Großer Preis der Formel 1 von Italien in Monza

Schlappe für die Silberpfeile - Hamilton mit Strafe, Bottas ohne Speed

Großer Preis der Formel 1 von Italien in Monza: Schlappe für die Silberpfeile - Hamilton mit Strafe, Bottas ohne Speed
Erstellt am 6. September 2020

Das war nichts! Trotz bester Voraussetzungen gelang dem Silberpfeil-Duo beim Großen Preis von Italien keine Podiumsplatzierung, geschweige denn ein Sieg. Lewis Hamilton warf diesen in Führung liegend durch einen Stopp-and-Go Strafe weg, die er auf seine eigene Kappe nehmen muss. Bottas hingegen fehlte das ganze Rennen der Speed. Die Ränge 5 und 7 waren die Folge.

Ohne Party-Mode trotzdem unschlagbar

Im Qualifying lief noch alles zur vollsten Zufriedenheit des Mercedes-Teams. Trotz des Verbotes des "Party-Modes" - einer deutlichen Steigerung der Motorleistung im Qualifying - standen die beiden Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas wieder auf den beiden ersten Startplätzen. Der Abstand zum Rest des Feldes war wie gewohnt eklatant. Dabei war dieser "Party-Mode" doch genau deswegen verboten worden, weil man der Meinung war, dass Mercedes hier einen unverhältnismäßigen Vorteil hat. Weit gefehlt, und die Genugtuung darüber stand allen Sternen-Kriegern deutlich ins Gesicht geschrieben.

Botta mit Start-Schwierigkeiten, die Folgen hatten

Beste Voraussetzungen also, von der ersten Reihe im Highspeed-Tempel Monza auch einen ungefährdeten Doppelsieg einzufahren. So hoch sind die Erwartungen heutzutage nämlich schon angesichts des bisherigen Saisonverlaufs. In Monza allerdings war erfrischender Weise zu sehen, dass nicht immer alles wie am Schnürchen laufen muss. Das bekam Bottas schon am Start zu spüren. Der Finne kam beim Erlöschen der Ampel - erneut - überhaupt nicht aus den Startblöcken und verlor schon vor der ersten Kurve mehrere Plätze. Im Verlauf der ersten Runde musste der zahnlos wirkende Silberpfeil-Pilot noch weitere Zweikämpfe verloren geben, ehe er sich im vorderen Mittelfeld einsortierte. Daraufhin plagten ihn Kühl-Probleme, weshalb er erstens einen zahmen Motor-Mode nutzen musste und zweitens den Windschatten nicht richtig nutzen konnte. Daher biss er sich an seinen Vorderleuten die Zähne aus.

Hamilton erst topp, dann flopp

Ganz vorn stellte Weltmeister Lewis Hamilton allerdings einmal mehr klar, wer der Herr im F1-Ring ist. Des Gegners aus dem eigenen Lager beraubt zog er unaufhaltsam davon und fuhr einem klaren Sieg entgegen. Das änderte sich schlagartig, als der Haas von Kevin Magnussen in der Nähe der Boxeneinfahrt ausrollte. Die anschließende Safetycar-Phase wollte Hamilton zu einem cleveren Boxenstopp nutzen und ließ neue Reifen aufziehen. Bis auf einen Alfa war er allerdings der einzige Pilot, der an die Box kam. Kurze Zeit später stellte sich auch der Grund dafür heraus: Die Boxengasse war zu dem Zeitpunkt gesperrt. Hamilton hatte die entsprechenden Leuchtsignale übersehen und auch sein Team hatte offensichtlich die Sperrung nicht auf dem Schirm. Am Funk musste Hamilton sogar zugeben, gar nicht gewusst zu haben, wo die entsprechenden Lichtsignale postiert sind. Dabei wird den Piloten vor dem Event eine Streckenskizze mit allen relevanten Informationen ausgehändigt und auch der traditionelle Trackwalk am Donnerstag ist für genau solche Fälle sehr hilfreich. Ein unübliches Versäumnis des sonst so perfektionistischen Champions.

Tolle Aufholjagd ohne Happy End

Dieses Versäumnis rächte sich bitter, denn kurz darauf erhielt Hamilton eine Stopp/Go Strafe von 10 Sekunden. Da das Rennen zwischenzeitlich wegen eines schweren Unfalls unterbrochen und neu gestartet wurde, fiel der Brite bis ans Ende des Feldes zurück. In der Folge machte er allerdings wieder einmal klar, welche überragenden fahrerischen Qualitäten er besitzt und kämpfte sich binnen weniger Runden wieder bis auf den siebten Platz nach vorn. Zur Spitze konnte er aber nicht mehr aufschließen. Hier feierte der im letzten Jahr zur B-Mannschaft Alpha Tauri degradierte Red-Bull-Junior Pierre Gasly seinen ersten Sieg. Dass Mercedes doch nicht ganz leer ausging, hat man dem Racing-Point-Piloten Lance Stroll zu verdanken, der seinen Mercedes-befeuerten Boliden auf den dritten Rang fuhr. Dazwischen konnte sich McLaren-Pilot Carlos Sainz positionieren. Der bedauernswerte Spanier dürfte wohl im nächsten Jahr keine Podiumsplätze mehr erwarten, da er zur mehr als angeschlagenen Scuderia Ferrari wechselt.

