Formel 1 in Imola

Russell holt das Beste raus, Hamilton abgeschlagen und überrundet

Formel 1 in Imola: Russell holt das Beste raus, Hamilton abgeschlagen und überrundet
Erstellt am 26. April 2022

Es war ein neuer Tiefpunkt in dieser bislang schon verkorksten Saison des Mercedes-Formel-1-Teams: Der siebenfache F1-Champion Lewis Hamilton wird von seinem letztjährigen Gegner Max Verstappen in der zweiten Rennhälfte überrundet. Und zwar nicht wegen irgendwelcher Zwischenfälle, sondern einfach nur wegen des Performance-Unterschiedes. Mehr als Rang 13 konnte Hamilton an diesem Tag nicht erreichen. George Russell machte es (wieder) besser und kam mit etwas Glück auf Rang vier ins Ziel.

Hamilton gedemütigt

Verstappen gegen Hamilton - dieses Duell fand auch in Imola statt. Allerdings nur kurz und mit einem vorhersehbaren Sieger, denn der Niederländer setzte bereits in letzten Renndrittel zur Überrundung seines letztjährigen Rivalen um die WM-Krone an. Hamilton hing zu diesem Zeitpunkt hinter Pierre Gasly auf Rang 14 fest, an dem er das ganze Rennen über keinen Weg vorbei fand. Sein Silberpfeil hatte zu wenig Topspeed und Gasly vor ihm dazu ebenfalls die ganze Zeit die Möglichkeit, sein DRS zu nutzen. Zudem hatte ihn ein verpatzter Boxenstopp seines Teams zuvor erst in diese Situation gebracht. Keine Chance also für Hamilton, der in Sachen Überhol-Aggressivität sowieso nicht zu den herausstechenden Fahrern gehört. Das war auch im Sprintrennen tags zuvor zu sehen, als es ihm ähnlich ging.

Taktischer Fehler im Qualifying

Vorausgegangen war eine Schlappe im Qualifying, als beide Silberpfeile bereits in Q2 ausschieden. Durch eine strategische Fehlentscheidung hatten sie im Gegensatz zu anderen noch keine wirklich schnellen Runden absolviert, als die Session wegen eines Unfalles unterbrochen werden musste. Bei der Wiederaufnahme regnete es inzwischen stark, sodass keine Verbesserung mehr möglich war. Daher kam man auch im kurzen Sprintrennen nicht weiter nach vorn.

Russell wieder stark

Während Hamilton auch im Hauptrennen wie beschrieben keinen Stich machen konnte, wuselte sich George Russell wieder einmal durch und konnte auch von Ausfällen vor ihm profitieren. So fuhr er mit einer starken Leistung im schwachen Auto bis auf den vierten Rang nach vorn und konnte sich weitere wichtige Punkte sichern. Vor allem aber ließ er seinen berühmten Teamkollegen wieder einmal ziemlich als aussehen. 

Ruhig bleiben oder Druck machen?

Dass nun aber eine Welle des Spotts über Sir Lewis Hamilton hinwegbricht, ist ungerechtfertigt. Das Auto ist einfach zu schwach und im DRS-Zug sowie mit zu wenig Top-Speed hatte er keine Chance. Was er auch in diesem Jahr drauf hat, zeigte er bei seinem Podiumsplatz in Bahrain, obwohl er auch da von Ausfällen profitierte. Noch bleibt der Brite ruhig und wartet nach außen hin geduldig auf die versprochenen Updates, die bereits beim nächsten Rennen in Miami greifen sollen. Hinter den Kulissen soll es angeblich aber schon heftig gekracht haben im Team. Zumindest ist der W13 offenbar sehr zuverlässig. Und eine alte Rennweisheit lautet: Es ist leichter, ein zuverlässiges Auto schnell zu machen, als ein schnelles zuverlässig. warten wir also ab.

