Formel 1 Testfahrten in Bahrain

Mercedes: "Nicht so schnell wie Red Bull"

Formel 1 Testfahrten in Bahrain: Mercedes: "Nicht so schnell wie Red Bull"
Erstellt am 15. März 2021

Die dreitägigen Testfahrten - und damit die einzige Möglichkeit vor Saisonbeginn, die neuen Fahrzeugen auf Herz und Nieren zu prüfen - sind Geschichte. Und sie haben ein paar Überraschungen offenbart. Vor allem das siegverwöhnte Mercedes-Team scheint die reglement-bedingten aerodynamischen Änderungen nicht so gut verkraftet zu haben als andere Teams, was man sogar offen zugab. Ist das ein Grund zur Sorge? Sebastian Vettel im neuen Aston Martin mit Mercedes-Power erlebte einen noch schwärzeren Test mit vielen Problemen, auch mit der Technik von Mercedes.

Vor-Saison-Testfahrten sind stets mit Vorsicht zu genießen. Die Rundenzeiten sind nur mit viel Recherche und Mühe zu vergleichen - wenn überhaupt. Niemand weiß genau, wer wann mit wieviel Gewicht auf der Strecke war. Pokern und Bluffen gehört bei diesen Testfahrten definitiv dazu. Wenn man ganz genau beobachtet, lassen sich trotzdem Schlüsse auf das ungefähre Kräfteverhältnis ziehen.

Mercedes unter Druck

Im Falle des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams scheint klar, dass hier nicht alles perfekt läuft. Zunächst verlor man einen wertvollen halben Testtag durch ein Getriebeproblem und hechelte in der Folge dem eng gestrickten Testplan hinterher. Dabei wurde offensichtlich, dass die Beschneidung der Aerodynamik, mit der in diesem Jahr das gesamte Feld etwas eingebremst werden soll, die Silberpfeile wohl härter traf als andere Teams, was am grundsätzlichen Aero-Konzept liegen dürfte. Vor allem Weltmeister Lewis Hamilton tat sich sichtlich schwer mit dem W12, hatte Schwierigkeiten mit einem extrem nervösen Heck und drehte sich unzählige Male. Teamkollege Bottas, der einen etwas anderen Fahrstil pflegt, kam deutlich besser klar. Hamilton belegte am Ende mit über einer Sekunde Rückstand den fünften Platz im Zeiten-Tableau.

Red Bull Favorit? McLaren Geheimtipp?

Wie schon gesagt: Diese Zeiten sind nicht unbedingt aussagekräftig. Nicht alle Teams schickten am Ende, als die besten Bedingungen herrschten, ihre Fahrer noch für Zeitenjagden auf die Strecke. Hamilton hingegen unternahm am Ende mehrere Qualifying-Simulationen auf weichen Reifen, bei denen er aber aufgrund des nervösen Autos aber kaum eine ordentliche Runde zusammen bekam. Ganz anders war der Eindruck bei Red Bull, deren Boliden wie auf Schienen lag, so dass Max Verstappen an die Spitze fuhr. Ganz knapp dahinter - und das ist sowohl eine faustdicke Überraschung als auch ein Fingerzeig auf die Stärke von Red Bull - kam Neuzugang Yuki Tsunoda im Red-Bull-Schwesterteam Alpha Tauri. Auch Kimi Räikkönen im Alfa Romeo platzierte sich noch vor Hamilton. Dass der Mercedes-Motor nach wie vor stark ist, zeigte Williams-Pilot George Russell, der sich direkt hinter Hamilton platzieren konnte. Noch einen Platz weiter hinten rangierte das McLaren-Team, das nun auch wieder mit Mercedes-Power antritt. Auch hier geben die Zeiten keinen wahren Aufschluss über die Performance. Das englische Team unter der Führung des Deutschen Andreas Seidel erlebte einen völlig problemlosen Test, machte stets einen bärenstarken Eindruck und darf als Geheimtipp gelten.

Vettel mit vielen Problemen

Ganz schlecht verliefen die Tests dagegen für Aston Martin Neuzugang Sebastian Vettel. Der Deutsche, der sich sehr auf die ersten Meter mit dem Mercedes-Motor gefreut hatte, verbrachte wegen vieler technischer Probleme sehr viel Zeit an der Box und kam kaum zum Fahren. Nicht der beste Start in das neue, wahrscheinlich letzte Kapitel seiner Karriere. Außerdem zeigt das, dass auch die hoch gelobte Mercedes-Technik, mit der Aston Martin unterwegs ist, mittlerweile am Limit ist.

Mercedes wäre aber nicht Serien-Champion, wenn man nicht in der Lage wäre, solche Warnschüsse zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Hier ist während der ersten Rennen vor allem auch Rekord-Champion Lewis Hamilton gefragt, um das Auto wieder in die Spur zu bringen. Eine Spazierfahrt wird der achte WM-Titel für den Ritter der englischen Krone nun beileibe nicht, sondern harte Arbeit. Nun kann er beweisen, dass er nicht nur bereits schnelle Autos schnell bewegen kann, sondern auch in einer (kleinen) Krise das Team wieder nach vorne führt. Und man kann sicher sein, dass der W12 trotzdem immer noch ein Siegkandidat sein wird. Für die Spannung während der einzelnen Rennen und der WM kann das leichte Schwächeln nur nützlich sein.

