HVO100 im Dieseltank!

Grüne G Modelle müssen nicht immer „Wolf“ heißen: Wie man einen G 320 CDI fast klimaneutral betreibt!

HVO100 im Dieseltank!: Grüne G Modelle müssen nicht immer „Wolf“ heißen: Wie man einen G 320 CDI fast klimaneutral betreibt!
Erstellt am 16. Juni 2022

Am 7. Juni hat das EU-Parlament dafür gestimmt, die Neuzulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu verbieten. Dass diese Entscheidung für hitzigen Debatten sorgt, zeigen die täglichen Schlagzeilen der entsprechenden Nachrichten in den Medien und den sozialen Netzwerken. Noch muss der Entscheidung von allen EU-Mitgliedsstaaten zugestimmt werden, aber die Hersteller scheinen sich stoisch auf eine rein elektrische Zukunft einzuschießen, obwohl ihnen Technologieoffenheit viel mehr Möglichkeiten zum Klimaschutz bieten würde.

Dass davon auch vor dieser Deadline produzierte Fahrzeuge betroffen sein könnten, liegt auf der Hand. So ist die Produktion des G-Modells der aktuellen Baureihe 463.230 bis ins Produktionsjahr 2024 ausverkauft. Da Mercedes-Benz derzeit bereits fleißig dafür sorgt, dass Berichte über den elektrischen „Nachfolger“ EQG geleakt werden die zeigen, dass dieses Auto auf der Stelle drehen kann, kann man ernsthaft befürchten, dass – zumindest für Privatkunden in Deutschland – wahrscheinlich kein neuer G mehr in die Showrooms rollt, der einen Verbrennungsmotor hat. Die Preise aller gebrauchten G-Modelle schießen daher derzeit durch die Decke – egal, wie sie motorisiert sind.

Die G-Klasse fährt nahezu klimaneutral

Wie man einen G320 CDI aus dem Jahr 2008 fast klimaneutral betreiben kann, zeigt Andreas Deul, Geschäftsführer der Wirtz Energie und Mineralöl GmbH aus Ratingen. Mit seiner Marke FuelMotion hat Andreas einen Kraftstoff im Programm, der die Abgase neuer, wie auch alter Diesel in ein „laues Lüftchen“ verwandelt. Wie das funktioniert, ist schnell beschrieben: Einfach den richtigen Kraftstoff tanken: fertig!

„Klimaschutz tanken“ dank FuelMotion

Sein Name: „FuelMotion Diesel H“, ein sog. HVO100 der DIN-Kraftstoffnorm EN15940 für paraffinische Kraftstoffe. Der Hauptvorteil von HVO100 ist, dass er aus Altspeisefetten hergestellt wird und im Betrieb die CO2- Emissionen um 90% sowie Feinstaub und NOx je nach Motorengeneration zwischen 15 und 50% senken kann. Wenn man so will, Klimaschutz, den man tanken kann. „Klimaschutz tanken“ ist daher auch der Claim von FuelMotion.

Deutschland hinkt hinterher

HVO100 funktioniert in allen Dieselmotoren und die meisten Hersteller haben ihn für ihre Motoren offiziell freigegeben. Die Nachfrage ist nämlich da, denn in Skandinavien und anderen EU-Ländern, wie z.B. den Niederlanden wird völlig selbstverständlich HVO100 an knapp 8.000 Tankstellen angeboten. In Deutschland sieht das derzeit noch etwas anders aus. Zwar darf nach Europäischem Recht HVO verkauft, werden – allerdings nach deutschem Recht bisher nur an Städte, Kommunen und sog. „geschlossene Kreisläufe“, wie z.B. Tankkarteninhaber und Fuhrparktankstellen.

FuelMotion und die Mission Possible

Um FuelMotion bekannt zu machen und durch seine Präsenz dafür zu sorgen, dass die Verkaufsfreigabe endlich erteilt wird, ist das FuelMotion G-Modell seit März 2022 ständig im Einsatz. Er war schon auf Oldtimer- und Treckertreffen, stand mit seinem „Kollegen“ – einem 1957er BERNA Tanklastwagen - bei der Nürburgring Classic im Fahrerlager und wird seither ausschließlich mit FuelMotion H betrieben.

FuelMotion Diesel H tut gut!

Der OM 642 des G320CDI leistet 224PS und gehört noch zur letzten EURO4-Generation vor Einführung der EURO5-BlueTec Motoren. Im G ist dieser Motor unaufdringlich, aber immer noch Diesel-typisch knurrig. Durch den Betrieb mit FuelMotion Diesel H wird dies jedoch spürbar minimiert. Er läuft ruhiger, seidiger und springt bei Kälte sogar besser an. Das Beste: Trotz seines Alters und der Abgasnorm EURO4 kann man weder dieseltypisches Rußen sehen noch Abgase riechen.

Wasserklar und fast geruchlos: FuelMotion Diesel H

Die besten Demonstration auf den bisherigen Veranstaltungen war daher stets, die Besucher am Auspuff riechen zu lassen. Ganz witzig eigentlich, dass Menschen Schlange stehen, um am Endrohr eines Autos zu schnuppern. Der anschließende Kommentar ist allerdings stets derselbe: „Ich rieche nix!“.

Ist HVO100 sogar besser als herkömmlicher Diesel?

