Hammer“ Weltruhm erlangt. Ein Dutzend soll es von diesem Sportwagen gegeben haben. Vor allem in den USA gilt „The Hammer“ als Grundstein für den Mythos AMG. Einen ganz anderen Dampfhammer - aber auch ein seltenes AMG-Exemplar - ist dieser 1991er AMG 6.0 Widebody 300 CE Coupé.

Als am 1. Juni 1967 Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher in Großaspach AMG aus der Taufe hoben, wurden für Mercedes-Fahrer bald die Träume individueller Differenzierung in Sachen Leistungssteigerung und sportliches Zubehör wahr.

In den Jahren vor der Übernahme von AMG durch Mercedes-Benz war der Tuner der ultimative Candyshop für sportlich ambitionierte Mercedes-Fahrer. Hier bekam man alles, was das Fahrerherz höher schlagen ließ: Sportlenkräder, Spoiler, Felgen, PS oder gar ein komplett nach AMG-Standards gebauten Performance-Benz mit einer AMG-Fahrgestellnummer. Man wollte es. Man bekam es. AMG erfüllte so gut wie jeden Wunsch - so lange die Auftraggeber sich den alles andere als preiswerten Spaß seinerzeit leisten konnten.

Wer 1991 mit einem Mercedes Coupé C124 auf der Überholspur groß rauskommen wollte, der konnte ab Werk mit dem 300 CE-24 die leistungsstärkste Variante mit 220-PS-Leistung bestellen. Für diejenigen, die mehr Leistung verlangten, hatte AMG ein Kracher-Kraftwerk im Angebot: Man implantierte in einen C124 den 5,0-Liter-M119-V8 mit 32 Ventilen und vier Nockenwellen aus dem kürzlich auf den Markt gekommenen Mercedes 500 SL (R129).

So ohne weiteres ließ sich das V8-Triebwerk nicht in den Motorraum des C124 verpflanzen. Zuvor musste der Rahmenträger neu positioniert werden, um den viel breiteren V8 aufnehmen zu können. Der 5-Liter-V8 wurde bei AMG übrigens auf 6-Liter-Hubraum erweitert. AMG optimierte die Kühlung und nahm auch eine neue Abstimmung der Elektronik vor. Das Ergebnis der Leistungssteigerungsmaßnahmen soll 375 PS betragen haben.

Umfangreichere Modifikationen im Fahrwerksbereich sollten helfen, dass der 375-PS-Benz die Leistung ebenso sicher wie agil auf die Straße bringen konnte. Dazu gehören auch ein Torsen-Sperrdifferenzial und dreiteilige AMG Aero III in 17 Zoll, die mit mächtig dicken Socken gummiert sind.

Die markant mit Spoilern und Kotflügelverbreiterungen versportlichte Karosserie dieses C124 6.0 AMG, bei dem es sich - wie das Typenschild verrät - ein bei AMG in Affalterbach gefertigtes Komplettfahrzeug auf Basis des 300 CE handelt, ist in Nautical Blue Metallic lackiert. AMG Embleme und Signet an den Flanken und am Kofferraumspoiler zeigen den Rivalen der Rennbahn die besondere DNA dieses Mercedes an.

Im Innenraum erwartet die Insassen ein wunderbares, blaues Lederinterieur mit kontrastierenden weißen Nähten. Man beachte einmal die Verstellmöglichkeiten der elektrischen Recaro-Sitze Schalensitze. Die in die Wangen der Stühle eingebauten Schalttafeln dürfte ein intensives Studium der Bedienungsanleitung vorausgesetzt haben.

Die vorzüglich ausgeführten Lederarbeiten setzen sich in der Mittelkonsole, dem Armaturenbrett, den Türverkleidungen und sogar in den Sonnenblenden fort. Die Holzverkleidung wurde mit Wurzelholz aufgewertet, und es wurden einzigartige AMG Teile hinzugefügt, wie die Schalthebelverkleidung und die Handschuhfachklappe.
Den vollendeten AMG-Sportwagen-Status erhält der Innenraum durch das AMG Vierspeichen-Lenkrad mit kleinerem Durchmesser und das weiße AMG Kombiinstrument.

Nach allem, was man weiß, wurde dieses AMG-Fahrzeug auf Basis eines 91er Mercedes-C124- Neuwagens im Auftrag für einen Kunden in Japan gebaut. Dort verblieb das C124 Coupé, bis es 2022 in den USA einen neuen Besitzer fand. Einen neuen Eigentümer sucht diese AMG-Seltenheit heute wieder. Das Auto kommt in den USA demnächst unter den Hammer. Viele von seinesgleichen wird es auf der Welt nicht geben. Die bei AMG gebauten Stückzahlen dürften sich im sehr niedrigen zweistelligen Bereich bewegen. Auf der The Amelia Auction in Floria am 04.03.2023 erwartet der Auktionator Broad Arrow Auctions ein Höchstgebot zwischen 750.000 US$ - 850.000 USS (705.000 € - 799.000 €).

Bildergalerie: AMG 6.0 Widebody 300 CE Coupé

23 Bilder Fotostrecke | 1991er AMG 6.0 Widebody Coupé: Blauer Dampfhammer #01 #02

Mehr zum Thema

Sterne unterm Hammer: Ein Hammer unterm Hammer! Weltrekord: Verkauft für 761.800 Dollar! Eins von 13 gebauten Exemplaren? 1988 Mercedes-Benz 300 CE 6.0 AMG Hammer Coupé Ein Hammer unterm Hammer: Der AMG 300 CE 6.0 war seinerzeit das stärkste Modell der oberen Mittelklasse


Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community