Fahrbericht Mercedes GLC Coupé 300 de PHEV

Was kann der Mittelklasse-Crossover mit Stern und Stecker?

Fahrbericht Mercedes GLC Coupé 300 de PHEV: Was kann der Mittelklasse-Crossover mit Stern und Stecker?
Erstellt am 22. Juni 2023

Aufgepasst Audi Q5 Sportback und BMW X4! Mit dem neuen Mercedes GLC Coupé 300 de steigt ein schlagkräftiger Gegner in den Ring der Mittelklasse-Crossover.
SUV-Coupés erhitzen noch immer die Gemüter. Die einen loben die im Vergleich zu einem klassischen SUV schnittige, weniger grobschlächtige Form, die anderen raten: „Wenn Du einen Sportwagen fahren willst, kauf‘ Dir einen“. Sicher kann man für beide Seiten Argumente finden, aber die normative Kraft des Faktischen hat das Verdikt schon gefällt. Die Crossover-Coupés sind beliebt und werden also ein Teil des Modellportfolios der Automobilbauer bleiben. Das ändert aber nichts an den konzeptbedingten Schwächen dieser Fahrzeuggattung. Und das ist eindeutig der Fond.

Hinten ist die Kopffreiheit in der Regel nicht besonders üppig. Das wissen sie auch bei Mercedes und versuchen einiges, um dem Haupt etwas mehr Raum zu geben. Also sucht man ein Glasdach in der Ausstattungsliste vergeblich, außerdem haben die Techniker den Antrieb für den Kofferraumdeckel vom Dach in die C-Säule gepackt. Damit nicht genug: „Wir haben richtige Beulen ins Auto gemacht“, schmunzelt Ingenieur Dominik Voogdt. Was der freundliche Experte damit meint, spürt man, sobald man mit der Hand dem Dachhimmel entlangwandert und über die Einbuchtungen streicht. Der Kniff funktioniert: Auch Erwachsene mit 1,85 Metern Körpergröße finden in der zweiten Reihe Platz. Dass es sich bei diesem Fahrzeug immer noch um ein Coupé handelt, merkt man, sobald man den Kofferraum braucht. Die Ladeluke ist schmal, die Ladekante hoch und das Fassungsvermögen mit 390 Litern bis 1.335 Litern (bei umgelegten Lehnen der Rücksitzbank) überschaubar.

In einem Mercedes GLC sitzt man aber nicht nur, sondern bewegt den Crossover auch. Ein Lob verdient das Fahrwerk, das in der Kombination Luftfeder und adaptive Dämpfer mit fast allem Asphalt-Unbill zurechtkommt. Das ist umso bemerkenswerter, als dass das GLC Coupé 300 de mit einem Leergewicht von 2.345 Kilogramm alles andere als ein elfengleiches Gefährt ist. Dennoch lösen die Ingenieure diese anspruchsvolle Fahrwerks-Gleichung nicht mit einer straffen Grundabstimmung auf. Vor allem im Comfort-Fahrprogramm macht es dem Modus-Namen alle Ehre, bügelt die Fahrbahnunebenheiten souverän weg und ist daher für Langstrecken eine gute Wahl. In der Sport-Einstellung ist der Karosserieaufbau spürbar mehr an das Chassis angebunden, was für Zeitgenossen, die auf Vertikalbewegungen empfindlich reagieren, die bessere Wahl darstellt. Bretthart wird das GLC Coupé auch dann nicht.

Der Mercedes ist sportlich genug, um flott um die Ecken zu wieseln. Das liegt vor allem an der Lenkung, die präzise ist, ohne aus der Mittelstellung heraus gleich zu nervös zu agieren. Das entspannt die Fahrt merklich, weil man das immerhin 4,76 Meter lange Mercedes GLC Coupé fast schon intuitiv mit leichter Hand dirigieren kann. Diese Dynamik kommt nicht von ungefähr, sondern ist auch ein Resultat des Zusammenspiels zwischen der direkteren Lenkübersetzung und der Hinterachslenkung, die die Räder mit maximal 4,5 Grad einschlägt. Was den Wendekreis um 90 Zentimeter auf 10,90 Meter reduziert.

Allerdings hätten wir uns vom Antriebsstrang einen härteren Punch erwartet. Immerhin besteht der aus einem Vierzylinder-Diesel mit einer Leistung von 145 kW / 197 PS (maximales Drehmoment 400 Newtonmeter) sowie dem bewährten Elektromodul mit 100 kW / 136 PS und 440 Nm Drehmoment. Unterm Strich kommen dann 245 kW / 335 PS und ein maximales Systemdrehmoment von immerhin 750 Nm heraus. Klingt vielversprechend. Aber der Brutalo-Dampfhammer bleibt aus. Sobald man das Gaspedal durchdrückt, knurrt der Selbstzünder genervt, ehe es dann nicht mit der erwarteten Verve vorangeht. Fairerweise muss gesagt werden, dass diese Leistungsentfaltung zu dem Charakter des gesamten Fahrzeugs passt und man dennoch ziemlich flott vorankommt.

Das zeigt sich auch daran, dass der Mercedes-Teilzeitstromer nach 6,4 Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke knackt und immerhin bis zu 219 km/h schnell ist. Rein elektrisch ist eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und aufgrund der 31,2-Kilowattstundenbatterie (netto) eine maximale Reichweite von rund 119 Kilometern drin. Wir überstimmen das System, das standardmäßig rein elektrisch fahren will und schalten sofort in den Hybridmodus, den wir auch während der gesamten Strecke beibehalten. Lediglich hin und wieder testeten wir die anderen Fahrprogramme, vor allem den Sport-Modus. Die Route hatte es in sich und führte uns über Passstraßen und auch Autobahnen. Nach der ersten Testfahrt meldete der Bordcomputer respektable 3,9 km/100 km und 9,2 kWh/100 km. Die Batterie war noch zu 48 Prozent geladen. Nominell gibt Mercedes einen Verbrauch von 0,5 l/100 km sowie 22,7 kWh/100 km an.

Beim Infotainment ändert sich gegenüber dem GLC wenig. Die Kommandozentrale ist immer noch der 11,9 Zoll große Touchscreen und die Instrumente werden auf einem 12,3 Zoll-Kombiinstrument dargestellt. Allerdings fehlt die Navigations-Richtungsangabe der fliegenden Pfeile im Head-up-Display, aber wir sind auch ohne dieses Extra gut klargekommen. Die Bedienung des Infotainments ist eingängig, nur manchmal muss man etwas in den Tiefen der Menüs stöbern. So lernt man sein GLC Coupé 300 de 4Matic, das im Juli beim Händler steht, wenigstens richtig kennen. Schließlich will man ein Auto, das mindestens 77.469 Euro kostet, auch eine Weile fahren.

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Datenblatt Mercedes GLC Coupé 300 de 4MATIC

Motor: Vierzylinder
Hubraum (cm3): 1.993
Systemleistung in PS (kW) bei U/min-1: 335 (245)
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 750
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 219
Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 6,4
Getriebe: Neungangautomatik
Antrieb: Allrad
Treibstoffsorte: Diesel
Tank (L): 62
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 0,5
CO2-Ausstoß (g/km): 13
Gewicht, Herstellerangabe (kg): 2.345
max. Zuladung (kg): 490
Abmessungen (L/B/H): 4.764 / 1.890 / 1.615 (L/B/H)
max. Ladevolumen (L): 390 bis 1.335
Preis (Euro): 77.469,00
Basismodell: 62.594,00

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