Ein geringer Luftwiderstand bedeutet hohe Effizienz – ein Aspekt, der gerade bei Elektrofahrzeugen von zentraler Bedeutung ist. Schon eine Verringerung des Luftwiderstandsbeiwerts um nur 0,01 steigert die Reichweite auf der Langstrecke um etwa 2,5 Prozent. Bei einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern entspricht das rund 375 zusätzlichen Kilometern.
Mercedes-Benz hat früh erkannt, dass Aerodynamik der Schlüssel zur Effizienz ist. Entsprechend lang ist die Liste aerodynamisch herausragender Modelle: Sie beginnt beim W 125 von 1937, reicht über den 540 K „Stromlinie“ von 1938 und den C 111 aus den 1970er-Jahren bis hin zum W 124 von 1984, der als erstes Serienfahrzeug mit einem cW-Wert von 0,29 die 0,30-Marke unterschritt.
In jüngerer Zeit setzten der CLA von 2013 mit cW 0,22, der EQS mit 0,20 und der aktuelle CLA mit EQ Technologie mit Klassenbestwert 0,21 neue Maßstäbe. Ein weiterer Meilenstein ist der VISION EQXX von 2022, der mit einem cW-Wert von 0,17 dem Wind sogar weniger Widerstand bietet als ein American Football. Während hier die reine Effizienz im Mittelpunkt stand, lag beim AMG GT XX der Fokus darauf, diese selbst bei Geschwindigkeiten von über 300 km/h sicherzustellen. Mit einem cW-Wert von 0,19 und ausgeklügelter Aerodynamik errang der AMG im August 2025 auf der Teststrecke in Nardò gleich 25 Langstrecken-Weltrekorde.
Während früher im Rennsport vor allem Höchstgeschwindigkeiten und Abtrieb für hohe Kurvengeschwindigkeiten im Vordergrund standen, geht es heute primär um Energieverbrauch und Reichweite – ohne den typischen Mercedes-Fahrcharakter zu vernachlässigen. Auch in weiteren aerodynamischen Disziplinen wie Aeroakustik, Schmutzfreihaltung und Offenfahr-Komfort gehört Mercedes-Benz seit Jahren zu den Vorreitern.
Die Basis dafür bildet ein hoher Entwicklungsaufwand. Mit dem „Großen Windkanal“ in Untertürkheim betrieb Mercedes-Benz bereits vor über 80 Jahren die weltweit erste Einrichtung dieser Art für die Automobilentwicklung. Am 5. Februar 1943 fand dort die erste dokumentierte Messung statt – und die Anlage ist bis heute in Betrieb. 2013 setzte sich das Unternehmen mit dem Aeroakustik-Windkanal im Entwicklungszentrum Sindelfingen erneut an die Spitze im aerodynamischen Versuchswesen.
Dass kleine Details große Wirkung haben können, zeigt der neue CLA mit EQ Technologie. Mit einem cW-Wert ab 0,21 zählt er zu den Klassenbesten, zudem sind die Unterschiede innerhalb der Baureihe minimal. Das liegt nicht zuletzt an einer breiten Auswahl aerodynamisch optimierter Räder. Erstmals wird dabei eine Bicolor-Vollblende für Leichtmetallfelgen angeboten. Gegenüber einem herkömmlichen Rad verbessert sie den Luftwiderstand um bis zu 15 cW-Punkte, gegenüber einer bereits optimierten Aero-Felge immerhin noch um bis zu zwei Punkte. Zusätzlich wurden die Radspoiler vor Vorder- und Hinterachse über alle Zollgrößen hinweg detailliert optimiert, um den Einfluss von Rädern und Reifen auf den Luftwiderstand weiter zu verringern.
Auch im Bereich Kühlergrill und Scheinwerfer wurden Fugen gezielt platziert und teilweise abgedichtet. Das Unterbodenkonzept von EQS und EQE wurde weiterentwickelt: Der nahezu vollständig geschlossene, sehr glatte Unterboden umfasst auch verkleidete Federlenker und Zugstreben. Die Hinterradabdeckung ist fest mit der Karosserie verbunden und bewegt sich nicht mit der Achse, wenn diese einfedert. Sogar am Heck verzichtet Mercedes-Benz auf Kompromisse: Der vollelektrische CLA erhält zwei speziell angepasste Diffusor-Varianten – eine für Modelle mit, eine für Fahrzeuge ohne Anhängekupplung.
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