1985er Mercedes-Benz 200 D: Familienbande

Der W124 befindet sich seit 37 Jahren in Familienbesitz

1985er Mercedes-Benz  200 D: Familienbande: Der W124 befindet sich seit 37 Jahren in Familienbesitz
Erstellt am 31. Januar 2024

Wie bei so vielen Mercedes-Benz-Automobilen gehört auch zu diesem Mercedes-Benz 200 D mit Baujahr 1985 eine Geschichte, die von ganz viel Liebe, Hingabe und einem festen Band der Sympathie zum Stern erzählt. Das Besondere an diesem W124 ist, dass er sich seit über 37 Jahren in Familienbesitz befindet. Geht es nach Jürgen Matern, dem derzeitigen Besitzer, soll sich in den kommenden 37 Jahre daran auch gar nichts ändern. Der 55-jährige MIB darf sich seit 2014 Eigentümer, Fahrer, Bestandspfleger und Wahrer des Familienerbes namens Mercedes-Benz 200 D nennen. Er bekam die Mittelklasse-Limousine damals von seinem Vater geschenkt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Wagen bereits seit 28 Jahren im Besitz seiner Eltern. Mercedes-Fans.de hat Jürgen Matern die Geschichte dieses W124 auf dem SCHÖNE STERNE Treffen 2023 in Hattingen erzählt.

Nachdem der Mercedes 200 D im Frühjahr 1985 vom Band gelaufen war, reihte er sich nicht sofort als neue Mitglied in die Familie Matern ein. Seine Biografie beginnt mit einem Jahreswagen-Dasein. Bekanntlich bekommen Mitarbeiter von Automobilherstellern oftmals die Gelegenheit, vergünstigt Neuwagen zu erwerben. Diese werden meist für nicht länger als ein Jahr gefahren und dann an den Gebrauchtwagenhandel verkauft.

So verhielt es sich auch hier. Jürgen Matern berichtet: „Die Erstbesitzerin des Mercedes-Benz 200 D war eine Mitarbeiterin im Mercedes-Benz Werks Sindelfingen. Sie hatte den W124 im Mai 1985 zugelassen. Mit ca. 14.000-Kilometer-Laufleistung verkaufte die Dame
den Wagen an einen Jahreswagen-Händler in Bergisch Gladbach.“ Die Stadt Bergisch Gladbach liegt bei Köln und gehört zur Heimatregion der Materns. Somit war der Mercedes-Benz, der ursprünglich im Schwabenland umhergekurvt war, also in die Nähe seiner späteren Langzeitbesitzer gekommen.

Die Begegnung

Die Eltern von Jürgen Matern waren von Haus aus keine geborenen Sternfahrer. VW Käfer, Ford 12 M, Ford 17 M, Opel Commodore GSE und VW Golf sind sie gefahren - allesamt gut und zuverlässig, aber so richtig zufrieden mit ihrem Fahrerleben sollte sie erst ihr Glücksstern Mercedes 200 D machen. Und das kam so, erzählt Sohn Jürgen: „Mein Vater hatte immer den Traum, eines Tages einen Mercedes zu besitzen. Über viele Jahre hielt er Ausschau nach einem geeigneten Angebot. Durch einen Tipp im Bekanntenkreis erfuhren meine Eltern von dem Mercedes 200 D, der bei einem Jahreswagenhändler in Bergisch-Gladbach stand. Meine Eltern überlegten nicht lang. Nix wie hin. Beim Anblick des jungen Sterns waren sie sofort schockverliebt. Nach kurzer Probefahrt wurde der Benz gekauft und im Juni 1986 zugelassen."

Im Rückspiegel; Mercedes-Benz Baureihe W124

Viele Mercedes-Benz Modelle schrieben bekanntlich Automobilgeschichte. Die Baureihe W124, welche 1984 auf den Markt kam, gehört gewiss dazu. Die von Bruno Sacco, Joseph Gallitzendörfer und Peter Pfeiffer seinerzeit ebenso sachlich wie gefällig gestylte Baureihe ist die erste E-Klasse, wurde aber lange Zeit offiziell als „Mittlere Mercedes-Benz Klasse“ vermarktet. Erst 1993, also recht spät in seiner Lebensphase, die bis 1996 dauerte, erhielt der W124, der sich zu einem ungemein begehrten Mercedes-Modell entwickelte, das E-Klasse Signet. Übrigens: Die Beliebtheit der Baureihe W124 hält auf dem Gebrauchtwagenmarkt bis heute an, was nicht zuletzt daran liegt, dass eine überdurchschnittliche Verarbeitungsqualität zu ihren Vorzügen gehört. Nicht wenige bezeichnen die Entwicklungsqualität dieser Baureihe als geradezu historisch.