Valtteri Bottas
Mein erster Testtag wurde von Problemen beeinträchtigt, deshalb bin ich froh, dass die anderen beiden Tage effizient und sauber verlaufen sind. Wir konnten gestern und heute viele Runden zurücklegen und gute Testarbeit verrichten. Ich fühle mich noch immer nicht hundertprozentig wohl, aber wir konnten Fortschritte erzielen und uns verbessern. Es gibt aber noch viel zu tun. Wir konnten an den drei Testtagen viele Daten sammeln, die wir jetzt analysieren müssen. Das wird uns dabei helfen, das Auto bis zum ersten Rennen noch schneller zu machen.
 
Durch die Änderungen steht uns noch weniger Zeit zur Verfügung, aber wir konnten uns nach dem ersten Tag sehr gut zurückmelden. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Auto und das Team das Potenzial besitzen, damit wir um den Titel kämpfen können. Ich glaube nicht, dass das Paket mit Blick auf die Performance schon so weit ist, aber ich habe keine Zweifel daran, dass sich das noch ändern wird. Ich habe das Gefühl, dass ich genug Zeit im Auto hatte. Ich bin kürzere und längere Versuche gefahren, fühle mich wohl und bin zuversichtlich. Aus meiner Sicht bin ich bereit und das werden wir auch als Team sein.
 
Lewis Hamilton
Ich war noch nie ein großer Fan von Testfahrten, ich liebe Racing! Dies ist wahrscheinlich das einzige Jahr, in dem ich mir mehr Testtage gewünscht hätte, denn es liegt noch viel Arbeit vor uns. In der Vergangenheit hatten wir nach den Testfahrten nie das Gefühl, dass wir schneller als alle anderen waren. Man weiß einfach nie, was die anderen Teams mit den Spritmengen und beim Setup machen. Wir konzentrieren uns nur darauf, unser Auto bestmöglich verstehen zu lernen und ehrlich gesagt, habe ich in diesem Jahr das gleiche Gefühl. Wir werden erst im Qualifying in zwei Wochen erfahren, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen.
 
Wir konnten uns heute verbessern, aber wir sind noch nicht dort, wo wir sein möchten. Ich kann nicht nur einen Bereich hervorheben. Ich habe das Gefühl, dass wir uns auf der gesamten Runde steigern müssen. Jetzt freue ich mich darauf, wieder in den konzentrierten Wettkampfmodus zu schalten und Rennen zu fahren. Wir sitzen in unserem Team alle in einem Boot: Wir gewinnen und wir verlieren zusammen und ich bin froh, dass ich gemeinsam mit diesen Jungs und Mädels in eine neue Saison starte.
 
Andrew Shovlin
Heute war ein weiterer Tag mit einer guten Zuverlässigkeit, an dem wir unser geplantes Programm absolvieren konnten. Valtteri arbeitete am Vormittag auf Long Runs am Setup, während Lewis am Nachmittag eine Mischung aus Arbeiten für Long Runs und das Qualifying erledigte. Wir konnten bei der Balance mit mehr Sprit an Bord einige Fortschritte verzeichnen und das Auto verhielt sich berechenbarer. Aber wir können an den Daten erkennen, die wir über die letzten Tage gesammelt haben, dass wir bei der Rennpace noch nicht so schnell sind wie Red Bull. Mit weniger Sprit an Bord ergab sich ein verworrenes Bild. Wir haben nicht genug Boden gutgemacht und müssen uns jetzt unseren Ansatz ansehen, da heute zu viele Autos bei der Pace vor uns lagen. Wir hatten schon in den vergangenen Jahren bei den Wintertests nicht immer die beste Pace. Bis zum ersten Rennen konnten wir uns aber jedes Mal steigern. Diesmal erwartet uns jedoch jede Menge Arbeit. Denn uns bleibt nicht viel Zeit, bevor wir hier das erste Rennen fahren. Entsprechend haben wir uns ein Programm zurechtgelegt, um einige unserer Probleme besser zu verstehen. Dabei werden wir jeden Stein umdrehen, um in den kommenden zehn Tagen mehr Speed zu finden

Pos. Fahrer Team Zeit Runden
1 Max Verstappen (33) Red Bull 1:28.960 64
2 Yuki Tsunoda (22) AlphaTauri 1:29.053 91
3 Carlos Sainz (55) Ferrari 1:29.611 79
4 Kimi Räikkönen (7) Alfa Romeo 1:29.766 165
5 Lewis Hamilton (44) Mercedes-AMG Petronas F1 Team 1:30.025 54
6 George Russell (63) Williams 1:30.117 157
7 Daniel Ricciardo (3) McLaren 1:30.144 75
8 Sergio Perez (11) Red Bull 1:30.187 49
9 Fernando Alonso (14) Alpine 1:30.318 77
10 Charles Leclerc (16) Ferrari 1:30.486 80
11 Lando Norris (4) McLaren 1:30.661 56
12 Pierre Gasly (10) AlphaTauri 1:30.828 76
13 Esteban Ocon (31) Alpine 1:31.310 61
14 Nikita Mazepin (9) Haas 1:31.531 67
15 Mick Schumacher (47) Haas 1:32.053 78
16 Valtteri Bottas (77) Mercedes-AMG Petronas F1 Team 1:32.406 86
17 Sebastian Vettel (5) Aston Martin 1:35.041 56
18 Lance Stroll (18) Aston Martin 1:36.100 80

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