Von wegen „to big to fail“: Die deutsche Autoindustrie steht am Abgrund – und VW sei nur das erste Opfer, warnt mit dramatischer Tonlage Harald Müller, Geschäftsführer der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA). Und auch Mercedes-Benz sei im Zusammenhang mit der krisenhaften Situation der Branche vor der Gefahr eines Untergangs nicht gefeit. Wird das Mercedes-Logo zum "Todes-Stern"? Fährt die Politik die Autoindustrie mit Vollgas gegen die Wand? Klingt dramatisch, aber für den Geschäftsführer der Bonner Wirtschafts-Akademie, einem privaten Unternehmen auf dem Gebiet der Personalentwicklung, alles andere als unwahrscheinlich.
„Die desaströse Politik der maximalen Unsicherheit hat einen erheblichen Anteil am Sparkurs und den drohenden Werksschließungen bei VW“, donnert der Wirtschaftsexperte. Als Folge des Schlingerkurses der Berliner Politik werde die gesamte Branche in eine ungewisse Zukunft „geführt“.
Ein besonders gravierendes Beispiel dieser politischen Unsicherheit ist der Umgang mit dem Diesel. Erst als umweltschonend gelobt, wurde der Diesel plötzlich zum Sündenbock erklärt. Immer striktere Abgasnormen drängten die Autoindustrie zur schnellen Umstellung auf Elektromobilität. Staatliche Kaufprämien lockten die Kunden – doch als diese wirkten, waren die Fördermittel erschöpft, und die E-Auto-Käufe brachen abrupt ein. „Die Politik zeigte sich erneut überrascht“, so Müller, und bietet den Verbrauchern nun wieder neue steuerliche Anreize für den E-Auto-Kauf an. Dieses „Hin und Her“ habe die Verbraucher verunsichert und die Planungen der Autoindustrie durcheinandergewirbelt.
Besonders drastisch zeigt sich dies beim drohenden Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU. „Keiner weiß, ob das Verbot 2035 wirklich kommt oder ob es Ausnahmen für E-Fuels geben wird“, erklärt Müller. Sicher sei nur das Klimaziel, bis 2040 den CO2-Ausstoß in der EU um 90 Prozent zu senken – was ohne massive Einschnitte im Verkehrssektor nicht gelingen werde. „VW ist nur der Anfang“, warnt Müller und erwartet, dass noch viele weitere Autohersteller unter den politischen Unsicherheiten leiden werden.
Befindet sich Mercedes-Benz schon im Überlebenskampf?
Ein Paradebeispiel für den verzweifelten Überlebenskampf der deutschen Autohersteller liefere Mercedes-Benz, erläutert Müller. Trotz aller Pläne für die Elektromobilität dehnt der Konzern die Investitionen in Verbrennungstechnologien weit in die 2030er Jahre aus. „Es ist ein Versuch, sich aus der industriellen Todeszone zu retten“, analysiert Müller. Im Gegensatz dazu expandieren chinesische Hersteller wie Geely mit neuen Verbrennungsmotor-Konzernen – während deutsche Hersteller von der EU-Politik „zerrieben“ werden.
Noch gravierender sei die drohende Katastrophe bei der Batterietechnik. Ein neuer EU-Plan könnte die deutsche Batteriewirtschaft schon ab 2027 ausbremsen, da der nationale Strommix als Basis für CO2-Bilanzen herangezogen wird. Deutschland, mit einem höheren Anteil an Kohle- und Gasstrom, würde schlechter dastehen als Länder mit Atomkraft.
Harald Müller fasst die düstere Zukunft der deutschen Autoindustrie zusammen: „Die Weichen sind auf Unsicherheit gestellt – und die Branche fährt einem ungewissen Ende entgegen.“
Leser interessieren sich auch für diese Themen
Nur VW in der Krise? No Future für Autos made in Germany?
Mercedes investiert Milliarden in China "Mehr China": Zukunftsprogramm von Mercedes-CEO Källenius
1 Kommentar
R129Fan
11. September 2024 19:41 (vor einem Monat)
Schreibe einen Kommentar