Echte Seltenheit: Mercedes-Benz R-Klasse der Baureihe 251

Leider kein Erfolgsmodell: Die Mercedes-Benz R-Klasse!

Echte Seltenheit: Mercedes-Benz R-Klasse der Baureihe 251: Leider kein Erfolgsmodell: Die Mercedes-Benz R-Klasse!
Erstellt am 23. November 2018

Noch so jung und schon ein Klassiker? Gerade einmal 13 Jahre ist es her, dass die R-Klasse in New York präsentiert wurde. Aber doch wirkt sie irgendwie vergessen. Auf den Straßen ist der Grand Sports Tourer der Baureihe 251 kaum noch zu sehen und ein Nachfolge-Modell scheint auch nicht in Planung. Schade! Die R-Klasse mag zwar keine Schönheitskönigin sein, aber in Punkto Funktionalität und Komfort war sie definitiv "Top of the Pops". In Deutschland sollen zwischen 2005 und 2013 gerade mal etwas über 18.000 Exemplare verkauft worden sein. Übrigens: die letzte R-Klasse lief 2017 vom Band. Hätten Sie das gedacht? Wir nicht...

Auf der New York International Auto-Show im März 2005 stellte Mercedes-Benz die R-Klasse der Baureihe 251 erstmals der Öffentlichkeit vor. Das neuartige Fahrzeugkonzept vereinte die Vorteile bekannter Fahrzeugkategorien wie sportliche Limousine, Kombi, Van und „Sports Utility Vehicle" (SUV) zu einem neuen, eigenständigen Charakter - dem Grand Sports Tourer. Europäische Mercedes-Benz Kunden konnten das Fahrzeug ab September 2005 bestellen und erhielten es ab Anfang 2006. Gebaut wurde die R-Klasse im Mercedes‑Benz Werk in Tuscaloosa (Alabama/USA). Dort lief seit 1997 die M-Klasse vom Band, seit 2005 zudem die neue M-Klasse (W 164) sowie seit 2006 die GL-Klasse (X 164).

Vordenker und Trendsetter?

Mit dem neuartigen Fahrzeugkonzept bekräftigte Mercedes-Benz seine Rolle als Vordenker und Trendsetter unter den Automobilmarken. Denn die R-Klasse bot ein völlig neues Auto-Erlebnis in einem serienmäßigen Fahrzeug. Grundlage für die Baureihe 251 war ein im Jahr 2002 von Mercedes-Benz auf der North American International Auto Show in Detroit vorgestelltes neuartiges Fahrzeugkonzept, der Vision GST. Zwei weitere Studien folgten: Der Vision GST 2 wurde im Januar 2004 auf der North American International Auto Show in Detroit gezeigt, der Vision R folgte im September 2004 auf dem Automobilsalon Paris - wenige Monate später präsentierte Mercedes-Benz das Serienmodell der R-Klasse. Innerhalb von nur drei Jahren hatten die Ingenieure und Designer so aus der Studie ein Serienautomobil entwickelt.

Die neue R-Klasse bot nicht nur großzügige Platzverhältnisse, vorbildliche Sicherheit und höchsten Komfort für bis zu sechs Passagiere, sondern faszinierte auch durch ein außergewöhnliches Deisgn. Die Karosserie maß in der Länge 5157 Millimeter und hatte damit das Format einer Oberklasse-Limousine. Anlässlich der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt/Main präsentierte Mercedes-Benz im September 2005 eine speziell für den europäischen Markt entwickelte Kurzversion der R-Klasse. Sie unterschied sich durch eine um 235 Millimeter kürzere Karosserie (4922 Millimeter statt 5157 Millimeter) von der Langversion des Grand Sports Tourers. Entsprechend geringer fiel auch der Radstand aus: Er betrug 2980 Millimeter statt 3215 Millimeter.

Die inneren Werte hatten "First-Class-Niveau"

Der Sitzplatzabstand maß zwischen der ersten und zweiten Sitzreihe 920 Millimeter; zwischen der zweiten und dritten Reihe standen nochmals 840 Millimeter zur Verfügung. First-Class-Niveau! Zudem ließen sich die Sitze der zweiten Reihe in Längsrichtung individuell einstellen, sodass ein noch größerer Sitzplatzabstand von bis zu 990 Millimeter möglich war. Zwischen der zweiten und dritten Sitzreihe standen maximal 920 Millimeter (je nach Sitzposition) zur Verfügung.

