Nach der legendären Modellbezeichnung 560 präsentierte die Daimler-AG im S-Klasse Portfolio mit dem S 450 eine weitere vertraut klingende Modellbezeichnung mit gutem Klang. Der 450 tauchte als Top-Motorisierung erstmals beim W 116 auf. Die Ära der V6-Motoren wird nach 20 Jahren vom hochmodernen Reihensechszylinder M 256 abgelöst.

Stichwort Modellpflege. Immer wenn an die Entwicklungsabteilung der Ruf ergeht, im Zuge der Weiterentwicklung das beste Auto der Welt noch ein kleines bisschen besser zu machen, erinnert es den Autoren an den wahnwitzigen Versuch, eine Kugel noch ein bisschen runder zu gestalten.

Dabei ist ganz so paradox und unmöglich die Aufgabenstellung natürlich nicht. Denn auch wenn sie im Zuge ihrer Entwicklung immer die beste S-Klasse ihrer Zeit gewesen ist, so hat sich die S-Klasse im Laufe der Modellgeneration natürlich in vielerlei Bereichen weiter entwickelt und somit „Das Beste“ jeweils neu definiert.

Denken wir einfach an den Bereich "Sicherheit". Hier war die Mercedes S-Klasse oft nicht nur Vorreiter innerhalb der eigenen Modellpalette, sondern vor allen auch verglichen mit dem Wettbewerb unangefochten Weltspitze.

Zahlreiche Sicherheitsfeatures kamen zuerst in der S-Klasse zum Einsatz. Heute bietet eine S-Klasse dank Mercedes-Benz Intelligent Drive seinen Insassen im Bereich des aktiven und passiven Insassenschutzes mehr Sicherheit als je zuvor im Laufe ihrer Geschichte. Und mehr Sicherheit als jeder Mitbewerber. Tatsächlich können sich S-Klasse-Insassen darauf verlassen, dass das Assistenten-Paket das eigene Unfallrisiko absenkt.

Die Komfortangebote reichen vom ausgewogenen Klangerlebnis bis hin zur sinnlichen Beduftung. Und die Auswahl der Interieur-Materialien erstreckt sich von Kohlefaser über Edelhölzer bis zum feinsten Leder. Manch S-Klasse Pilot wohnt nicht so elegant wie er fährt.

Moderne Fertigungs-Möglichkeiten und der Fortschritt im Bereich der Digitalisierung eröffnen nicht nur der Fahrzeugentwicklung mehr Möglichkeiten, sondern letztendlich auch dem Anwender. Vorausgesetzt dieser steht dem digitalen Wandel interessiert gegenüber und empfindet das zeitgemäße Smartphone nicht abwertend als „Wischifone“. Aber wie schaut es aus, wenn der Kunde ein Digitalverweigerer ist, oder sich altersbedingt mit der Digitalisierung schwer tut. Versteht er dann überhaupt noch die neue S-Klasse?

Unsere spontane Umfrage bei deutschen Händlern zeigt einen nicht unerwarteten Trend auf. Anders als speziell bei A- und C-Klasse ist gerade im Bereich der S-Klasse-Kunden, die oft die 50+ Grenze überschritten haben, tatsächlich dort eine gewisse Verunsicherung zu spüren. "Digital, muss ich das noch haben?" Wer sein smart-Phone schon nicht mehr versteht oder nicht verstehen will, kommt der noch mit der S-Klasse klar?

Da können wir Entwarnung geben! Es ist für manchen S-Klasse Kunden sicher eine gute Nachricht, wenn wir festhalten, dass die Inbetriebnahme und Fahren der neuen S-Klasse kinderleicht ist. Einfach reinsetzen, Start Knopf drücken und losfahren. Der Rest passiert im Hintergrund. Grundsätzlich erscheint auch die modelgepflegte S-Klasse auf den ersten Blick vertraut und das, was neu ist, lässt sich mehrheitlich intuitiv erfassen. Bis auf die Tatsache, dass das Distronic-Hebelchen an der Lenksäule ist wegrationalisiert wurde.

