Unikat: 88er Hartge F1 - Mercedes W124 mit 330-BMW-Power-PS

Der einmalige Stern "Hartge F1" kommt unter den Hammer

Unikat: 88er Hartge F1 - Mercedes W124 mit 330-BMW-Power-PS: Der einmalige Stern "Hartge F1" kommt  unter den Hammer
Erstellt am 26. März 2020

Es gibt Mercedes-Benz Fahrzeuge, denen sieht man von außen ihren Sonderstatus auf den ersten Blick nicht an. Der Hartge F1 auf Basis eines 88er Mercedes-Benz 300 E W124 gehört zu dieser Kategorie. Denn zum einen schlägt unter der Haube mit einem auf 330 PS gepushten BMW-M88-Motor ein starkes Spenderherz in dem einmaligen Benz. Zum anderen ist der Wagen, der sich Ende der 90er Jahre in punkto Fahrleistungen auf High-Performance bewegte, mit viel Understatement unterwegs gewesen.


Aufgeschoben ist hoffentlich nicht aufgehoben: Es war angekündigt worden, dass auf der Techno Classica mit dem Hartge F1 ein wahrhaft einmaliger Stern im Rahmen der RM Sotheby´s-Auktion von insgesamt 22 schönen Mercedes-Benz Klassikern vom 26. bis zum 27. März in Essen unter den Hammer kommen sollten. Nun ist die weltgrößte Oldtimer-Messe wegen des Corona-Virus-Themas auf einen Termin im Juni verlegt worden, wobei zu hoffen ist, dass auch der Hartge F1 dann zu den Stars der großen Klassiker Shows in den Essener Messe Hallen zählen wird.

Im Rückspiegel: Tuning von Hartge

Wer sich mit dem Thema Tuning und dabei auch mit den Ursprüngen der Fahrzeugveredlung in Deutschland befasst, der stößt irgendwann auf den Namen Hartge. Seit über 40 Jahre nun schon ist Hartge in dem Metier. Das Tuningunternehmen wurde 1971 in Merzig gegründet; später zog die Firma nach Beckingen um. Rolf Hartge und seine Brüder hatten sich anfangs auf BMW spezialisiert; er war BMW Händler, BMW Tuner und Rennfahrer mit vielen nationalen und internationalen Erfolgen. 1985 gar erreichte Hartge die offizielle Anerkennung als Hersteller. Dann folgte ein Markenwechsel. Ende der 80er Jahre gründete Rolf Hartge zusammen mit seinem Bruder Andreas die Carlsson Autotechnik GmbH, in deren Fokus Fahrzeuge mit dem Stern standen. Der Erfolgsweg von Carlsson ist bekannt. Im Jahr 2007 veräußerte Rolf Hartge das Unternehmen Carlsson, um sich in den Ruhestand zurückzuziehen. Doch der wurde ihm offenbar zu langweilig. Im Jahr 2019 meldete sich Rolf Hartge mit seiner neuen Veredelungsmarke „Rolfhartge", die exklusiv auf die schwäbischen Automobile mit Stern setzt, zurück. Übrigens: Die Rolfhartge GmbH ist ebenfalls ein vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) anerkannter Fahrzeughersteller.

In den Gründer- und Folgejahren der Hartge Tuningschmiede war es das Ziel der Firma, BMW-Pkw durch den Einbau stärkerer Motoren Dampf hinter der Doppelniere zu machen. Hartge ging da zuweilen bis ans Limit, was ihm im BMW-Fahrerlager bald zum Kultstaus verhalf.


Auf das Jahr 1988 datiert das Geburtsjahr des Hartge F1, bei dem es sich um einen Einzelstück gebliebenen Umbau eines Mercedes Benz 300 E W124 mit 180-Serien-PS handelt. Die Hartge-Brüder transformierten den Benz zur Streetmachine im gediegenen Kleid. Lediglich dunkle Rückleuchten und das fast schon unscheinbare Spoilerwerk deuten an, dass an diesem Benz irgendetwas augenscheinlich anders ist. Die Fahrmaschine lässt sich der Hartge F1 keinesfalls nicht ansehen.

Herzspende von BMW

Der Mercedes-Motor wurden ausgebaut. Das Aggregat macht Platz für einen BMW- M88-Motor, wie er zum Beispiel beim BMW M635 CSi (286 Serien-PS) in der Großserie zum Einsatz kam. Hartge allerdings hatte den Motor von 3.453 cm³ auf 3.535 cm³ aufgebohrt. Ferner spendierte man dem Motor für den F1 eine höhere Verdichtung, neue Sportnockenwellen und ein Software-Update für die Bosch-Motronic. Ferner erhielt der Stern mit BMW-Motor noch Fächerkrümmer und auch eine Sportabgasanlage, die aber ganz bewusst optisch nicht auffällt. Das Mercedes-Getriebe flog ebenfalls raus. In die Gänge kommt der F1 mit dem Handschaltgetriebe eines 6er BMW E24

Kraft-Kompetenz der 80er Jahre

Die Leistungsdaten des Hartge F1 waren für Ende der 80er Jahre fast schon eine Klasse für sich: 330 PS, 350 maximales Drehmoment und gut 300 km/h Topspeed bringt der starke Stern mit. Wer außer Porsche bot hierzulande damals schon mehr? Die Beschleunigung von 0-100 km/h sind vom Hartge F1 übrigens in kaum mehr als sechs Sekunden abgearbeitet. Um die Sportwagenfahrleistungen sicher auf die Straße zu bringen, ist der Hartge F1 mit 40prozentigem Sperrdifferrential, Sportbremsanlage und Bilstein-Sportfahrwerk ausgestattet.

Übertrieben viel Sport an Bord gab es für den Fahrer übrigens nicht. Hier mussten 300-km/h-Tacho, Sportsitze sowie Lenkrad- und Schaltknauf von Hartge für mehr Lust am Lenken reichen. Wer jetzt fragt, warum der Hartge F1 nicht über Einzelstückstatus hinausgekommen ist, dem kann der seinerzeit kommunizierte Verkaufspreis als Antwort gegeben werden. Für den Komplettumbau wurden rund 200.000 DM (ca. 100.000 Euro) bei Hartge aufgerufen - das Vierfache des damaligen Listenpreises für den Mercedes-Benz 300 E. Das hielt Kunden offenbar auf Abstand zum Angebot und so konnte Hartge in Sachen F1 nicht zum Wiederholungstäter werden. (Bilder: ©2020 Courtesy of RM Sotheby's)

Bildergalerie: Hartge F1 auf Basis Mercedes-Benz 300 E 25 Bilder Fotostrecke | Unikat: 88er Hartge F1 - Mercedes W124 mit 330-BMW-Power-PS: Der einmalige Stern Hartge F1 kommt auf Techno Classica unter den Hammer #01 #02

 

1 Kommentar

  • gartendj

    Gartendj

    Wer behauptet da noch starke Motoren/Drehmoment und Schaltgetriebe vertragen sich nicht?

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