Update: China greift nach dem Stern

Ministerpräsident Kretschmann: Mercedes-Übernahme lassen wir nicht zu

Update: China greift nach dem Stern: Ministerpräsident Kretschmann: Mercedes-Übernahme lassen wir nicht zu
Erstellt am 8. Juni 2022

Update vom 08.06.2022

Zwei chinesische Firmen halten zusammen fast 20 Prozent der Aktienanteile an Mercedes-Benz. Die staatliche Beijing Automotive Group (BAIC) hält 9,98 Prozent und Li Shufu, Eigentümer von Geely 9,69 Prozent der Aktien. Ohne Frage ist der Chinas Einfluss auf den Erfinder des Automobils deutlich gewachsen. Das stellt sich die Frage, ob Mercedes-Benz womöglich eine Übernahme aus China droht? Gänzlich unbegründet ist der Gedanke nicht, denn schon etliche deutsche Traditionsunternehmen mit Weltruf sind in den vergangenen Jahren von chinesischen Firmen geschluckt worden. Auch wenn es gut möglich sein sollte, dass Mercedes-Benz in den Augen von chinesischen Investoren ein attraktiver Übernahmekandidat sein sollte, so würden die politischen Entscheider in Deutschland den Verkauf von Mercedes-Benz verhindern wollen. So ließ sich jedenfalls der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, im Interview mit dem Handelsblatt (Paywall) vernehmen. „Das würden wir gar nicht zulassen“, gab er in einem gemeinsamen Interview mit Mercedes-Benz-Group CEO Ola Källenius zu Protokoll. Der Mercedes-Chef übrigens sieht die Gefahr einer feindlichen Übernahme durch die chinesischen Großaktionäre, die ja beide auch Kooperationspartner von Mercedes-Benz sind, derzeit nicht. Er glaubt auch nicht, dass BAIC oder GEELY darauf aus seien, ihre Aktienanteile von Mercedes-Benz nochmals deutlich aufzustocken und ihren Einfluss zu erhöhen. Man unterhalte zu beiden Investoren gute  - Beziehungen.

Artikel vom 29.12.2021

Der bevorstehende Jahreswechsel ist für jedermann immer Anlass gleichzeitig zurück und nach vorne zu schauen. Was wird die Zukunft für Mercedes-Benz bringen? Eine Vorhersage wagt Autoexperte Helmut Becker. Er war 24 Jahre Chefvolkswirt bei BMW und leitet das "Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation (IWK)". In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin n-tv sieht er im Allgemeinen die Abhängigkeit der deutschen Autoindustrie vom chinesischen Automarkt und im Besonderen die Tatsache, dass die chinesischen Unternehmen BAIC und Geely zusammen 20 Prozent der Firmenanteile am Daimler halten, kritisch. Befragt nach den Folgen des hohen Konkurrenzdrucks in der Automobilbranche antwortet Helmut Becker: „Bei den heutigen bekannten globalen Playern rechne ich nicht mit Pleiten oder weiteren Fusionen. Allenfalls wird Daimler von seinen automobilen Großaktionären Geely oder BAIC übernommen, der Knowhow-Transfer nach China ist beim Elektro-Smart bereits voll im Gange.“
Kritisch sieht Becker auch eine Electric-Only-Strategie, wie sie der Daimler vorantreibt. Das sei zu eindimensional. Der langjährige BMW-Chefvolkswirt rät auch Mercedes-Benz zur Technologieoffenheit, wenn er im Interview zur Frage „Welche Hersteller sind für die Zukunft besonders gut aufgestellt?“, sagt: „Aus meiner Sicht sind es diejenigen, die das eine tun, aber das andere nicht lassen. Das heißt: Es sind die Unternehmen, die sowohl in der Verbrennertechnologie als auch im E-Bereich auf Batteriebasis unterwegs sind. Es sind die Hersteller, die Elektromobilität als Teil- und Zwischenlösung sehen, den Verbrennermotor aber gleichzeitig im Portfolio behalten und weiterentwickeln. Um konkrete Namen zu nennen: BMW, Toyota und Hyundai gehören mit Sicherheit zu den Gewinnern.“

Ursprüngliche Nachricht vom 13.12.2021

Jīngyà de biǎoqíng! (ist chinesisch für „Ausdruck des Erstaunens“). Wie heute bekannt wurde, hat der chinesische Kooperationspartner BAIC seinen Anteil am Daimler Konzern heimlich still und leise auf 9,98 % erhöht - offiziell kommuniziert waren bislang ein 5-prozentiger BAIC-Anteil am Daimler. Den Stimmrechtsanteil von fast 10 % an Daimler hat der chinesische Staatskonzern schon seit 2019 gemausert. BAIC ist damit jetzte der größte Daimler-Einzelaktionär. Der zweitgrößte Anteilseigner mit 9,69 % Anteil am Daimler kommt ebenfalls aus dem Reich der Mitte - es ist der chinesische Unternehmer Li Shifu, dessen Automarke Geely ebenfalls ein Kooperationspartner von Mercedes-Benz ist.

