Nach über 26 Jahren war der Mercedes-Stern in Le Mans wieder präsent. Das Rennen im französischen Nordwesten gilt nachwievor als Königsdisziplin im automobilen Langstreckensport. Also Grund genug für den Stern, dorthin zurückzukehren, wo die Marke große Erfolge gefeiert, aber auch bittere Erfahrungen gesammelt hat. Fachwelt und Fans waren gespannt wie Mercedes-AMG in Le Mans abschneiden würde. Wir haben mit Christoph Sagemüller, Leiter Mercedes-AMG Motorsport, gesprochen, um zu erfahren wie AMG das Ergebnis bewertet und ob die Affalterbacher mit dem Auftritt zufrieden sind.
Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Christoph Sagemüller: "Mit dem reinen sportlichen Ergebnis bin ich natürlich nicht zufrieden. Wir sind zwar nicht mit der Erwartung nach Le Mans gereist, das Rennen zu gewinnen, aber das Ergebnis der Hyperpole war ein Lichtblick nach einem schwierigen Start in die FIA WEC und einer herausfordernden Vorwoche mit einigen Rückschlägen. Dass das Fahrzeug mit der Startnummer 63 nach dem Trainingsunfall am Mittwoch überhaupt starten und das Rennen komplett durchfahren konnte, verdient Anerkennung. Im Rennen selbst wurde jedoch deutlich, dass wir das Tempo an der Spitze nicht mitgehen konnten. Dennoch: Unser Ziel in diesem Jahr war es, die Marke mit dem Stern zurück nach Le Mans zu bringen – und das haben wir erreicht. Angesichts der sehr kurzen Vorbereitungszeit und der Komplexität des Projekts bin ich stolz auf das gesamte Team. Alle Beteiligten haben sich vorbehaltlos und intensiv der Herausforderung gestellt."
Wäre mehr drin gewesen?
Christoph Sagemüller: "Das ist im Nachhinein schwer zu sagen. Wenn wir beim ersten Boxenstopp bei der Startnummer 61 keine wertvolle Zeit verloren und im weiteren Verlauf keine Zeitstrafe bekommen hätten, wäre vielleicht ein Platz unter den Top Ten möglich gewesen."
45. und Vorletzter im Gesamtklassement. Ist das das Niveau, auf dem sich Mercedes-AMG derzeit einsortieren muss?
Christoph Sagemüller: "Man sollte hier nicht das Gesamtklassement betrachten, sondern den Vergleich innerhalb der LMGT3-Klasse ziehen. In dieser Klasse traten 24 Fahrzeuge an – mit Platz zwölf und fünfzehn liegen wir im Mittelfeld. Natürlich ist unser Anspruch ein anderer und unsere Siegfähigkeit stellen wir auch immer wieder in verschiedensten internationalen Rennserien unter Beweis, jüngst in der DTM und der GT World Challenge. Aber natürlich wollen wir uns auch in der WEC perspektivisch klar weiter nach vorne orientieren. Wir sehen bereits eine positive Entwicklung und dass wir uns von Rennen zu Rennen stetig steigern. Das Projekt FIA WEC kam für uns sehr kurzfristig und war dadurch äußerst ambitioniert – das wussten wir von Anfang an. In den ersten Rennen ging es vor allem darum, zu lernen, Performance zu finden und sie konstant abzurufen."
Der Sieger in der LMP2 fährt mit dem Geld einer polnischen Großbäckerei und in der GT3 musste sich AMG hinter den Fahrzeugen diverser Privat-Teams einsortieren. Das ist doch nicht der Eigenanspruch von AMG?
Christoph Sagemüller: "Die Hypercars, LMP2 und LMGT3 unterscheiden sich grundsätzlich, daher ist eine klassenübergreifende Betrachtung nicht zielführend. Auch unser Einsatz in der LMGT3-Wertung ist ein klassisches Kundensportprogramm – kein Werkseinsatz. Das heißt: Das Team Iron Lynx setzt die Fahrzeuge ein, und wir unterstützen mit Fahrern und technischem Know-how. Genau in diesem Rahmen findet unser Engagement statt und innerhalb dieses Rahmens arbeiten wir daran, den Anspruch von Mercedes-AMG auch sportlich abzubilden. So, wie wir das in den vergangenen Jahren bereits erfolgreich auch in anderen Rennserien weltweit gehandhabt haben."
Ist Iron Lynx der richtige Partner?
Christoph Sagemüller: "Iron Lynx ist ein hochprofessionelles Team und zählt vermutlich zu den größten und bestorganisierten im Motorsport. Ich stehe voll und ganz hinter dem Team. Dank Iron Lynx haben wir als Marke auch die Möglichkeit erhalten, an der FIA WEC und damit auch in Le Mans teilzunehmen. Das Team ist mit dem Umfeld und den Strukturen der Serie bestens vertraut und ist im internationalen Motorsport absolut etabliert."
Wäre mit anderen Fahrern mehr drin gewesen?
Christoph Sagemüller: "Auch das ist grundsätzlich schwer zu sagen. In der FIA WEC ist der Einsatz eines Bronze-Fahrers pro Fahrzeug verpflichtend und ein weiterer Bronze- oder Silver-Fahrer vorgeschrieben – auch hier waren Fahrer im Einsatz, die ihr Potenzial klar gezeigt haben. Mit Maxime Martin und Luca Stolz haben wir dem Team zwei Pro-Fahrer zur Verfügung gestellt, die zu unseren erfahrensten Mercedes-AMG Fahrern gehören. Maxime bringt viel Expertise aus der FIA WEC mit, und Luca ist bereits 2018 in Le Mans gefahren. Beide kennen also den Langstreckenklassiker und haben ihre Qualität im Rennverlauf mehrfach gezeigt. Ihre Erfahrung, Schnelligkeit und Professionalität waren nicht nur für die direkten Teamkollegen, sondern auch für das Schwesterfahrzeug von großer Bedeutung."
Wie geht es denn 2026 weiter? Wird Mercedes-AMG wieder in Le Mans antreten?
Christoph Sagemüller: "Dafür ist es aktuell zu früh, eine verbindliche Aussage zu treffen. In der laufenden FIA WEC-Saison stehen noch drei Rennen aus. Danach werden wir die gesamte Saison gemeinsam mit Iron Lynx sorgfältig analysieren. Erst dann können wir entscheiden, wie es 2026 weitergeht. Eines ist aber sicher: Le Mans ist eine außergewöhnliche Veranstaltung mit einer einzigartigen Atmosphäre – für jeden Hersteller ein ganz besonderer Ort."
Herzlichen Dank für das Inhterview. Wir wünschen für die 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und in Spa Francorchamps gutes Gelingen.
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