Der Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 (W116) feiert 50. Geburtstag

Premiere im Jahr 1975: Eine S-Klasse schöpft aus dem Vollen

Der Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 (W116) feiert 50. Geburtstag: Premiere im Jahr 1975: Eine S-Klasse schöpft aus dem Vollen
Erstellt am 4. Juni 2025

Mit der Baureihe W116 führte Mercedes die Bezeichnung S-Klasse offiziell ein. So kam auch der W116 mit einer ganzen Reihe an technischen Innovationen. Der Benzintank war kollisionsgeschützt, die Seitenscheiben waren so integriert, dass sie wenig verschmutzten und das Anti-Blockier-System (ABS) wurde eingeführt und war ab 1978 erhältlich. Dazu wurde die W116 mit der Doppelquerlenker-Vorderachse aus dem Experimentalfahrzeug C 111 ausgestattet. Außerdem wurde der W116 als erste Oberklassen-Limousine mit einer Dieselmaschine angeboten. Die S-Klasse war vor allem unter Politikern sehr beliebt. So fuhren u.a. Helmut Schmidt und Helmut Kohl in einem W116 durch die Deutsche Republik. Das Interieur bringt allerdings – streng subjektiv gesehen – nicht die Liebe zum Detail mit wie zum Beispiel der Vorgänger W108, denn geprägt wird der Innenraum durch eine große, einfache Luftzufuhreinstellung.

Die Wertentwicklung des Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 (W116) präsentiert von Classic-Analytics

Der Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 ist eine echte Power-Limousine und das Topmodell der Baureihe 116 und wurde im Mai 1975 vorgestellt. Im Straßenverkehr der 1970er-Jahre gehört der „Sechsneuner“ mit einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h zu den ganz schnellen Fahrzeugen. Auch die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,4 Sekunden erreichen oder übertreffen Mitte der 1970er-Jahre nur sehr leistungsfähige Sportwagen.

Der Grundpreis lag bei 69.930 DM

Der 450 SEL 6.9 hat von Haus aus eine sehr umfangreiche Serienausstattung. Stets an Bord sind zum Beispiel Klimaanlage, Zentralverriegelung, Tempomat, elektrische Fensterheber, Scheinwerferreinigungsanlage, Velourspolster und Automatiksicherheitsgurte sowohl an den Vordersitzen wie auch im Fond. Das alles ist 1975 noch keineswegs üblich und Sonderausstattung in den meisten anderen Modellen. Auf den rückwärtigen Sitzen hat man besonders viel Platz. Denn das Topmodell der Baureihe 116 wird ausschließlich als Langversion ausgeliefert, und die zusätzlichen 100 Millimeter kommen den Passagieren im Fond zugute. Zu den Ausstattungsoptionen gehören das elektrische Schiebedach (987,90 DM) oder das – damals extrem seltene – Autotelefon Becker AT 160 S (13.542 DM). Die Preisliste Nr. 16 vom 28. Januar 1976 führt 69.930 DM als Grundpreis für das Spitzenmodell der S-Klasse auf. Damit kostet der 450 SEL 6.9 mehr als doppelt so viel wie der 280 SEL, die Einstiegsmotorisierung der Baureihe 116 mit langem Radstand.

Daran erkennst du einen 450 SEL 6.9 (W116)

Woran man äußerlich den „Sechsneuner“ erkennen kann – abgesehen vom Typenschriftzug auf dem Kofferraumdeckel? An drei Merkmalen: Unterhalb des Kühlers hat er eine halbmondförmige Staublende, die den Luftdurchfluss für den leistungsstarken Motor erhöht. Er rollt auf Breitreifen in der Dimension 215/70 VR 14 – die anderen Achtzylinderfahrzeuge der Baureihe 116 haben 205/70 HR 14 und die Sechszylindermodelle 185 HR 14. Am Heck weist ein größerer Durchmesser der Doppelrohr-Auspuffanlage auf die Spitzenlimousine hin. Die charakteristischen Aluminium-Schmiederäder von Fuchs gehören entgegen einer verbreiteten Einschätzung nicht zur Serienausrüstung dieses Fahrzeugs: Auch für den 450 SEL 6.9 sind sie als Sonderausstattung in der Preisliste mit 1.554,00 DM verzeichnet.

Ein Achtzylinder mit viel Kraft und Drehmoment

Der Motor M 100 E 69 ist ein Highlight des 450 SEL 6.9. Dieses Achtzylinderaggregat entsteht auf Grundlage des V8-Motors des legendären Repräsentationsfahrzeugs Mercedes-Benz 600 (W 100). Bei gleichem Hub wird die Zylinderbohrung von 103 Millimetern auf 107 Millimeter vergrößert, so hat der 450 SEL 6.9 großzügige 6.834 Kubikzentimeter Hubraum. Dieser M 100 leistet 210 kW (286 PS) bei 4.250/min und erreicht sein maximales Drehmoment von 550 Newtonmetern schon bei 3.000/min. Das Dreigang-Automatikgetriebe entspricht grundsätzlich dem der Achtzylindermodelle mit 4,5 Litern Hubraum, ist jedoch der höheren Leistung und dem stärkeren Drehmoment der „Sechsneuner“ angepasst.

Problempunkt Fahrwerk? 

Bei der Federung beschreitet Mercedes-Benz im 450 SEL 6.9 einen neuen Weg. Der 450 SEL 6.9 war mit einer hydropneumatischen Federung ausgestattet (ähnlich wie Citroën, aber von Mercedes selbst entwickelt). Das war damals extrem innovativ, aber heute auch ein großer Wartungsaufwand. Statt konventioneller Schraubenfedern verwendet das System Druckspeicher mit Stickstoffblasen, Hydrauliköl, Leitungen, Ventile und eine Hochdruckpumpe. Wenn ein Teil undicht oder verschlissen ist (z. B. die Druckspeicher oder die Ventile), kann das System ausfallen oder ein Rad „einsacken“. Gummi, Dichtungen und Membranen in den Druckspeichern oder Leitungen altern und können verhärten oder reißen. Hydraulikleitungen rosten von innen und außen – oft nicht sichtbar, bis sie platzen.

Originalteile sind rar und teuer, viele Komponenten werden nicht mehr neu produziert und müssen entweder restauriert oder gebraucht gekauft werden. Nur wenige Betriebe kennen sich damit wirklich aus. 

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„Der 450 SEL 6.9 ist die Topausführung der damaligen S-Klasse und daher schon immer sehr begehrenswert. Auch viele Prominente haben einen besessen, Leistung und Luxus sind eine faszinierende Kombination. Die Nachfrage im Klassikermarkt ist konstant hoch“, so Patrik Gottwick, Leiter Fahrzeughandel Mercedes-Benz Heritage GmbH.

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