Straight outta Compton

Hinterhof-Fund: Seltenes Mercedes-Benz W111 Coupé aus Los Angeles

Straight outta Compton: Hinterhof-Fund: Seltenes Mercedes-Benz W111 Coupé aus Los Angeles
Erstellt am 2. April 2020

Compton ist ein berühmt-berüchtigter Vorort von Los Angeles in den USA, der vor allem durch eine hohe Gewaltrate, Kriminalität und Gangs, aber auch durch seine Gangsta-Raps bekannt ist. Die wohl bekanntesten Musikstücke aus diesem Viertel sind "Fuck tha Police" und "Straight outta Compton" aus dem gleichnamigen Album der Gruppe N.W.A, angeführt von Dr. Dre, der es mittlerweile zum Milliardär geschafft hat. Er und sein Geschäftspartner Jimmy Iovine verkauften unter anderem die Kopfhörermarke "Beats by Dr. Dre" für drei Milliarden Dollar an den Giganten Apple.

Handmade: Ein seltenes Mercedes-Coupé aus einem Hinterhof

Doch in dieser Hochburg des Westcoast-Hip-Hops kann man auch ganz andere Schätzchen entdecken. Auf der Suche nach einem Klassiker für sein nächstes Projekt hatte Andreas, Autor und aktives Mitglied der Website Classic Digest, die Adresse eines interessanten Autohändlers in Compton bekommen, dessen Abstellplatz in einem abgelegenen Hinterhof lag. Dort endlich angekommen, traute er kaum seinen Augen, was er da unter all den alten Autos entdeckte: Ein wunderschönes und zudem seltenes Mercedes-Coupé aus der W111-Baureihe.

Zwar sind diese von Hand gefertigten Coupés dafür bekannt, an Rost zu leiden, aber nach eingehender Untersuchung befand Andreas den Benz, zumindest was die solide Technik angeht, für ziemlich gut in Schuss und als eine lohnenswerte Basis, den Wagen, der erstaunlicherweise ein deutsches Kennzeichen hatte, zu restaurieren. Also verkaufte Andreas kurzerhand ein bereits fertiggestelltes 220SE Coupé und widmete sich seiner neuen Hinterhof-Schönheit.

Rückblick: Die Ära des W111 Coupés

Im Jahr 1969 wurde die Produktion der Heckflossen-Limousinen endgültig eingestellt, nachdem sie bereits einige Jahre zuvor von den neuen Chassis-Modellen W108/109 ersetzt worden waren. Um jedoch auf dem Automobilmarkt in den USA bei den Mitbewerbern in der Luxusklasse mithalten zu können, entschieden sich die Stuttgarter, die mit Liebe gefertigten Coupés mit V8-Motorisierung auf Basis des W111-Chassis weiter zu bauen. Die Spitzenmotorisierung in der Baureihe W111 (Stahlfederung) war ab 1969 der Achtzylinder mit 200 PS und 3,5 Liter Hubraum, der aus dem 280 SE Coupé 3.5 stammt.

Diese sogenannten Flachkühler-Coupés und -Cabrios zählen heute zu den begehrtesten Fahrzeugen dieser Baureihe, zu deren beliebten Features die Konsolen-Bedienung des Vierstufen-Automatikgetriebes, elektrische Fensterheber, eine Behr-Klimaanlage sowie das historisch korrekte Becker-Radio mit Motorantenne gehören.

DIY-Lackierung in der Selfmade-Spritzkabine

Eigentlich hatte Andreas geplant, das W111 Coupé relativ zügig zu restaurieren. Doch dazu sollte es erst einmal nicht kommen. Die ersten 12 Monate stand das Fahrzeug bei einem Karosseriebauer, ohne dass sich irgendetwas am Coupé tat. Schließlich entschied sich Andreas dazu, den Mercedes selbst zu lackieren.

Los ging es im Motorraum, denn im Gegensatz zu anderen Modellen ist dieser bei den W111-Coupés nicht in Mattschwarz, sondern stets in Wagenfarbe lackiert. Danach folgte die erste Außenlackschicht in Dunkelbraun Metallic, gefolgt von der Klarlackschicht. Nachdem diese begann anzutrocknen, zeigte sich bald, dass die eigenen Lackierarbeiten richtig gut gelungen waren. Doch die Freude über das Ergebnis sollte nur von kurzer Dauer sein.

Mutter Natur schmeißt das Projekt erst mal über den Haufen

Während eines nächtlichen Gewitters krachte die aus Holz und transparenter Folie aufgebaute Hütte, in der das Auto lackiert wurde und nun zum Trocknen stand, zusammen und vergrub das W111 Coupé unter sich. Glücklicherweise überstand der „Merc" diesen Angriff von Mutter Natur ohne große Schäden. Andreas baute eine neue Lackier-Kabine, wobei er diesmal deutlich mehr auf eine standfeste „Aerodynamik" der Hütte achtete.

Das Rätsel des deutschen Kennzeichens bleibt ungelöst

Nachdem Andreas einen neuen Anlauf nahm, um letzte Lackierarbeiten zu tätigen, haben wir leider die Spur verloren. Gerne wüssten wir, wie es mit diesem verrückten Projekt weiterging. Eins wissen wir aber: Das Rätsel des deutschen Kennzeichens in Compton konnte Andreas bis heute nicht lösen...
 
Mehr Restaurations-Projekte von Andreas findet ihr hier: https://www.classicdigest.com/readers-stories/Andreas
 

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