Der G dient nicht nur als Demo-Objekt, sondern auch als Zugfahrzeuge für den FuelMotion Tankanhänger. Bei Bedarf kann er nämlich ein paar hundert Liter zu Events schleppen, die in Trecker, LKWs und klassischer Diesel von Event-Besuchern vertankt werden. Richtig Angst vor Schäden hatte bisher niemand und muss sie auch nicht haben. HVO100 ist nämlich nicht nur der sauberere, sondern auch der bessere Kraftstoff, der fossilem Diesel in fast allen Messkriterien weit überlegen ist – bis auf eine minimal geringere Dichte, was aber keinen negativen Einfluss hat.

Trotz der täglichen Berieselung in den Medien über die Vorzüge der allheilbringenden Elektromobilität und gleichzeitiger Verteufelung des Verbrennungsmotors scheint Andreas Deul mit dem G320 und natürlich seiner Marke FuelMotion auf das richtige Pferd gesetzt zu haben. Anders kann man sich das positive Feedback und die große Nachfrage nicht erklären.

Das Batterie-Auto hat weiterhin einen schweren Stand

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Vor allem im Transportgewerbe geht gerne schonmal bei Besuchern der Puls durch die Decke, wenn man die Pläne von Regierung und Herstellern anspricht, welche eine Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs vorsehen. Kein einziger Besucher aus der Branche am FuelMotion Stand bei Events hat dies bisher begrüßt und alle halten alternative Kraftstoffe daher für den deutlich besseren Weg.

Hält man sich vor Augen, dass „gewisse, politische Kräfte“ durchgesetzt haben, dass unsere Handys demnächst verschraubt, statt verklebt sein müssen, um eine lange Nutzung durch Reparaturfreundlichkeit zu gewährleisten, fragt man sich, wie exakt dieselben Politiker auf die Idee kommen, man sollte schnellstmöglich sein Auto verschrotten und gegen ein BEV tauschen.

Bis 2035 ist noch ein langer Weg und Andreas sowie sein Team werden bis dahin noch viele Kunden mit dem G320 CDI auf ihrer Tank-Tour besucht haben. Wer sich für FuelMotion interessiert und auch gerne mal am Auspuff riechen möchte, findet die FuelMotion G-Klasse im Laufe des Jahres auf vielen Veranstaltungen, wie z.B. dem Oldtimer Treff Ruhr auf Zeche Ewald in Herten, bei der EuroTaximesse in Essen, oder beim Tractor Pulling in Edewecht.

Wirtz eröffnet die erste Tankstelle für synthetische Kraftstoffe in NRW

Bei einem Event in Dorsten hat FuelMotion sogar ein kleines bisschen NRW-Geschichte geschrieben. Am 12.06. wurde nämlich von Wirtz die erste Tankstelle für synthetische Kraftstoffe in NRW eröffnet. Neben vielen interessierten Besuchern war das G-Modell natürlich auch dabei. Dass dieses Auto so problemlos mit HVO läuft, hat dann sogar das Team von Mercedes-Fans.de überzeugt. Tobias Götze, der in Dorsten als MIB- bekannter Kameramann im Einsatz war (Film folgt), hat sein C220 CDI T-Modell direkt mit FuelMotion H betankt. Als wir einige Tage später telefonierten, schwärmte er vom ruhigeren Motorlauf und sogar einem verbesserten Durchzugsvermögen.

Nachhaltiger Klimaschutz dank Syn-Fuels

Klimaschutz kann so einfach sein – und sogar auch noch Spaß machen. Wir berichten hier gerne regelmäßig weiter über alternative Kraftstoffe, wann die heiß ersehnten efuels verfügbar sein werden und wann endlich die offizielle Verkaufsfreigabe für HVO erteilt wird. Bleibt dran, es könnte demnächst spannend werden.

Ich selbst bin so überzeugt von einer Zukunft alternativer Kraftstoffe, dass ich mich für sie auf verschiedenen Ebenen engagiere und arbeite deshalb auch eng mit Wirtz zusammen. Wenn Ihr also demnächst zu einer Veranstaltung kommt, an der wir mit FuelMotion teilnehmen, sehen wir uns. Für die Auspuffprobe werfe ich Euch dann gerne den G320 an...

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Über den Autoren Christian Nikolai

Christian Nikolai war über 20 Jahre in der Zentrale der Daimler AG und bei Mercedes-Benz Händlern in verschiedenen Funktionen im Marketing, Vertrieb sowie mit dem Aufbau von ClassicPartner Sparten beschäftigt. Heute ist Christian als selbständiger Unternehmensberater mit seiner Firma RaumLenker MotorConsult tätig, die sich auf die Entwicklung von Kommunikations- und Vertriebskonzepten für die Automobilindustrie spezialisiert hat. Aktuell kümmert er sich hauptsächlich darum, die Marke „FuelMotion“ für klimafreundliche Kraftstoffe im Markt bekannt zu machen und dem biobasierten, synthetischen Kraftstoff HVO100 den gesetzlichen Boden zu bereiten, der der den freien Verkauf an Endkunden ermöglicht. Christian schreibt außerdem für Online-Formate wie Mercedes-Fans regelmäßig Artikel zu unterschiedlichen Automotive- Themen.

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