Mercedes-AMG Petronas Motorsport F1 Team

Valtteri Bottas bleibt ein weiteres Jahr, keine Chance für den Nachwuchs?

Mercedes-AMG Petronas Motorsport F1 Team: Valtteri Bottas bleibt ein weiteres Jahr, keine Chance für den Nachwuchs?
Erstellt am 29. August 2019

Die Spekulationen haben ein Ende. Valtteri Bottas wurde vom Team Mercedes-AMG Petronas Motorsport für ein weiteres Jahr für die Formel 1 verpflichtet und darf im vierten Jahr in Folge den Silberpfeil steuern. Damit verliert das Team den eigenen Nachwuchspiloten Esteban Ocon, der in diesem Jahr als dritter Pilot in der Warteschleife hin, wohl endgültig an Renault. 

Mercedes-AMG Petronas Motorsport hat heute bekanntgegeben, dass das Team seine Option auf Valtteri Bottas für die Formel 1-Saison 2020 gezogen hat. Valtteri Bottas stieß im Jahr 2017 zu Mercedes-AMG Petronas Motorsport und spielte in den vergangenen beiden Saisons jeweils eine entscheidende Rolle beim Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Der 30-jährige Finne liegt im Moment mit 188 Punkten auf dem zweiten Platz der Fahrerwertung. Während seiner bislang zweieinhalb Jahre mit dem Team erzielte er fünf Siege und zehn Pole Positions.

Die bequeme Wohlfühl-Lösung für Hamilton

Mit diesem Schritt hat sich das Team ganz klar für die bequemere Lösung entschieden. Offensichtlich sitzt das Teamkollegen-Trauma aus der Zeit der sich duellierenden Titel-Aspiranten Hamilton und Rosberg noch zu tief, um ein Top-Talent wie Esteban Ocon in den zweiten Silberpfeil zu setzen. Dabei wäre es höchst spannend gewesen, ob der als Spitzen-Talent gehandelte Ocon den alten Hasen Hamilton wirklich unter Druck hätte setzen können. Schließlich hat der Franzose in seinen Teamduellen gegen Sergio Perez bei Force India bereits bewiesen, dass er keinerlei Angst vor einem direkten Zweikampf hat. Stattdessen darf nun also Bottas weiter den "Flügelmann" von Hamilton spielen, denn für mehr wird es trotz aller Beteuerungen auch im Jahr 2020 nicht reichen. Bottas mag zwar ein schneller Mann sein, der sogar zu den Top-Piloten der heutigen Formel 1 zählt, aber die vergangenen Saisons haben deutlich gezeigt, dass er nicht in der Lage ist, auf Dauer einem Lewis Hamilton in Top-Form Paroli zu bieten. Da half auch die mentale Neuerfindung in der letzten Winterpause nichts. An guten Tagen ist der 30-jährige Finne durchaus in der Lage, Hamilton zu schlagen und Rennsiege einzufahren, aber auf Dauer prallt er an dem riesigen Ego des Mehrfach-Weltmeisters ab.

"Flügelmann" Bottas nur mit theoretischen Titel-Chancen

Diese Erfahrung musste auch ein Nico Rosberg seinerzeit machen, der es nur unter Aufbietung all seiner mentalen Kraft schafte, eine ganze Saison seine besten Leistungen aneinander zu reihen und Hamilton tatsächlich hauchdünn zu schlagen. Im Bewusstsein, dass dies eine einmalige Leistung seinerseits war, nahm Rosberg im Anschluss sofort seinen Hut und verschwand. Bottas hingegen wird sich innerlich mit seiner Rolle abgefunden haben. Zudem besteht ja immerhin die Chance, bei außergewöhnlichen Umständen auf Seiten Hamiltons doch noch die Chance auf einen WM-Titel zu bekommen. Man erinnere sich nur an das Jahr 1998, als der klare Nr.2-Pilot bei Ferrari Eddy Irvine am Ende noch fast Weltmeister geworden wäre, nachdem sich die Nr. 1 Michael Schumacher mitten in der Saison ein Bein brach und ausfiel. Allerdings wünschen sich weder Bottas noch wir solch ein Szenario.