Der Mercedes 200 D wird zur Frauensache

Zu den bemerkenswerten Besonderheiten der Fahrzeug-Bio dieses 200 D gehört, dass Vater Matern, obwohl er eine gültige Fahrerlaubnis besaß und in keiner Weise eingeschränkt gewesen war, ein Kraftfahrzeug zu führen, fahrender Weise nie hinter dem Steuer des Mercedes saß. Jürgen Matern berichtet: „Mein Vater fuhr keinen Meter mit dem Mercedes; er ließ immer nur meine Mutter fahren.“ Im Jahr 2007 verstarb Jügens Mutter. Jetzt gab es niemanden mehr, der den Wagen chauffierte und er wurde für die kommenden 5 Jahre in einer Garage zum Dauerparker.

Back to Life

Das Ende des langjährigen Nichtstuns des Mercedes 200D deutete sich an, als Sohn Jürgen einen fahrbaren Untersatz brauchte: „Weil ich irgendwie mobil werden musste, wurde der Mercedes reaktiviert. Zum Glück erwies sich dessen „Dornröschenschlaf“ nicht als Gammelzeit. Es brauchte nur eine neue Batterie. Kurz vorglühen und schon sprang das 72-PS-Aggregat an.

Übrigens: Der gute Ruf des W124, ein ausgezeichnet verarbeitetes Automobil zu sein, bewahrheitet sich auch in diesem Fall. Mit 38 Jahren, die er auf dem weißen Rücken hat, ist die Zeit natürlich nicht komplett spurlos an dem Benz vorübergegangen. Substantiell erlaubt sich der 200 D aber keine bedeutende Blöße. An neuen Teilen sind bis jetzt zwei Kotflügel. ein paar Bleche und eine Heckscheibe nötig gewesen. Überarbeitungsbedarf bestand auch an der Wagenheber-Aufnahme. Ferner wurde der Heckbereich komplett restauriert. Die Hinterachse ist eisgestrahlt worden. Darüber hinaus wurden Lager und Gummis erneuert.

Dem gelernten Chemikanten ist es wichtig, dass sein Mercedes, der aktuell etwas mehr als 217.000 Kilometer auf dem Tacho hat, insgesamt wachsversiegelt und die Kunststoffteile keramikversiegelt daherkommt und dass das MB-Tex-Interieur einen tadellosen Eindruck macht.

Trennungsabsichten

Dass der Mercedes-Benz noch Wiederinbetriebnahme voll funktionstüchtig war, brachte Vater Matern zunächst auf den Gedanken, den W124 zu verkaufen. Doch der Sohn überzeugte ihn, dies nicht zu tun. Im Jahr 2014 bekam den 200 D schließlich von seinem Vater zum Geschenk. Nach einigen erforderlichen Instandsetzungsarbeiten und der Erlangung des H-Kennzeichens im Jahr 2015 unternahmen Vater und Sohn eine, wie Jürgen Matern sagt, sehr emotionale Ausfahrt in ihrem neuen „Oldtimer“. „Mein Vater war in diesem Moment so glücklich und so froh, dass der 200 D seinerzeit nicht verkauft wurde. Im Jahr 2017 verstarb dann auch er. Für mich ist jeder Kilometer mit dem 200 D eine schöne Erinnerung an meine Eltern. Allein aus diesem Grund ist der der Wagen unverkäuflich.“

Der 2 Meter große Jürgen Matern würde womöglich vom Format her ganz gut in eine S-Klasse passen, aber der Mittelklasse-Benz ist halt Teil seines Lebens und seiner Familiengeschichte. Und das passt hier auf Dauer eben besser zusammen. 37 Jahre gehört der 200 D jetzt schon zum Team Matern.
Jürgen Matern und sein gepflegter Mercedes-Klassiker, der ganzjährig (bei trockenen Straßenverhältnissen) gefahren wird, sind zwei, die noch ein ganz großes Stück des Lebens gemeinsam unterwegs sein wollen. Mercedes-Fans.de wünscht allzeit gute Fahrt

Bildergalerie: Mercedes-Benz 200 D Baujahr 1985

24 Bilder Fotostrecke | 1985er Mercedes-Benz 200 D: Familienbande: Der W124 befindet sich seit 37 Jahren in Familienbesitz #01 #02

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1 Kommentar

  • W124-300E

    W124-300E

    Die Geschichte erinnert mich an meinen 300 E. Mein Vater hatte ihn 1988 als Neuwagen gekauft und seitdem befindet er sich im Familienbesitz. Von 1988 bis 1999 wurde er als Alltagsfahrzeug genutzt. Nach einer längeren Standzeit wurde er 2001 wieder aktiviert. Inzwischen verfügt er über H-/Saisonkennzeichen. Sollte dieses Jahr das Bodensee-Treffen der W124-Freunde wieder stattfinden, bin ich mit ihm auf jeden Fall dabei.

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