Gebrauchte E-Autos lassen sich schwer verkaufen

DAT-Analyse: Restwertentwicklung gleicht einem Lottospiel

Gebrauchte E-Autos lassen sich schwer verkaufen: DAT-Analyse: Restwertentwicklung gleicht einem Lottospiel
Erstellt am 20. Oktober 2023

Der Markt für gebrauchte Elektroautos kommt nur schleppend in Gang: Obwohl der Neukauf von E-Autos dank Kaufprämien in Schwung gekommen ist, verharrt der Gebrauchtmarkt auf niedrigem Niveau. Die Marktexperten der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) machen dafür in einer Analyse für die Zeitschrift auto motor und sport die fast unkalkulierbare Entwicklung der Restwerte, den Preisrückgang für neue E-Autos sowie die niedrigeren Reichweiten gebrauchter Akkus verantwortlich. „Die Entwicklung der Restwerte kann Endverbrauchern wie ein Lottospiel vorkommen“, so Martin Weiss, Leiter der DAT-Fahrzeugbewertung, in auto motor und sport. „In der Elektro-Welt verändern sich die Bedingungen schnell – bei der Fahrzeugtechnik, bei den Strompreisen, bei der Lade-Infrastruktur, bei der Förderung und den Neuwagenpreisen.“ So sind die durchschnittlichen prozentualen Restwerte (Händlerverkaufspreis in Relation zum Neuwagen-Listenpreis) 2020 steil abgestürzt, bis Anfang 2023 jedoch auf einen neuen Peak geklettert. Seitdem sinken sie wieder, nicht zuletzt, weil Tesla seine Neuwagenpreise massiv reduziert hat.

„Die meisten gebrauchten BEV werden derzeit zwischen 20.000 und 30.000 Euro angeboten“, so Weiss. Der Gebrauchtmarkt bewege sich damit auf einem „sehr hohen Preisniveau“. Mit Blick auf Teslas Preissenkungen und neue, deutlich günstigere Elektroautos wie den neuen Citroën ë-C3 und Opels Corsa Electric rechnet der DAT-Experte mit eher sinkenden Preisen für gebrauchte Stromer. Neben den Restwerten sieht Weiss zudem im Zustand der Akkus ein Problem für einen Boom des Gebrauchtmarktes für Stromer. „Die Batterie ist am Gebrauchtwagenmarkt ein wichtiger, wenn nicht zentraler Faktor. Für die Kunden ist sie sogar noch etwas wichtiger als die Laufleistung, denn sie altert unabhängig vom äußeren Zustand des Fahrzeugs“, erklärt Weiss.

Auch die schnelle technische Entwicklung elektrischer Neuwagen erschwert die Vermarktung gebrauchter Elektroautos, so die Managementberatung Capgemini. „Der größte Unsicherheitsfaktor bei der Entwicklung der Restwerte ist das hohe Tempo der technischen Innovation. Es hat die Erwartungen der Kunden nach oben verschoben. Und es wird sich weiter beschleunigen, vor allem bei den Batteriekosten, den Reichweiten und der Schnellladefähigkeit“, erklärt Christian Hummel, Leiter des Automobilbereichs bei Capgemini. „Die neuen Lösungen, ob 800 Volt oder innovative Chemie, führen ja schon heute zu sehr hohen Laderaten.“

Entsprechend klein ist der Anteil E-Autos am Gebrauchtmarkt. Im ersten Halbjahr 2023 wechselten laut KBA-Statistik 46.585 gebrauchte E-Autos (BEV) ihren Besitzer. An den Gesamt-Umschreibungen gebrauchter Pkw (3,5 Millionen) ist das ein Anteil von nur 1,3 Prozent, berichtet auto motor und sport. Gleichzeitig wurden aber knapp 270.000 neue Elektroautos zugelassen, also sechsmal so viele wie gebrauchte Stromer. Bei den Verbrennern werden dagegen doppelt so viele Gebrauchte zugelassen wie Neuwagen.

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