Stattdessen gibt es nun im Multifunktionslenkrad zwei kleine Pads, die mit den Fingern, vorzugsweise mit den Daumen bestrichen werden möchten. Das ist auch noch einer gewissen Eingewöhnung im Falle der Distronic noch lange nicht so komfortabel wie der kleine Hebel, aber nachdem die Entscheidung zu Gunsten dieser Pads gefallen war, mussten sicherlich auch möglichst viele Funktionen damit belegt werden. Dafür verfügt der Aktive Abstands-Assistent DISTRONIC über erheblich mehr Karten- und Navigationsdaten und kann den Fahrer in einer Vielzahl von Situationen streckenbasiert unterstützen und die Geschwindigkeit komfortabel anpassen.

Über 450 Sprachbefehle zur Bedienung des Autos

Funktionen digitaler Art bietet die neue S Klasse gleich hundertfach an. Wir schätzen, dass vom Lenkrad aus bestimmt 250 Befehle und mehr gesteuert werden können. Sprachbefehle kennt die neue S-Klasse rund 450. Sie merken schon, wer seine S-Klasse auch digital voll ausfahren möchte, tut gut daran, eine umfangreiche Einweisung mit seinem Verkäufer durchzuspielen. Oder man zieht sich zum Studium der Betriebsanleitung einfach mal zum Lesen zurück. Was durchaus lohnenswert ist. So findet sich in den Tiefen des Betriebssystems dann auch so etwas wie ein Wellnessprogramm, bei dem eine sanfte und sehr sympathische Frauenstimme Tipps zur Entspannung hinter dem Lenkrad gibt.

Das, was sich hier vielleicht ein kleines bisschen spöttisch liest, ist aber durchaus gar nicht so gemeint. Die S-Klasse bietet hundertfache Möglichkeiten, den Umgang mit dem Auto so angenehm wie möglich zu gestalten oder das Interieur möglichst individuell auf die eigenen Erfordernisse abzustimmen. Willkommen zuhause. Zwar erfordert das noch eine gewisse Öffnung dem Digitalen gegenüber, wenn aber erst einmal die in der A-Klasse zuerst präsentierte Auto-User-Verbindung MBUX (Mercedes-Benz User Experience, siehe Kasten links) an Bord ist, brechen schlarafflandähnliche Zeiten an. Dann dürften vermutlich die meisten Funktionen durch simple Sprachbefehle zu aktivieren sein. Die Zeit der starren, vorkonfigurierten Sprachbefehle ist dann vorbei.

36 Bilder Fotostrecke | S 450: Die große Nummer #01 #02
All denen, denen das Aktivieren mit Tabs und Scrollen zu viel „Zirkus“ ist, denen sei gesagt, das Auto funktioniert auch ohne Wischen und Scrollen. Die Shortcuts für die Assistenzsysteme wie Nachtsichtgerät, Spurhalteassistent usw. sitzen nach wie vor an der gleichen Stelle. Radio und Navi lassen sich unverändert kinderleicht über Knopfdruck oder Linguatronic aufrufen, die nun deutlich mehr Sprachverständlichkeit bieten soll als die Vorgängergeneration. Das zentrale Rad auf der Mittelkonsole, mit dem sich alle Funktion ebenfalls ansteuern lassen, ist durch das darüber gebaute Pad etwas schwer erreichbar. Fahrer, die den rechten Arm schon mal lässig auf der Mittelkonsole ablegen z.B. bei langen Autobahnfahrten, können mit der Pad-Fläche so unbeabsichtigt in Berührung kommen und ungewollt Navigation abschalten oder den Radiosender verstellen.

Abgesehen von dem Punkt, dass uns die Gurtlänge vorn etwas kürzer als beim Vorgängermodell erschien, war es das aber auch schon mit den eher kritischen Punkten. Der Rest ist S-Klasse vom Feinsten mit großem S wie 1. Sahne.

