Weltspiegel: Das Ende der Globalisierung

Der Produktionsstandort Europa erlebt einen rasanten Niedergang

Weltspiegel: Das Ende der Globalisierung: Der Produktionsstandort Europa erlebt einen rasanten Niedergang
Erstellt am 2. Februar 2021

Der Globalismus,‭ ‬wie wir ihn noch bis zum Ausbruch der COVID-19‭ ‬Pandemie kannten,‭ ‬wird in zehn Jahren der Vergangenheit angehören.‭ ‬Zu diesem Ergebnis kommt die‭ „‬Global Automotive Executive Survey‭“ ‬der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG,‭ ‬bei der Top-Manager und Kunden befragt wurden.‭ ‬Die Studie sagt voraus,‭ ‬dass im Jahr‭ ‬2030‭ ‬nur noch jedes‭ ‬20.‭ ‬Auto in Europa gebaut wird.‭

Wie geht es mit der Automobilindustrie weiter‭? ‬Wird sich in zehn Jahren alles um China drehen‭? ‬Welche Autos werden gebaut‭? ‬Ist die Elektromobilität wirklich die Zukunft‭? ‬Um diese Fragen zu klären,‭ ‬haben die Wirtschaftsprüfer von KPMG weltweit‭ ‬1.154‭ ‬Manager und mehr als‭ ‬2.000‭ ‬Autokäufer aus‭ ‬30‭ ‬Ländern befragt.‭ ‬Alle Manager hatten im weiteren Sinne etwas mit der Mobilitätsbranche zu tun:‭ ‬25‭ ‬Prozent waren bei einem Autobauer angestellt und‭ ‬21‭ ‬Prozent bei einem Zulieferer.‭ ‬Die meisten der Befragten kamen aus Nord-Amerika‭ (‬27‭ ‬Prozent‭)‬,‭ ‬China‭ (‬23‭ ‬Prozent‭) ‬und Europa‭ (‬22‭ ‬Prozent‭)‬.‭ ‬Damit sind also die wichtigsten Automobilregionen abgedeckt.

Nach Ansicht der Top-Manager spielt Europa im Jahr‭ ‬2030‭ ‬als Produktionsstandort nur noch eine Nebenrolle:‭ ‬76‭ ‬Prozent gehen davon aus,‭ ‬dass nur noch fünf Prozent der Automobile in Europa gebaut werden.‭ ‬Damit geht eine weitere Aufsplittung der Märkte einher.‭ ‬Das eine Auto,‭ ‬das sich überall gut verkauft,‭ ‬wird es nicht mehr geben.‭ ‬Zu unterschiedlich werden die regionalen Anforderungen sein.‭ ‬Der Grund für diese Diversifikation sind aber nicht auseinander driftende Kundenwünsche,‭ ‬sondern nach Ansicht der befragten Manager der wachsende Einfluss der Industriepolitik und die Rohstoffverfügbarkeit.

Diese beiden Faktoren bestimmen laut der‭ „‬Global Automotive Executive Survey‭“ ‬in Zukunft die Technologieagenda,‭ ‬nach der sich der Automobilhersteller richten müssen,‭ ‬um im Geschäft zu bleiben.‭ ‬Darüber herrscht bei den befragten Managern große Einigkeit:‭ ‬83‭ ‬Prozent der Entscheider sehen die Industriepolitik und Regularien,‭ ‬die je nach Region unterschiedlich sind und die durch Steueranreize und Subventionen forcierte Antriebsform beeinflussen,‭ ‬als einen wichtigen Punkt an,‭ ‬den es zu beachten gilt.‭ ‬Taucht man etwas tiefer in die Umfrage ein,‭ ‬verfestigt sich dieser Trend.‭ ‬In Indien und der ASEAN-Region stimmen‭ ‬92‭ ‬Prozent dieser These zu.‭ ‬In China sind es immer noch‭ ‬90‭ ‬Prozent.‭ ‬Dagegen sind es in Europa nur‭ ‬73‭ ‬Prozent.‭ ‬Logisch:‭ ‬Wer eine funktionierende Batteriefertigung inklusive der dazugehörigen Rohstoffe hat,‭ ‬wird die reine batterieelektrische Mobilität forcieren,‭ ‬andere Regionen werden auf Hybrid-Antriebe oder eventuell sogar auf die Brennstoffzelle setzen.‭ ‬Zudem sind‭ ‬73‭ ‬Prozent der Top-Manager der Ansicht,‭ ‬dass Rohmaterialien die bevorzugte Antriebstechnologie eines Landes beeinflussen.

