Formel 1 GP von Monaco

Harte Prüfung in Monte Carlo, WM-Führung verloren

Formel 1 GP von Monaco: Harte Prüfung in Monte Carlo, WM-Führung verloren
Erstellt am 23. Mai 2021

Der Große Preis von Monaco zählt seit jeher zu den absoluten Highlights der Formel 1 Saison. In diesem Jahr kamen die Silberpfeile als Tabellenführer in das Fürstentum. Nach dem Rennen gingen sie als Geschlagene. Weder um den Rennsieg noch um das Podium konnten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas mitkämpfen. Schlimmer noch: Sowohl in der Fahrer- als auch in der Kontrukteurswertung büßten sie die Führung ein.

Monaco kein Silberpfeil-Land

Dass der enge Stadtkurs dem langen, auf Hochgeschwindigkeitskurven optimierten W12 nicht auf den Leib geschneidert ist, war allen Beteiligten bereits vor dem Wochenende klar. In den letzten Jahren gelang es aber gerade Lewis Hamilton immer wieder, die Schwächen des Fahrzeuges in Monte Carlo zu überfahren und Top-Ergebnisse einzufahren. Dies gelang ihm in dieser Saison nicht. Mehr als ein siebter Platz war für den siebenmaligen Champion heuer nicht drin. Bottas sah sogar nicht einmal die Zielflagge.

Schwierige Trainings und eine sehr rote Flagge

Bereits in den Trainings zeichnete sich ab, dass vor allem Lewis Hamilton hier nicht gut zurechtkam. Der Brite fand einfach keine optimale Abstimmung und bemängelte fehlenden Grip. Im Qualifying kam Hamilton demzufolge auch nicht über einen siebten Startplatz hinaus. Sein Teamkollege Bottas hatte die Probleme etwas besser im Griff und war auf dem Weg zu einer Rundenzeit, die für die erste Startreihe oder sogar die Pole Position gereicht hätte. Eine rote Flagge beendete jedoch das Zeittraining vorzeitig, sodass der Finne mit dem dritten Platz zufrieden sein musste. Pikanterweise löste ein Unfall von Charles Leclerc den Abbruch aus. Der Ferrari-Pilot lag zu diesem Zeitpunkt auf der Pole Position, die durch den Abbruch nicht mehr gefährdet werden konnte. Das löste Erinnerungen an den Skandal im Jahre 2006 aus, als Michael Schumacher damals absichtlich einen Ferrari in die Leitplanke setzte, um einen Abbruch auszulösen und seine Pole Position abzusichern. Im Falle Leclerc muss man nach dem Studium der Bilder allerdings zugestehen, dass dieser heftige Aufprall keineswegs absichtlich geschehen sein konnte. Zumal das dicke Ende am Sonntag noch folgte.

Der Monegasse schaffte es nämlich nicht einmal in die Startaufstellung. In der Outlap bemerkte er einen Schaden an der Antriebswelle, der sicher als Folgeschaden des Unfalles zu verzeichnen war. Demzufolge konnte der Ferrari-Pilot das Rennen überhaupt nicht aufnehmen. Sehr bitter für den Monegassen beim Heim-GP, zumal die Chance auf eine weitere Ferrari-Pole in dieser Saison eher gering sein dürfte.