Auch mit den Maßen für Kopffreiheit (hinten: bis zu 1027 Millimeter) und Schulterraum (vorn: 1530 Millimeter; hinten: bis zu 1514 Millimeter) stieß die R-Klasse in neue Raum- und Komfort-Dimensionen vor. Die sechs Passagiere nahmen auf bequemen Einzelsitzen Platz, die in der zweiten Sitzreihe zusätzlich mit Armlehnen ausgestattet waren. Eine auf Wunsch lieferbare Mittelkonsole zwischen den Einzelsitzen im Fond enthielt zusätzliche Staufächer und ermöglichte das sichere Abstellen von Trinkbechern oder -flaschen in groß dimensionierten Cupholdern.

Das Design: Von wenigen geliebt!

Die Frontpartie wurde durch eine markante Kühlermaske dominiert, deren horizontal lang gestreckte Lamellen Stärke und Leistungsbereitschaft symbolisierten. Ebenso ausdrucksstark waren die Scheinwerfer: Weit nach außen platziert, verstärkten sie die Breitenwirkung der Karosserie. Die bogenförmige Dachlinie verband schwungvoll A- und D-Säule und prägte so eine coupé-ähnliche, lang gestreckte Silhouette. Die deutliche Keilform und die kraftvoll gespannten, muskulösen Schultern der Karosserie verliehen dem großen Sports-Tourer zusätzliche Dynamik. Das Design der R-Klasse ist außergewöhnlich! Von wenigen geliebt, aber nicht von allen gemocht!

Motor-Trio für den Anfang

Zunächst standen drei Motorisierungen mit einem Leistungsspektrum von 165 kW (224 PS) bis 225 kW (306 PS) zur Verfügung: Der Diesel-Typ R 320 CDI wurde von einem 165 kW (224 PS) starken V6-Motor angetrieben, der R 350 wurde von einem V6-Ottomotor mit 200 kW (272 PS) mobilisiert, und im Topmodell R 500 arbeitete ein V8-Ottomotor mit 225 kW (306 PS) Leistung und einem maximalen Drehmoment von 460 Newtonmeter. Das kraftvolle V8-Triebwerk beschleunigte den R 500 in 6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ermöglichte eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h. Der R 350 beschleunigte in 8,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h.

Der Kraftstoffverbrauch des R 320 CDI lag bei 8,9 Liter je 100 Kilometer (kombinierter Verbrauch).

Der beste Van Deutschlands? Seid ihr euch da sicher?

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Die Leser der Zeitschrift „Auto Zeitung" wählten die R-Klasse schon kurz nach dem Marktstart zum besten Van Deutschlands und zeichneten sie mit der „Auto Trophy 2005" aus. Auch 2006 wurde die R-Klasse von Lesern der "Auto Zeitung" zum besten Van Deutschlands gewählt. Viel Gespür bewiesen die Leser da leider nicht. Aufgrund schlechter Verkaufszahlen wurde die Produktion der R-Klasse sukzessive zurückzufahren.

Im Februar 2006 stellte Mercedes-Benz auf der Chicago Auto Show das Serienmodell des R 63 AMG vor. Die Markteinführung in den USA begann im Herbst 2006. Der R 63 AMG mit kurzem Radstand beschleunigte in 5,0 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h (R 63 AMG lang: 5,1 Sekunden); die Höchstgeschwindigkeit betrug 250 km/h (elektronisch begrenzt). Die Kraftübertragung übernahm die AMG SPEEDSHIFT 7G-TRONIC mit Lenkradschalttasten, DIRECT SELECT- Wählhebel und drei Fahrprogrammen. Die Kombination aus Allradantrieb mit einer Kraftverteilung von 40:60 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse, AMG Sportfahrwerk mit Luftfederung AIRMATIC mit Niveauregulierung und adaptivem Dämpfungssystem erlaubte höchste Fahrsicherheit und eine dynamische oder komfortable Fahrweise - je nach Fahrerwunsch.

Das Maß der Dinge? Der R 63 AMG

Einen deutlichen Hinweis auf die fahrdynamischen Qualitäten des R 63 AMG gaben die „6.3 AMG"-Schriftzüge auf den vorderen Kotflügeln. 20-Zoll AMG Leichtmetallräder im Fünf-Speichen-Design mit 265/45 R 20 Breitreifen rundum verliehen der Seitenansicht eine markante Note. Beeindruckende Leistungsdaten wie 510 PS, 6209 ccm Hubraum und 630 Newtonmeter Drehmoment adeln den R 63 zu einem wahrlich außergewöhnlichen Auto. Auch die kleine Produktionszahl von nur wenigen Hundert Exemplaren stempelt den SUV Tourer der Baureihe W251 zum Ausnahme-Modell.

