AMG Unikat: Mercedes-Benz 560 SEL Baujahr 1990

Auch das ist ein AMG: Verlängerter 560 SEL mit Individual-Interieur

AMG Unikat: Mercedes-Benz 560 SEL Baujahr 1990 : Auch das ist ein AMG: Verlängerter 560 SEL mit Individual-Interieur
Erstellt am 26. Oktober 2018

Wer in den 80er Jahren repräsentativ in einem Automobil reisen wollte, kam an der Mercedes-Benz S-Klasse der Baureihe W126 (Bauzeit 1979-1991) nicht vorbei. Groß und gut war dieser Mercedes-Benz der Oberklasse. Firmenbosse, Regierungsspitzen, gekrönte Häupter und selbst der Papst stiegen in diesen Stern mit großer Vorliebe ein. Auch der japanische Botschafter in Kanada ließ sich vor bald 30 Jahren in einem Mercedes-Benz 560 SEL chauffieren, dem allerdings etwas ganz besonderes Eigen ist. Bei dem ehemaliger Dienstwagen seiner Exzellenz, dem Botschafter Japans handelt es sich um eine seinerzeit bei AMG veredelte Chauffeurlimousine.


Eine Botschaft und vier Generalkonusulate unterhält Japan in Kanada. Dies ist nicht nur der Größe dieses nordamerikanischen Landes, sondern auch seiner Bedeutung im Binnenverhältnis zu Japan geschuldet. Als Vertreter der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt mag das persönliche Auftreten des damaligen japanischen Botschafters auf diplomatischem Parkett vielleicht vordergründig typisch asiatisch eher zurückhaltend gewesen sein. Wenn der Vertreter der Söhne Nippons aber in Kanada Fahrt kam, endete sein bescheidendes Auftreten.

Die S-Klasse W126: Wer hier drin sitzt, hat es geschafft

Man mag heute die vergleichsweise karg anmutende Ausstattung der Mercedes-Benz S-Klasse W126 belächeln. Zur Ihrer Zeit aber war sie in der Oberklasse das Nonplusultra auf Rädern. Wer hier Platz nahm, der war ganz oben in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft angekommen. Ihr repräsentativer Stellenwert war nicht nur von den Eliten in Deutschland hochgeschätzt. Auch in den führenden Kreisen des Ausland war diese S-Klasse als Statussymbol sehr beliebt.

Seine Exzellenz fährt Benz

Bei dem Mercedes-Benz 560 SEL mit Baujahr 1990, das unser diesmaliges Auto der Woche ist, handelt es sich um die ehemalige Chauffeurlimousine des japanischen Botschafters in Kanada. Was dieses Auto so besonders macht, ist aber nicht nur der Nimbus einer ehemaligen Exzellenz inside, sondern dass es speziell für die Bedürfnisse des Herrn Botschafters bei dem deutschen Autoveredler AMG umgebaut worden ist.

In die Länge gezogen

Auf den ersten Blick erkennt man sogleich, dass der 560 SEL in die Verlängerung geschickt worden ist. Das Plus beträgt 30 cm. Wie der geschätzte Journalistenkollege Jörg Sand als historischer Augenzeuge zu berichten weiß, wurden solche Karosseriearbeiten seinerzeit bei AMG im Hause höchstselbst vorgenommen und nicht etwa zu einem auswärtigen  Karosseriebaubetrieb ausgelagert.    

Ein echter AMG

Am Heck des Dienstwagens der japanischen Botschafters prangt in silbernen Großbuchstaben AMG. Kann das wahr sein? Ja, es kann! Wer meint, dass man in Affalterbach seit Jahr und Tag nur Performance im Sinne von Leistungssteigerung und Hebung des sportlichen Mehrwerts im Sinn und im Verkaufsprogramm hat, der muss ein bisschen umparken im Kopf! Der aktuelle Besitzer dieses Automobils, ein ausgewiesener Oldtimer- und AMG-Kenner, der im Übrigen ungenannt bleiben möchte, erzählt: „Was viele nicht wissen, ist, dass man als Kunde bei AMG nicht nur mit Sportzubehör versorgt wurde. Es war auch möglich, sich nur den Innenraum veredeln und individuell gestalten zu lassen - so wie bei diesem 560 SEL für den japanischen Botschafter!“

Nimm, was Du willst!

Wünsch Dir was: Bei AMG hatten die Kunden die freie Auswahl. Natürlich gab es konfektionierte Angebote und Kits zu Mercedes-Benz-Modellen. Diese Pakete umfassten Leistungssteigerungen, Interieur-Parts, Design-Zubehör und sonstige Tuningextras wie Felgen etc. - das volle Programm halt bis zum Komplettumbau. Der Kunde indes hatte die freie Auswahl. Er musste nicht das ganze Paket nehmen, sondern durfte sich auch teil(e)weise bedienen. Darüber hinaus boten die Affalterbacher auch individuelle Umbauten fürs Interieur in Manufakturqualität an.

Anders abfahren auf AMG

Der japanische Botschafter ließ sich seinerzeit zwar auch mit AMG-Aero-Felgen versorgen, ansonsten aber war er aber mit einer komfortableren Aufmöbelung und einer etwas distinguierteren Erscheinung seines Weggefährten mit Stern zufrieden. So sind beispielsweise die Saccobretter in Wagenfarbe unischwarz lackiert worden. Schwarz getönte Scheiben im hinteren Bereich schützten seine Exzellenz vor neugierigen Blicken

Zweite Klimaanlage im Gepäckfach

Der japanische Botschafter durfte nicht nur Beine und Füße in seinem 300 PS (Serienleistung des 5,5-Liter-V8) starken und 30 cm längeren Mercedes-Benz 560 SEL in der Komfortzone wähnen. Für allerlei Annehmlichkeiten der ganzen Person und um sie herum sorgten ferner Klapptische, TV/Video-Gerät, eine erweiterte Holzdekorbeplankung, eine Extra-Klimanlage für die zweite Reihe (ist im Kofferraum stationiert) und ein spezieller Teppichboden. Hmh, wer einen Blick ins Interieur dieses AMG 560 SEL wirft, dem mutet heute die Ausstattung das Gepräge des 28 Jahre alten Botschaftswagens vermutlich alles andere als spektakulär bzw. übertrieben luxuriös an. Sieht gar nicht so üppig aus? Da ist ja die neue Generation der Kompaktwagen von Mercedes-Benz besser ausgestattet, meint ihr? Stimmt ja irgendwie auch. Und was lernen wir daraus? Erstens: Früher war nicht alles besser. Und zweitens: Da kann man mal sehen, wie sehr Mercedes-Benz geholfen hat, Luxusgüter zu demokratisieren!

Bildergalerie: Mercedes.Benz 560 SEL von AMG

41 Bilder Fotostrecke | AMG Unikat: Mercedes-Benz 560 SEL Baujahr 1990 : Auch das ist ein AMG: 560 SEL Langversion mit Individual-Interieur #01 #02

Text & Fotos:‭ ‬Mathias Ebeling

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