Entscheidung contra Esteban Ocon = pro George Russell?

Was aber hat das Team dazu bewogen, diese Entscheidung zu treffen? Schließlich wird man den erklärten und über Jahre geförderten Junioren Esteban Ocon nun wohl an Renault verlieren, wo man den Landsmann wohl nicht so leicht wieder ziehen lassen wird. Vor allem, wenn er wie erwartet Top-Leistungen zeigt. Was aber auf den ersten Blick wie eine Entscheidung gegen den Nachwuchs wirkt, könnte aber auch genau das Gegenteil sein. Immerhin gibt es da noch ein zweites Top-Talent in den Junior-Reihen der Silberpfeile. George Russell fährt seine erste Saison bei Williams und macht dabei trotz (oder gerade wegen) der hoffnungslos unterlegenen Boliden eine gute Figur. Mutmaßlich lässt Mercedes also nun einen Ocon ziehen, um dem Youngster Russell noch ein Lehrjahr bei Williams zu gönnen. Spätestens 2021 dürfte der Brite dann den Platz von Bottas im Silberpfeil einnehmen. Oder sogar den dann vermutlich siebenfachen Weltmeister Hamilton beerben, falls der der Rennerei müde geworden sein sollte. Alles andere würde das Juniorenprogramm von Mercedes-AMG Motorsport gänzlich ad absurdum führen, nachdem man dann schon die Talente Wehrlein und Ocon hat ziehen lassen. Wir sind gespannt!

Valtteri Bottas: "Ich bin sehr froh darüber und stolz darauf, im vierten Jahr in Folge ein Teil des Teams sein zu dürfen. Deshalb möchte ich mich bei allen Teammitgliedern und dem Vorstand von Mercedes für das in mich gesetzte Vertrauen bedanken. Meine Leistungen wurden bislang mit jedem Jahr immer besser und dies ist ein großartiger Weg, um in die zweite Saisonhälfte 2019 zu starten. 
 
Es ist mein Ziel, Formel 1-Weltmeister zu werden. Auf Basis meiner Erfahrungen mit dem Team bin ich davon überzeugt, dass Mercedes die beste Option für mich ist, dieses Ziel in der Saison 2020 zu erreichen. In dieser Saison sind noch neun Rennen zu fahren und ich bin fest entschlossen, mich in jedem davon weiter zu steigern. Mein Fokus liegt jetzt auf Spa und darauf, an diesem Wochenende gemeinsam mit dem Team eine starke Leistung abzuliefern." 
 
 
Toto Wolff: "Wir haben Valtteri für die Saison 2019 vor die Herausforderung gestellt, noch stärker zu sein als in der ersten Saisonhälfte 2018 - und das ist ihm mit einigen sehr beeindruckenden Leistungen in den ersten Rennen des Jahres gelungen. Obwohl die erste Jahreshälfte sein bislang erfolgreichster Saisonstart war, ist er noch immer hungrig und fest entschlossen, sich weiter zu verbessern und sein Level noch einmal anzuheben. Genau diese Einstellung erwarten wir von allen unseren Teammitgliedern. Die Ergebnisse, die wir gemeinsam mit Valtteri eingefahren haben, sind kein Zufall: Er war in den vergangenen beiden Jahren ein integraler Bestandteil beim Gewinn der Weltmeisterschaft. Sein Teamwork mit Lewis war beispielhaft und er hat im Umgang mit Rückschlägen echte Charakterstärke bewiesen. 
 
Ich freue mich sehr, dass er dem Team für mindestens eine weitere Saison erhalten bleiben wird und bin gespannt darauf, zu sehen, wie er die Messlatte noch einmal höher legen wird."

 

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