Technik: So verändert die KI die Automobilindustrie

Kein Erfüllungsgehilfe

Technik: So verändert die KI die Automobilindustrie: Kein Erfüllungsgehilfe
Erstellt am 9. Januar 2024

Künstliche Intelligenz ist heutzutage durch Internet-Programme wie ChatGPT und Google Bart in aller Munde. Die smarte Software wird auch die Automobilindustrie grundlegend verändern.

Die Entwicklung der Infotainmentsysteme in Automobilen schreitet rasend schnell voran. Das Software Defined Vehicle bei dem es mehr auf das Infotainment und Multimediasysteme ankommt als auf die reine Fahrdynamik, ist die Zukunft. Vor allem in Märkten wie China und den USA. Die deutschen Premium-Marken wollen sich nicht weiter von BYD, Tesla & Co durch die Manege treiben lassen und setzen alles daran, den Rückstand aufzuholen. Die künstliche Intelligenz (KI) soll dabei helfen. BMW arbeitet mit dem amerikanischen Softwareunternehmen Cerence zusammen und hat einen KI-basierten Sprachassistenten in den 7er und den i7er gehievt. Die Konkurrenz verfolgt ähnliche Pläne. „Mercedes-Benz erfindet das digitale Erlebnis mit Hilfe von künstlicher Intelligenz neu, um eine menschenähnliche Interaktion mit dem intelligenten MBUX Virtual Assistant möglich zu machen. Dieser verfügt über empathische Eigenschaften, die vom individuellen Fahrstil und der persönlichen Stimmung beeinflusst werden. Kombiniert mit unserer eigenen MB.OS Software-Architektur wird dieser Ansatz die Zukunft des digitalen Luxus definieren“, erklärt Mercedes-Chef Ola Källenius, CEO.

Diese Einsatzszenarien liegen nahe, doch der Einfluss der KI wird weit darüber hinausgehen und die Automobilbranche grundlegend verändern. Davon sind die Analysten der Unternehmensberatung Accenture überzeugt. „Generative KI ist eine wegweisende Technologie, die die Mobilität in einer zunehmend vernetzten Welt nachhaltiger, erschwinglicher und sicherer machen wird und ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung von softwaredefinierten Fahrzeugen und automatisiertem Fahren sein wird“, macht Jürgen Reers, Globaler Leiter Automotive & Mobility bei der Unternehmensberatung Accenture klar. Die sogenannte Generative KI (GenKI) nutzt mithilfe von Daten und Bildern trainierte Modelle, um menschliche Interaktionen zu imitieren, komplexe Aufgaben auszuführen und neue Inhalte zu erstellen.

Die Software-Helfer sind längst in den Konzernzentralen angekommen. Audi nutzt eine generative KI-Anwendung, die die Designer bei der Entwicklung neuer Felgenentwürfe unterstützt. Die App generiert blitzschnell eine Vielzahl von Entwürfen und erlaubt es den Designern ohne großen Aufwand mit Formen, Farben, Strukturen und Oberflächen experimentieren. Der nächste Schritt ist nur noch eine Frage der Zeit und die Computerprogramme mutieren vom tumben Erfüllungsgehilfen zu wichtigen Gestaltern. „Generative KI beeinflusst die Art und Weise, wie Fahrzeuge entworfen, hergestellt, gefahren und gewartet werden, da sie auf der Grundlage von immensen Datensätzen Wirkungszusammenhänge aufzeigen und die Mitarbeiter mit inhaltlichen Vorschlägen und automatisierten Prozessen erheblich produktiver machen kann.“, weiß Jürgen Reers und ergänzt „Die künstliche Intelligenz wandelt sich vom Ideengeber zu einem ergänzenden Teammitglied, um Menschen bei der Erfüllung anspruchsvoller Aufgaben effektiv unterstützen zu können. Dadurch erhöht die KI die Qualität, die Produktivität sowie die Geschwindigkeit gleichermaßen und schafft Freiräume für die Mitarbeiter für Kreativität und Innovation.“