Hamilton von falscher Team-Strategie und fehlender Performance ausgebremst

So rückte Max Verstappen an die Spitze, die er nach dem Start auch gegen Bottas verteidigen konnte. Der Finne hielt zwar einigermaßen Anschluss, konnte aber nie Druck auf den Red Bull Fahrer ausüben. In der Folge geschah erstaunlich wenig. Es gab keine großen Zwischenfälle, keine Safety Cars, keine Crashs. Ein erstaunlich langweiliges Monaco-Rennen, auch wegen der fehlenden Überholmöglichkeiten. Für die einzigen Aufreger sorgten ausgerechnet die beiden Mercedes-Fahrer. Hamilton, der sich auf den fünften Rang festgefahren hatte, schonte seine Reifen und wollte mit einem langen Stint seine Vorderleute überholen, nachdem diese an die Box gekommen waren. Zu seiner Verwunderung und gegen seinen Willen zitierte das Team ihn trotzdem sehr früh an die Box. In der Folge konnten sogar die hinter ihm fahrenden Sebastian Vettel und Sergio Perez derart viel Boden gutmachen, dass sie nach ihrem Stopp vor dem Briten lagen. Dieser – nun auf P 7 abgerutscht – schimpfte minutenlang wie ein Rohrspatz und ließ sich kaum beruhigen. Kein Wunder, denn Hamilton ist bekannt für seine Rennintelligenz und die Fähigkeit, ein Rennen perfekt zu lesen. Das Team sollte mittlerweile wissen, dass man seinen Instinkt oftmals durchaus trauen kann.

Radmutter kostet Bottas das Podium

Damit war die Aufregung um das Mercedes-Team aber noch nicht vorbei. Bottas, der einem sicheren zweiten Rang entgegenfuhr, kam zu seinem Pflichtstopp an die Box. Dabei verklemmte sich die vordere linke Radmutter, die sich in der Folge auch mit Gewalt und mehreren Schraubern nicht lösen ließ. Damit musste der Finne sein Fahrzeug abstellen.

Besonders bitter war dieses Ergebnis, weil Red Bull mit dem Sieg Verstappens und dem dritten Rang von Perez nun an den Silberpfeilen in der Konstukteurs-WM vorbeizog. Auch in der Fahrerwertung liegt Verstappen nun mit 5 Punkten in Führung.

Vettel mit Top-Ergebnis - endlich!

Sehr erfreulich lief das Wochenende dagegen für den Aston Martin Fahrer Sebastian Vettel. Dieser kam hier sehr gut zurecht und konnte bereits im Qualifying einen starken achten Rang herausfahren. Im Rennen machte er noch mehrere Plätze gut und sicherte nicht nur den fünften Platz, sondern auch den Titel „Fahrer des Tages“. Das dürfte Balsam auf die Seele des seit Jahren gebeutelten viermaligen Weltmeisters sein, auch wenn dieses Rennen wegen der besonderen Umstände leider kein Maßstab für die weitere Saison sein dürfte. Bester Pilot mit Mercedes-Motor war McLaren-Fahrer Lando Norris auf Rang drei.

Wer das Rennen verpasst hat, kann sich auf Sky Ticket  nochmals die Highlights ansehen.

Lewis Hamilton
Herzlichen Glückwunsch an Max und sein Team, sie haben heute bessere Arbeit abgeliefert. Unser Team wird durch Niederlagen und Fehler immer stärker. Mit Blick auf die Performance war dies alles in allem ein schwaches Wochenende, aber dieses Team hat schon oft bewiesen, dass wir daraus gestärkt hervorgehen können. Es wird nicht mit dem Finger gezeigt, wir gewinnen und wir verlieren gemeinsam. Jetzt müssen wir nur wieder Fuß fassen und ruhig bleiben. Es stehen noch 18 Rennen aus, uns erwartet also noch ein langer Weg im WM-Kampf.
 
Wir werden hart weiterarbeiten, um sicherzustellen, dass dies nicht mehr passiert. Angesichts der ganzen Erfahrung, die wir gemeinsam als Team gesammelt haben, gibt es keinen Grund, warum es für uns an jedem Wochenende so laufen sollte. Wir werden intern einige gute Gespräche führen. Diese Lektionen sind schmerzhaft, aber wir haben das schon öfter durchgemacht.
 