Parallel zur Markteinführung des R 63 AMG 4MATIC, der ab Herbst 2006 in Europa erhältlich war, stellte Mercedes‑Benz als fünfte Typvariante den R 280 CDI 4MATIC vor. Er erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h und beschleunigte dank des kraftvollen Drehmoments von 440 Newtonmetern (ab 1400 bis 2800/min) in 9,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der kombinierte Kraftstoffverbrauch je 100 Kilometer betrug 9,3 Liter.

Auf Allradantrieb folgt Heckantrieb

Erstmals bot Mercedes-Benz von 2007 an Einstiegsmodelle der R-Klasse mit Heckantrieb statt mit Allradantrieb an. Die V6-Versionen R 280 CDI, R 280 und R 350 waren wahlweise mit kurzem oder langem Radstand erhältlich. Verbrauchsgünstigste R-Klasse war nun der R 280 CDI, der sich mit einem NEFZ-Verbrauch von 8,9 Liter Dieselöl je hundert Kilometer begnügte. Neu im Motorenprogramm war der V6-Ottomotor des R 280 ergänzt. Das Aggregat leistete 170 kW (231 PS), beschleunigte die R-Klasse in 9,6 Sekunden auf Tempo 100 km/h und begnügte sich im NEFZ-Gesamtverbrauch mit 10,9 Liter Superbenzin. Noch sparsamer gab sich der R 280 CDI 4MATIC mit seinem 140 kW (190 PS) starken Common-Rail-Dieselmotor der neusten Generation: Der V6-Motor konsumierte lediglich 9,3 Liter Dieselöl je 100 Kilometer. Ebenfalls neu motorisiert war der R 500 4MATIC: Sein 5,5-Liter-V8-Triebwerk mit 285 kW (388 PS) und einem maximalen Drehmoment von 530 Newtonmetern leistete 60 kW (82 PS) mehr als das Vorgängermodell. Gleichzeitig reduzierte sich der Treibstoffkonsum um bis zu 7 Prozent (alle Angaben NEFZ gesamt).

BlueTec zur Reduzierung von Diesel-Emissionen

BlueTEC, die Mercedes-Benz Technologie zur Reduzierung von Diesel-Emissionen, wurde 2008 erstmals in der R-Klasse eingesetzt: Der R 320 BlueTEC für den US-amerikanischen Markt war einer der drei weltweit ersten Diesel-SUV, die nur die besonders anspruchsvollen Ziele der amerikanischen Bin 5-Norm erreichten, sondern auch bereits das Potenzial hatten, die zukünftige strenge EU-6-Abgasnorm zu erfüllen und damit auch alle derzeit weltweit gültigen Abgasvorschriften für Diesel-Pkw deutlich zu unterbieten. Im Gegensatz zu den Limousinen E 320 BlueTEC und E 300 BlueTEC mit Oxidationskatalysator und Partikelfilter mit einem besonders langlebigen NOx-Speicherkatalysator sowie einem zusätzlichen SCR-Katalysator kam bei den SUV die zweite BlueTEC-Version mit AdBlue-Einspritzung zum Einsatz. Hierbei wurde eine wässrige harmlose Harnstofflösung in den Abgasstrom eingespritzt. Dadurch wurde Ammoniak freigesetzt, das im nachgeschalteten SCR-Katalysator (Selective Catalytic Reduction) bis zu 80 Prozent der Stickoxide zu unschädlichem Stickstoff und Wasser reduzierte.

Hat die R-Klasse eine zweite Chance verdient?

Mercedes-Benz von morgen Was wäre wenn: Sähe so das Comeback der Mercedes R-Klasse aus? Ob die Mercedes-Benz R-Klasse wohl für immer abgeschrieben ist oder erhält sie vielleicht die Chance für ein Comeback?

Ab Herbst 2009 war die R-Klasse mit BlueTEC dann auch in Europa erhältlich. Der R 350 BlueTEC 4MATIC und seine Schwestermodelle erfüllten bereits zu diesem Zeitpunkt die ab 2014 geplanten Grenzwerte der EU-6-Norm. Der kraftvolle V6-Dieselmotor leistete 155 kW (211 PS) und stellte ein Drehmoment von 540 Newtonmetern zur Verfügung. Er beschleunigte in 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 216 km/h. Der Verbrauch lag bei 8,7 Liter Dieselöl.

Hat die R-Klasse eine Chnance auf ein Comeback? Wohl eher nicht! Aber man soll ja nie nie sagen. Der Designer Nikita Aksyonov ließ eine R-Klasse des Modelljahres 2019 am Computer entstehen. Wäre das etwas? Hätte die R-Klasse eine zweite Chance verdient?

Fotos: Daimler AG

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