George Russell
Ich bin relativ zufrieden, dass wir an diesem Wochenende das Maximum an Punkten herausgeholt haben. Ob wir das Beste aus dem Auto herausholen, ist eine andere Geschichte, und ich denke, dass sich die Dinge in diesen ersten vier Rennen etwas zu unseren Gunsten entwickelt haben. Ich bin mit diesem vierten Platz wirklich zufrieden, aber wenn wir diese Position in der Meisterschaft halten wollen, müssen wir mehr Pace finden. Unser Auto hat Probleme mit dem Bouncing und wir wissen, dass wir mit dem Aufwärmen der Reifen zu kämpfen haben. Und dies war das mit Abstand kälteste Rennwochenende, das wir in diesem Jahr hatten. Ich glaube, es ist seit Bahrain ein kleiner Trend zu erkennen, dass wir im Qualifying jedes Mal ein bisschen langsamer geworden sind, und ich glaube, das liegt daran, dass es in Bahrain am heißesten war, so dass wir keine Probleme mit dem Aufwärmen der Reifen hatten. Danach ging es nach Dschidda, und es war immer noch heiß, aber die Strecke war ein bisschen glatter. In Melbourne war es ein bisschen kühler. Hier war es sehr kalt. Und dann sieht man, wie McLaren, Alpine und Haas ihre Stärken ausspielen können, aber im Rennen dann etwas mehr zu kämpfen haben. Wir müssen einen besseren Kompromiss finden, denn wir hatten heute Glück, wir haben ein ordentliches Ergebnis erzielt, aber wir standen viel zu weit hinten in der Startaufstellung.
 
Lewis Hamilton
Das war ein Wochenende zum Vergessen, so viel steht fest. Ich steckte hinter Gasly fest, weil wir beide DRS hatten, so dass es unmöglich war, ihn zu überholen. Zudem habe ich beim Boxenstopp ein paar Plätze verloren. An diesem Wochenende ist alles, was schief gehen konnte, auch schief gegangen. Aber es geht weiter und wir lernen daraus, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich werde weiter so hart arbeiten, wie ich nur kann, um zu versuchen, es irgendwie wieder hinzubekommen. Ich hoffe auf ein besseres Wochenende in Miami. Es wird schwierig, aber ich werde versuchen, mit einer positiven Einstellung an das nächste Rennwochenende heranzugehen.
 
Toto Wolff
Das gesamte Wochenende hat gezeigt, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben, um unseren Fahrern ein ausreichend schnelles Auto hinzustellen. Wir haben bei George gesehen, was unser Auto bei freier Fahrt leisten kann, aber es ist immer noch nicht gut genug. Aufgrund eines Problems verpassten wir es, beim Boxenstopp den Frontflügel am Auto von George zu verstellen. Dadurch hatte er ein Auto, das für einen Großteil des Rennens auf Nässe eingestellt war, und so war es eine großartige Leistung von ihm, am Ende P4 zu halten. Bei Lewis war es einfach so, dass wir ihm nicht das Werkzeug zur Verfügung gestellt haben, das er brauchte. Er wurde von einem Alpine eingequetscht und beim Boxenstopp per Undercut überholt, wodurch er in einen DRS-Zug geriet, in dem es mit unserem Auto unmöglich war, zu überholen. Wir produzieren kein Auto, das gut genug oder eines Weltmeisters wie Lewis würdig ist, also müssen wir uns die Situation vor Miami genau ansehen, beim Verständnis des Autos einen Schritt nach vorne machen und es weiterentwickeln, um unsere Probleme zu beheben.
 
Andrew Shovlin
Dank einer großartigen Fahrt von George konnten wir nach einem ansonsten durchweg enttäuschenden Wochenende noch einige wertvolle Punkte für den vierten Platz mitnehmen. Er erwischte einen wirklich guten Start und schaffte den Übergang ins Trockene sehr gut. Beim Boxenstopp hatten wir ein Problem mit der Einstellung des Frontflügels, so dass er den Trockenstint mit der Aero-Balance für nasse Bedingungen fahren musste. Es war eine beeindruckende Leistung, Valtteri hinter sich zu halten, aber das Untersteuern verhinderte, dass er die Lücke zu Lando schließen konnte, so dass er sich mit dem vierten Platz begnügen musste. Lewis hatte von Anfang bis Ende ein hartes Wochenende, und das ohne eigenes Verschulden. Der Start war in Ordnung, und er hatte sich auf den elften Platz vorgearbeitet, nachdem Daniel und Carlos sich berührt hatten, aber wir wurden beim Übergang von der nassen zur trockenen Strecke von ein paar Autos mit einem Undercut überholt, verloren etwas Zeit durch einen langsamen Stopp und dann durch Esteban, der Lewis beim Verlassen der Box in den Weg kam. Die nächsten 44 Runden waren sehr frustrierend, denn er steckte in einem DRS-Zug fest, und es war unmöglich, da durchzukommen. Wir wissen, wo wir im Moment leistungsmäßig stehen, und wir wissen, wo wir hinmüssen. Es gibt jedoch ein paar größere Probleme mit dem Auto. Wenn wir diese beheben können, können wir einen großen Teil des Rückstands relativ rasch aufholen. Aber die Zeit wird jetzt kritisch, und wir müssen in den nächsten beiden Rennen Fortschritte machen, wenn wir die Spitze in diesem Jahr in Reichweite halten wollen.

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