Das sehen auch die Top-Manager der Autobauer so. Laut einer Accenture-Untersuchung sind sich 94 Prozent der Führungskräfte in der Automobilindustrie einig, dass die Fähigkeiten der KI zunehmen und sich von der Unterstützung zum eigenständigen Handeln entwickeln. 96 Prozent der Führungskräfte der weltweiten Automobilindustrie gehen davon aus, dass generative KI ihr Unternehmen dazu zwingen wird, seine Technologiearchitektur zu modernisieren. Die intelligenten Programme sind keine Einzelgänger. Autonome KI-Agenten werden in der Lage sein, zusammenzuarbeiten. Die automotiven Entscheider begrüßen das: 96 Prozent der Führungskräfte in der Automobilindustrie weltweit sind der Meinung, dass die Nutzung von KI-Agenten-Ökosystemen in den nächsten drei Jahren eine große Chance für ihr Unternehmen darstellen wird.

Der Wandel ist bereits im vollen Gange. Mercedes testet die KI-Software ChatGPT in der intelligenten Produktion, um Qualitätsmanagement, Fehleridentifikation und -analyse sowie Prozessoptimierungen zu beschleunigen. BMW hat im Werk Regensburg ein KI-gestütztes Analysesystem installiert und realisiert so eine vorausschauende oder vorbeugende Instandhaltung, die frühzeitig Probleme erkennt und diese bestenfalls verhindert, ehe sie auftreten. Laut BMW verhindert das System allein in der Regensburger Fahrzeugmontage rund 500 Störminuten pro Jahr. Hochskaliert auf die globale Fertigung ist das ein massiver finanzieller Faktor. Die Produktion ist aber nicht der einzige Anwendungsfall. Es vergeht heutzutage kein Management-Strategie-Meeting der Automobilbranche, in dem nicht der Begriff „Customer Journey“ fällt. Damit ist der Weg gemeint, um das Interesse eines Kunden für ein Automobil zu wecken, ihn dann zu einem Kauf zu bewegen und aber auch danach mit Service-Angeboten zu unterstützen. Mit der Schlüsselübergabe ist es nicht getan. Schließlich haben die Käufer eine reichhaltige Auswahl an Marken. Also muss man schon ein Rundum-sorglos-Paket schnüren, um den Kunden bei der Stange zu halten.

Die Einsatzmöglichkeiten der generativer KI bei der Customer Journey sind vielfältig und kann diese optimieren. Das ist genau das, was sich die Manager der Autobauer wünschen. In Zukunft sind extrem personalisierte Angebote auf Basis von GenKI als Teil der Werbekampagne möglich. Die Konfiguration des Wunschautos findet in einem virtuellen Ausstellungsraum mithilfe eines 3D-Avatars statt, der die Auswahl in Echtzeit anzeigt und wie ein „echter“ Verkäufer auf menschenähnliche Weise beantwortet. Die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine während der Fahrt wird sich ebenfalls ändern. Einiges wird heute schon umgesetzt, wie etwa die Routenoptimierung oder die Müdigkeitserkennung. Das wird durch intelligente Vorschläge ergänzt, wie etwa der Vorschlag, die nächste Raststation anzusteuern, da man sich erholen kann und ohnehin ein Telefonat im Kalender geplant ist. So hilft die KI, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Auch beim After Sales-Bereich, in dem Gewinne erzielt werden, hilft die KI weiter. Ähnlich wie beim Kauf des Autos ist ein menschenähnlicher Avatar rund um die Uhr erreichbar, der sich um die Bedürfnisse der Kunden kümmert. Allerdings muss die Software erst dazu befähigt werden, die angedachten Aufgaben auch auszuführen. Das hängt vor allem von den Parametern ab, mit dem der Computer gefüttert wird. Nur so kann die KI eine Perfektion erreichen, die von den Kunden akzeptiert wird.

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