Es ist ein Spiel hinter den Kulissen, was jetzt öffentlich bekannt wurde. Habend die Chinesen mit verdeckten Karten gespielt? Ihr Ziel ist klar: Sie wollen ihren Einfluss auf den Erfinder des Automobils erhöhen. Dem Daimler blieb heute nichts anderes übrig, als gute Miene zu BAICs heimlichen Tun zu machen. Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG begrüßte das ambitionierte Engagement von BAIC mit den Worten: "Wir freuen uns über das Engagement aller langfristig orientierten Aktionäre, die unsere Strategie unterstützen.“ Ganz wohl ob der erhöhten BAIC-Stimmrechtsanteile ist der Führungsetage im Stuttgarter Konzern aber offenbar nicht. So gebe es, wie der Daimler heute mitteilt, eine Übereinkunft zwischen beiden Unternehmen, in welcher BAIC bestätige, seinen Anteil an Daimler nicht weiter zu erhöhen zu wollen. Wobei für den weiteren Fortgang des Kampfes um Einfluss beim Stern, die Reaktion von Geely auf die veränderte Lage noch abzuwarten ist. Da könnte jetzt eine Spirale der Zukäufe bei Geely und BAIC in Gang kommen.

Von ersten Gerüchten, dass BAIC sich beim Daimler heimlich groß einkauft, berichtete Mercedes-Fans.de erstmals im Dezember 2019 HIER. Es war seinerzeit von einem Machtkampf zwischen BAIC und Geely die Rede. In dem eifersüchtigen Gerangel geht es offenbar darum, welcher chinesische Autobauer bei Mercedes‘ Expansionstrategie im Reich der Mitte in Zukunft mehr Mitsprache und Einfluss haben wird. Seinerzeit dementierte Xu Heyi, CEO der Beijing Automotive Group Co (BAIC) die Spekulationen, BAIC wolle seine Anteile am Daimler erhöhen. “Wir haben unsere Investition in eine Beteiligung abgeschlossen. Wir haben keine Pläne, den Anteil zu erhöhen,” ließ er sich vernehmen. Die ehrgeizigen Pläne von BAIC gehen übrigens noch weiter. Wie es 2019 ebenfalls gerüchteweise hieß, strebe BAIC einen Sitz im Daimler-Aufsichtsrat an.

5 Kommentare

  • Pano

    Pano

    Wie wir ja alle wissen, bezieht sich MP Kretschmann (weiß man eigentlich, ob er mit den Platverhältnissen im EQS zufrieden ist?) auf die Außenwirtschaftsverordnung, genauer auf Abschnitt 2 Prüfung von Unternehmenserwerben bzw die §§ 55-62a. Oder er meint, daß "Se Länd" zur Not Mercedes teilverstaatlicht... Grüße Pano
  • R129Fan

    R129Fan

    Und wie will der "Grünen" Häuptling die Übernahme verhindern? Mit dem Fuß stampfen und laut schimpfen? In diesem Land fällt einem nichts mehr ein.Wenn mir die Chinesen 200 Euro pro Aktie bieten sind die Schrottpapiere weg, verlasst euch drauf.
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Ja, Pano, die Automobilbranche ist voll von Spezialisten, die sich bei ihren Vorhersagen eher an Nostradamus orientieren als an den Fakten. Weil aber nicht wenige von denen Gehör in der Politik, der Wirtschaft und mitunter auch beim Verbraucher finden, sind wir der Ansicht, dass wir deren Analysen und Vorhersagen schon präsentieren sollten.
  • Pano

    Pano

    Mei, der Herr Becker. Zur Erinnerung, daß ist der Experte, der Anfang des Jahres in der AMS Tesla als Übernahmekandidat bezeichnet hat. Die findet er jetzt ganz prima. Außerdem muss er BMW loben aber das sei ihm nach 24 Jahren Betriebszugehörigkeit gegönnt. Und welche Halbwertszeit seine Prognosen haben zeigen die von ihm als zukunftssicher gelobten Hyundai. Die haben letzte Woche einfach mal die Motorenentwicklung geschlossen. Also, Schlaubabbeln ist easy gerade wenn es auch um das Thema geht ob Daimler ein Übernahmekandidat ist. Dann sollte man aber auch so konsequent sein zu analysieren warum eigene Prognosen mal nicht eintreten. Grüße Pano
  • egide aus belgien

    Egide aus belgien

    Schande das man eine Traditions-Marke völlig vernichten lass,mit hilfe von O.K. wer anders?

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