Die Sitzanlage lässt sich vielfältig verstellen und bietet einen herausragenden Fahrkomfort. Die Verarbeitung von Leder und Zierteilen ist auf allerhöchstem Niveau und auch bei einem zweiten Blick vermutet man eher Manufaktur-Qualität als am Fließband hergestellte Großserienproduktion. Was auch viel über die Menschen aussagt, die die S-Klasse am Ende zusammensetzen. Mit einer „Nine- to-Five“-Mentalität funktioniert so etwas jedenfalls nicht,

Dem Flottenausstoß zuliebe wird Mercedes Benz auch in der großen Klasse zunehmend auf 8 Zylinder verzichten. So ist auch der S 450 ebenso wie der S 500 kein acht Zylinder mehr wie früher, sondern jetzt tut ein neuer 3-l-Reihensechszylinder mit 367 PS und 500 Newtonmeter Dienst, kombiniert mit einem Soft-Hybridantrieb, der dem Auto beim Beschleunigen unter die Arme greift.

Was bringt dem S 450 eine 48 Voltanlage?

First-Class-Weltpremiere in Shanghai: Die neue Mercedes-Benz S-Klasse ist da S wie Spitzenklasse: Die neue S-Klasse von Mercedes-Benz ist die beste aller Zeiten Die ganz großen Stars der Auto Shanghai kommen aus Stuttgart: Höhepunkt der diesjährigen Auto Shanghai ist die Weltpremiere der neuen S-Klasse Kurz gesagt: Mehr Möglichkeiten bei geringerem Spritverbrauch. Wichtige Hybridfunktionen des S 450 wie das Aufladen der Batterie beim Bremsen, die Boostfunktion beim Beschleunigen des Motors und das "Segeln" und die Start/Stopp-Funktion sind durch die 48 Voltanlage machbar. Indirekt zur Kraftstoffeinsparung trägt bei, dass Leitungen dünner und somit leichter ausgelegt werden können, Verbraucher wie z.B. die Klimaanlage werden nun mit höherer Spannung betrieben aber bei gleicher Leistung, wobei die auftretenden Ströme nur ein Viertel betragen. Die Einrichtung einer 48-Volt-Bordspannung ermöglicht zudem einen integrierten Startergenerator, der den Riementrieb überflüssig macht und als Boost bis zu 22 PS und 250 Nm Drehmoment beisteuert. Ein elektrischer Verdichter stopft bei niedrigen Drehzahlen zusätzlich Luft in die Brennkammern, um auch in den seichteren Gefilden möglichst viel Leistung zu produzieren. Anders als beim vorhergehenden S 500 Hybrid kann der S 450 allerdings nicht allein mit dem Hybrid Motor betrieben werden. Dafür aber koppelt das Getriebe zum Beispiel im Schiebebetrieb den Motor ab, dieser wird ausgestellt, nun rollt der S 450 im sogenannten Segelmodus ohne Energieverbrennung über den Asphalt. Im Tachometer, der innerhalb der beiden großen Displays von Ansicht "klassisch" bis "Spaceshuttle" konfiguriert werden kann, zeigt eine grüne Kilometerzahl neben einem grünen Pflänzchen an, wie viele Kilometer man so ohne Kraftstoffverbrennung vorangekommen ist. Bei unserem Test waren es hinterher circa 160 km bei einer Gesamtlaufleistung von 4000 km.

Der Spritverbrauch liegt dabei deutlich unter dem der V8-Modelle, allerdings auch nur selten unter 9 l. Souverän und leise bietet der neue Reihensechszylinder im Zusammenspiel mit der 9-Gang Automatik eine grandiose Vorstellung. Der Treibsatz schüttelt sein maximales Drehmoment ganz lässig aus den Hosenrohren.  Das ist eine souveräne Wucht. In der Stadt rollt die S-Klasse mit 1100 U/min im siebten Gang daher. Leise ist die Kraftquelle. Ganz leise. Im Modus Sport wird das Getriebe eine Spur hektischer und es dringen tatsächlich ab und an Motorgeräusche ins Innere vor. Die wahre Stärke aber entfalltet die S-Klasse S 450 im Modus C.

Technische Daten: Mercedes-Benz S 450 

Motor

Kraftübertragung

Fahrwerk

Maße und Gewichte

Fahrleistungen und Kraftstoffverbrauch

Grundpreis: 80.725 € (netto)

Komplettpreis 109.035 € (netto)

Komplettpreis 129.751 € (brutto)

 
Ausstattung