DTM oder Formel 1?

Was wird mit Wehrlein?

DTM oder Formel 1?: Was wird mit Wehrlein?
Erstellt am 23. Oktober 2015

Nun hat er es also geschafft: Pascal Wehrlein krönte sich einen Tag vor seinem 21. Geburtstag mit dem DTM-Meistertitel. Diesen Triumph wollte der DTM-Pilot um jeden Preis, daran ließ er schon früh in der Saison kaum einen Zweifel. Nur der Sieg konnte ihn befriedigen. Auch das Mercedes-AMG DTM Team erkannte schnell, dass er wohl in dieser Saison der einzige Sternenkrieger ist, der die nötige Konstanz UND Schnelligkeit aufweist, um den ersehnten Titel anzuvisieren.

Daher konzentrierte sich alles ziemlich schnell auf Pascal Wehrlein, mit dem bekannten, grandiosen Ausgang. Nun wäre es aus Sicht des Teams natürlich wünschenswert, dass der amtierende Meister im nächsten Jahr auch die Nr. 1 auf dem Auto spazieren fährt. Diesem Gedanken hat Pascal schon mal den Zahn gezogen, denn er will auf jeden Fall an seiner selbst gewählten Startnummer 94 festhalten.

Formel-1-Lehrjahre bei Manor?

Viel schwerer wiegt allerdings die Aussicht, den regierenden Champ nächstes Jahr eventuell gar nicht im Fahrerkader zu haben. Wehrlein liebäugelt bekanntermaßen mit einem Formel-1-Cockpit. Darauf arbeitet er seit vielen Jahren hin, und der DTM-Titel könnte ihm diese Tür ganz weit öffnen. Auch wenn der 21-Jährige auf die Euphorie-Bremse tritt und seine Chance zu höchstens 50 Prozent betitelt, scheint zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung ein Sitz beim demnächst Mercedes-gefeuerten F1-Team Manor nur noch Formsache zu sein. Mercedes-Motorsport-Chef Toto Wolff würde dies sehr befürworten, könnte Pascal dort doch ein paar Jahre relativ unbelastet Königsklassen-Erfahrungen sammlen.

Platz im Silberpfeil?

Aber die große Frage wäre ja: Erfahrungen wofür? Aus Mercedes-Sicht natürlich für das Werksteam der Silberpfeile, für das Wehrlein schon ausgiebig testen durfte. Dort sitzen allerdings im Moment Weltmeister Lewis Hamilton und der Deutsche Nico Rosberg fest im Sattel. Zumindestens augenscheinlich. Wenn man aber mal etwas spekulieren darf, kann man sich durchaus vorstellen, dass sich Nico Rosberg nicht mehr allzu lange die ständigen fahrerischen Ohrfeigen eines Lewis Hamilton antun möchte. Für seine persönliche Entwicklung und auch für sein emotionales Wohlbefinden wäre ein Teamwechsel - vorausgesetzt die Dinge entwickeln sich in der nächsten Saison genauso wie in den letzten beiden - sicher positiv und somit durchaus denkbar. Hier könnte Pascal Wehrlein als Mercedes-Eigengewächs nachrücken und damit auch das DTM-Programm im eigenen Hause aufwerten und rechtfertigen.

Lewis Hamilton dagegen scheint sich im Team pudelwohl zu fühlen und fährt momentan in einer eigenen Liga. Er hat den Schritt, den wir gerade bei Nico Rosberg skizziert haben, bereits vor drei Jahren vollzogen, als er von McLaren zu den Silberpfeilen wechselte und seitdem auf einer Erfolgswelle reitet. Ein junger, hungriger und respektloser Teamkollege wie Wehrlein könnte den erfahrenen Briten dann nochmal zu neuen Höchstleistungen treiben.

Gratuliert hier Nico Rosberg vielleicht seinem Nachfolger zum Geburtstag?

Drittes Auto im Werksteam?

Durch die Motorenpartner-Probleme von Red Bull ergeben sich allerdings noch weitere, ungeahnte Möglichkeiten: Wenn Red Bull tatsächlich komplett aus der Formel 1 aussteigt und auch das Schwesterteam Toro Rosso mit ins Verderben reißt, könnten die restlichen Teams gemäß F1-Statuten gezwungen sein, ein drittes Auto einzusetzen, das mit einem Nachwuchsmann besetzt werden muss. Dieses Szenario wäre wie geschaffen für den Fall Wehrlein. Aber so weit ist es noch nicht.

DTM-Titel verteidigen?

Zu diesem Zeitpunkt der Saison, in dem das Fahrerkarussell so langsam Fahrt aufnimmt, lässt sich trefflich über solche Dinge spekulieren. Aber vielleicht kommt es auch ganz anders und Pascal Wehrlein verteidigt im nächsten Jahr seinen Titel in der DTM. Auch diese Konstellation hätte viele Vorteile und Reize. Ein solch aufgehender Stern wie der junge Deutsche kann jeder Rennserie nur gut tun. Pascal Wehrlein scheint sich mit diesem Gedanken zumindestens vordergründig ebenfalls anzufreunden. "Alle denken, ich fahre nächstes Jahr Formel 1! Gerade die Presse baut da extrem Druck auf. Dabei steht es noch lange nicht fest. Genausogut könnte ich nächste Saison nochmal DTM fahren und meinen Titel versuchen zu verteidigen." Uns bleibt nur abzuwarten, bis sich die Teamleitung zu diesem Thema äußert. Es bleibt spannend!

Nächste Woche beschäftigen wir uns mit dem Fahrerkader des Mercedes-AMG DTM Teams. Wer hat überzeugt, wer enttäuscht? Was passiert nächstes Jahr? Wer steht als Nachrücker in den Startlöchern? Mehr dazu demnächst!

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