Valtteri Bottas
Das war ein schwieriger Tag. Mein Start war schwach und ich hatte auf der ersten Runde eine Berührung. Danach dachte ich zunächst, dass ich einen Reifenschaden davongetragen hätte. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass dem nicht so war. Aber ich hatte trotzdem starkes Untersteuern und das Auto zog zur Seite. Das besserte sich zwar, aber dann hatte ich im Verkehr Überhitzungsprobleme mit dem Motor. Dagegen konnte ich nicht viel unternehmen. Immer, wenn ich einem anderen Auto näherkam, musste ich wegen des Überhitzens zurückstecken oder auf den Geraden zur Seite fahren. Dadurch hatte ich aber keinen Windschatten. Nach der roten Flagge und gegen Rennende fühlte es sich ein wenig besser an, aber es gibt jetzt viele Punkte, die wir analysieren und verstehen müssen. Nachdem wir das erledigt haben, geht es weiter nach Mugello. Unser Auto sollte dort gut funktionieren, aber das Überholen wird schwierig. Umso entscheidender wird das Qualifying sein.
 
Lewis Hamilton
Herzlichen Glückwunsch an Pierre. Das ist ein super Ergebnis für ihn und es ist großartig, dass drei so junge Fahrer auf dem Podium gestanden haben. Ich habe natürlich mitbekommen, was Pierre durchgemacht hat, wie er ein Top-Team verlassen musste und wie er dieses Top-Team heute geschlagen hat. Es ist fantastisch, wie er sich zurückgemeldet hat und dadurch gewachsen ist. Deshalb freue ich mich wahnsinnig für ihn. Bei mir hat es heute nicht sollen sein. Ich habe die Tafeln nicht gesehen, die anzeigten, dass die Boxengasse geschlossen war, weil ich auf die Safety-Car-Delta-Zeiten auf meinem Display geachtet habe. Das nehme ich klar auf meine Kappe und wir werden es nun genau untersuchen und unsere Lehren daraus ziehen. Der Stop- and Go-Stopp war lang und ich musste 26 Sekunden auf das nächste Auto aufholen. Ich habe absolut alles gegeben und ehrlich gesagt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr damit gerechnet, dass ich noch Siebter werden und den Punkt für die schnellste Rennrunde holen würde. Ich habe den Reifen alles abverlangt, um die Lücke zu schließen und es gab viele Verwirbelungen von den anderen Autos. Das machte es nicht gerade einfach, ihnen zu folgen. Aber sobald ich alle eingeholt hatte, hat es Spaß gemacht und ich konnte noch einige Punkte einfahren. Die nehme ich gerne mit und bin sehr dankbar dafür. Jetzt geht es weiter zum nächsten Rennen, auf das ich mich schon freue.
 
Toto Wolff
Der heutige Tag ist eine Niederlage für Mercedes und die großen Teams, aber ein Sieg für den Sport. Das Rennen war großartige Unterhaltung und es war fantastisch anzusehen, wie die jungen Fahrer um die Spitze gekämpft haben. Herzlichen Glückwunsch an Pierre und Alpha Tauri, sie haben diesen Sieg verdient. Für uns verlief das Rennen enttäuschend. Bei Lewis führte eine seltsame Aneinanderreihung von Ereignissen zu der Strafe. Wir hätten schon früher erkennen müssen, dass die Boxengasse geschlossen war. Als wir es bemerkt haben, fuhr das Auto bereits hinein. Das war hart, aber da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Lewis zeigte danach eine sehr gute Aufholjagd. Überholen ist in Monza schwierig, besonders angesichts der neuen Technischen Direktive zu den Motor-Modi. So gesehen ist Platz sieben ein starkes Ergebnis. Bei Valtteri müssen wir analysieren, was genau mit seinem Auto passiert ist. Es schien in den Rechtskurven nicht richtig einzulenken und dadurch konnte er sich nur schwer verbessern. Zudem waren wir bei der Kühlung an der Grenze, was die Situation für ihn zusätzlich erschwerte. Wir werden jetzt alle Lehren von diesem Wochenende mitnehmen, um uns in Mugello zurückzumelden.
 
Andrew Shovlin
Gratulation an Pierre zu seinem ersten Sieg und an Alpha Tauri zu einem fantastischen Ergebnis bei ihrem Heimrennen! Die Top-3 und ihre Teams haben heute großartige Arbeit abgeliefert und das ist eine gute Erinnerung daran, dass man Siege niemals als selbstverständlich ansehen darf. Wir hätten das Rennen besser im Griff haben können. Bei Lewis wurde die Boxengasse geschlossen, als er sich gerade auf der Anfahrt zur Box befand. In so einer Situation müssen wir in Zukunft besser schalten. Das machte seinen Nachmittag zu einer enormen Herausforderung, die er nach der Strafe aber sehr gut meisterte, um noch bis auf Rang sieben nach vorne zu fahren. Valtteri erlebte einen schwierigen Nachmittag. Er verlor nach dem Start einige Plätze und dachte zunächst, dass er einen Reifenschaden hätte, weil sein Auto in Rechtskurven nicht richtig einlenkte. Wir konnten aber erkennen, dass seine Reifendrücke okay waren. Deswegen blieben wir draußen, aber er kämpfte das gesamte Rennen über damit, nah genug an den Vordermann heranzukommen, um ihn anzugreifen. Das lag zum Teil daran, dass wir im Verkehr zu heiß wurden. Gleichzeitig überhitzten aber auch seine Reifen, weil das Auto rutschte. Dadurch konnte er sich nicht wie erhofft verbessern. Alles in allem waren heute andere dran, sich zu freuen und stolz auf ihre Leistung zu sein. Wir schauen unterdessen darauf, wie wir uns zukünftig verbessern können. Aber wir freuen uns schon auf Mugello am kommenden Wochenende. Es ist eine fantastische Strecke und wir haben die schnellsten Formel 1-Autos der Geschichte, die dort richtig beeindruckend sein sollten.

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