Valtteri Bottas
Als ich beim Boxenstopp im Auto saß und wartete, wusste ich, dass es ein langer Stopp war und ich rechnete mir aus, dass Sainz und danach Norris vorbei waren. Als es dann 30 Sekunden waren, konnte ich es einfach nicht glauben. Das ist natürlich eine riesige Enttäuschung und wir müssen daraus lernen, damit es nie wieder vorkommt. Das war sowohl Pech für mich als auch für das Team. Für uns wird es Priorität haben, unsere Boxenstopps zukünftig zu verbessern. Unsere Stopps waren in diesem Jahr nicht gerade unsere Stärke, dafür gibt es keinen Schuldigen, wir müssen uns einfach als Team steigern.
 
Zwischen Runde 15 und 20 hatte ich einen guten Abstand auf Max, aber als er seine Pace anzog, merkte ich, dass mein linker Vorderreifen nachließ und ich Boden auf Max verlor. Bei meinem Stopp hatte ich einen größeren Rückstand auf ihn und es wäre vielleicht schwierig geworden, um den Sieg zu kämpfen, selbst, wenn wir hart gefightet hätten. Aber Platz zwei wäre heute möglich gewesen.
 
Wir werden das Rennen am Dienstag detailliert besprechen, um zu verstehen, was ich persönlich und was wir gemeinsam hätten besser machen können. Danach geht es mit den Vorbereitungen auf Baku weiter.
 
Toto Wolff
An Tagen wie diesen lernen wir am meisten, aber das verhindert nicht, dass es sich furchtbar anfühlt. Wir erlebten am Sonntag ein schreckliches Rennen. Bei Valtteri bauten die Reifen stark ab, aber er lag trotzdem auf Podiumskurs. Danach gab es bei seinem Stopp ein Problem mit der Radmutter, was vorher noch nie in dieser Form passiert ist. Deshalb mussten wir ihn aus dem Rennen nehmen.
 
Bei Lewis hatte das Auto ganz einfach nicht die Pace. Der Undercut schien die einzige mögliche Option zu sein, um vor Gasly zu kommen und es gab keinen Fehler, die Runde aus der Box war gut, der Boxenstopp selbst war okay, aber es hat einfach nicht gereicht.
 
Dieses Wochenende müssen wir mit Fassung tragen. Wir haben heute ein paar Punkte verloren, aber es ist eine lange Saison, in der es hin- und hergehen wird. Dann werden wir sehen, wer am Ende in Abu Dhabi die Nase vorne hat. Wir müssen uns jetzt sammeln und so sehr es uns auch schmerzen wird, auf das Wochenende zurückblicken, um unsere Lehren zu ziehen und gestärkt daraus hervorzugehen.
 
Andrew Shovlin
Heute war ein richtig schwieriger Tag für das Team. Es gibt viele Bereiche, die wir uns ansehen müssen, aber wir werden von hier zurückreisen und dann alles objektiv analysieren. Ein Auto nach einem Problem beim Boxenstopp aus dem Rennen nehmen zu müssen, ist eindeutig nicht gut genug. Die Radmutter war so stark beschädigt, dass sie nicht mehr abging. Deshalb blieb uns keine andere Wahl, als das Auto abzustellen. Gleichzeitig war unsere Pace nicht gut genug, um Max herauszufordern. Wir verloren gegen Ende des ersten Stints auf den Soft-Reifen Grip und konnten nicht mit ihm mithalten.
 
Für Lewis sollte es von Anfang an ein schwieriger Sonntag werden, weil wir ihn am Samstag nicht weit genug nach vorne gebracht haben. Dennoch hofften wir, dass wir noch weiter nach vorne kommen würden. Aber unser versuchter Undercut schlug fehl und Lewis war dann hilflos, als er hinter Gasly noch weiter zurückfiel, als andere Autos beide mit einem Overcut überholten. Jetzt steht uns eine arbeitsreiche Woche bevor, in der wir vor dem nächsten Rennen in Baku viele Probleme lösen müssen. Schwierige Tage wie diese führen jedoch immer dazu, dass wir daraus lernen und uns weiter verbessern. Deshalb freuen wir uns darauf, schon in wenigen Tagen wieder auf die Strecke zurückzukehren.

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