Die Mehrheit der Executives geht zum ersten Mal,‭ ‬seitdem die KPMG-Studie durchgeführt wird,‭ ‬davon aus,‭ ‬dass in zehn Jahren nicht mehr der Verbrennungsmotor das Rückgrat der Individualmobilität sein wird:‭ ‬25‭ ‬Prozent werden einen konventionellen Antrieb haben,‭ ‬27‭ ‬Prozent einen batterieelektrischen Antrieb,‭ ‬während die Brennstoffzelle‭ ‬23‭ ‬Prozent und die PHEVs je‭ ‬25‭ ‬Prozent des Marktes ausmachen werden.‭ ‬Das KPMG Automotive Institute geht davon aus,‭ ‬dass die Elektromobile aufgrund der staatlichen Fördermaßnahmen noch einen weiteren Verkaufsschub erhalten werden.

‭„‬Dass China die Subventionen und Steuervergünstigungen für Automobile mit elektrifizierten Antrieben auslaufen lässt,‭ ‬ist kein Anzeichen,‭ ‬dass sich China aus diesem Markt verabschiedet oder sich auf alternative Antriebe konzentriert.‭ ‬Vielmehr ist diese Maßnahme ein klares Signal,‭ ‬dass China in die nächste Phase der langfristig angelegten Strategie eintritt,‭ ‬bei der nationale Automobilhersteller entstehen sollen,‭ ‬die qualitativ hochwertige Produkte anbieten‭“‬,‭ ‬fasst KPMG-Autoexpertin Angelika Huber-Strasser zusammen.‭ ‬Damit sollen die Autobauer aus dem Reich der Mitte fit für das große Ziel‭ „‬aus China für die Welt‭“ ‬gemacht werden.‭ ‬Zudem haben die Strategen in Peking auch erkannt,‭ ‬dass nicht nur eine Antriebsform das alleinig selig machende Mittel Mobilität ist.

Zumal nicht jeder der Ansicht ist,‭ ‬dass man in Zukunft rein elektrisch unterwegs ist.‭ ‬Die in der Studie befragten Kunden nannten den Preis,‭ ‬die Ladestruktur und die Reichweite als die beiden häufigsten Gründe,‭ ‬warum vor dem Kauf eines reinrassigen Elektroautos zurückschreckten.‭ ‬Fast‭ ‬70‭ ‬Prozent der in diesem Fall‭ ‬981‭ ‬befragten Manager sagen ein Scheitern der reinen Elektromobilität aufgrund der fehlenden Infrastruktur beziehungsweise die Herausforderung,‭ ‬diese zu installieren,‭ ‬voraus.‭ ‬Bemerkenswert ist,‭ ‬dass die Skepsis gegenüber dem Vorjahr um‭ ‬14‭ ‬Prozent gestiegen ist.‭ „‬Unsere Studie geht davon aus,‭ ‬dass eine negative Erfahrung im Hinblick auf die einfache Bezahlung über geeignete Systeme,‭ ‬das einfache Laden des Fahrzeugs sowie eine uneingeschränkte Verfügbarkeit der Mobilitätsleistung sich höchst negativ auf den Brand und damit auf die Kaufentscheidung auswirken wird‭“‬,‭ ‬fasst Angelika Huber-Strasser zusammen.

Ähnlich groß wie bei der Ladeinfrastruktur ist die Skepsis der Manager,‭ ‬was das autonome Fahren angeht:‭ ‬77‭ ‬Prozent gehen davon aus,‭ ‬dass der Mischverkehr aus autonomen Fahrzeugen und‭ „‬normalen‭“ ‬Vehikeln zu Sicherheitsproblemen und daraus resultierenden Haftungsansprüchen führen wird.‭ ‬Zudem ist sich die Mehrheit der Kunden auch einig,‭ ‬dass vollautonome Autos noch eine ganze Ecke entfernt sind.

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