Technik: Elektrotransporter rollen leise und sauber in der City

Stadtlieferwagen unter Strom: Amazon bestellt mehr als 1.800 Elektro-Transporter bei Mercedes-Benz Vans

Technik: Elektrotransporter rollen leise und sauber in der City: Stadtlieferwagen unter Strom: Amazon bestellt mehr als 1.800 Elektro-Transporter bei Mercedes-Benz Vans
Erstellt am 28. August 2020

Immer mehr setzen sich bei alltäglichen Lieferdiensten elektrische Transporter durch. Das Angebot reicht vom gepanzerten Geldtransporter bis zu Massenauslieferungen von Amazon und Co. Auf langen Strecken haben Transporter mit elektrischem Antrieb so ihre liebe Mühe, doch im citynahen Umfeld sieht das ganz anders aus. Kein Wunder, dass immer mehr Nutzfahrzeughersteller ihre Transporter auch mit einem elektrischen Antrieb anbieten. Marken wie MAN, Mercedes, Fiat, Ford oder VW haben Erfolgsmodelle wie Transit, Ducato oder Sprinter nicht nur mit drehmomentstraken Dieseltriebwerken, sondern auch Elektromotoren im Portfolio.

Noch weiter geht das Angebot von MAN. Der Lastwagen- und Nutzfahrzeughersteller ist die erste Firma weltweit, die einen elektrisch angetriebenen und gepanzerten Geldtransporter anbietet. Dieser wurde jüngst an den Sicherheitsdienstleister Prosegur übergeben. Der Elektrovan MAN eTGE, der von der Firma Stoof zum sicheren Geldtransporter umgebaut wurde, ist ab sofort in täglichen Werttransport-Einsätzen im Raum Potsdam unterwegs. „Für unseren Konzern, der jährlich umgerechnet 550 Milliarden Euro auf allen Verkehrswegen sicher transportiert, ist es von entscheidender Bedeutung, immer auch Innovationstreiber zu sein und unsere Verantwortung ebenfalls im Bereich Nachhaltigkeit zu tragen“, sagt Jochen Werne, Chief Development Officer von Prosegur Deutschland. Technische Basis für das gepanzerte Elektromodell ist ein MAN TGE 3.140 E Kastenwagen, der mit einer FB3-Panzerung versehen wurde. Die Herausforderung war es hierbei, besonders leichte Materialien zu verwenden, die über die gleiche Widerstandsklasse wie die üblich verwandten verfügen. Mit seinem Eigengewicht von knapp 3,2 Tonnen kann das elektrische Panzerfahrzeug neben den Wertgegenständen bis zu drei Personen befördern. Meist werden die Fahrzeuge im Alltagsbetrieb auf Strecken von 60 bis 70 Kilometern bewegt. Daher reicht die recht überschaubare elektrische Reichweite von 115 Kilometern für den Werttransporter aus.

 Während der MAN eTGE bei Prosegur im Testbetriebe den Alltagsnutzen beleuchtet, geht Daimler in die vollen. Lieferdienst Amazon bestellte bei den Schwaben jüngst 1.800 Elektrotransporter vom Typ Mercedes eVito und eSprinter. „Wir brauchen weiterhin Innovationen und Partnerschaften mit Automobilherstellern wie Mercedes-Benz, um den Transportsektor zu dekarbonisieren und die Klimakrise zu bekämpfen“, erläutert Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon, „die Erweiterung um 1.800 elektrische Lieferfahrzeuge ist ein weiterer Schritt auf unserem Weg zum Aufbau der nachhaltigsten Transportflotte der Welt, und wir werden uns beeilen, diese Fahrzeuge noch in diesem Jahr auf die Straße zu bringen.“

Die 1.200 Mercedes eSprinter für Amazon sind Kastenwagen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3.500 Kilogramm in Hochdachausführung. Ihr Elektroantrieb treibt die Vorderräder an und leistet 85 kW / 115 PS und ein maximales Drehmoment von maximal 295 Nm. Die für Amazon produzierten Fahrzeuge sind mit dem größeren von zwei Akkupaketen, mit einer nutzbaren Batteriekapazität von 47 kWh ausgestattet und haben eine Reichweite von 168 Kilometern sowie eine maximale Zuladung von 891 Kilogramm. Für Flexibilität sorgt eine Schnellladefunktion, dank der die Batterie innerhalb von knapp einer halben Stunde von 10 auf 80 Prozent nachgeladen werden kann. Die 600 Amazon eVitos sind vorrangig für den lokal emissionsfreien Transport auf der letzten Meile gedacht. Die Batteriekapazität von 35 kWh sorgt für eine Reichweite von bis zu 184 Kilometern, wobei nach sechs Stunden Ladezeit die volle Reichweite zur Verfügung steht. Der Antrieb ist weitgehend identisch mit dem des eSprinters. Ist der eVito vorwiegend im innerstädtischen Bereich unterwegs – wie bei den Fahrzeugen für Amazon - schont eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h die Energiereserven und vergrößert so die Reichweite. Alternativ ist der Elektrotransporter bis zu 120 km/h schnell.

Ähnliche Angebote gibt es bei Fiat und dem Erfolgsmodell des E-Ducato, der ein Ladevolumen von zehn bis 17 Kubikmeter und eine Nutzlast von bis zu 1.950 Kilogramm bietet. Nach Wunsch lassen sich wie beim Mercedes eSprinter verschiedene Karosserie-‭ ‬und Aufbauversionen realisieren, sodass die Kunden sich den Transporter variabel konfigurieren können. Das trifft auch für die Batterie des Ducato zu, bei der verschiedene Größen mit Reichweiten zwischen 220 und 360 Kilometern zur Auswahl stehen. Der Elektromotor beim E Ducato leistet 90 kW / 122 PS und hat ein maximales Drehmoment von 280 Newtonmetern. Damit ordnet sich Fiat im Konkurrenzumfeld ein, allerdings beschränken die Italiener die Höchstgeschwindigkeit seines Lademeisters auf 100 km/h.

Der französische PSA-Konzern nutzt seine Elektroalleskönner-Plattform EMP2 und will mit dem technisch identischen Stromer-Trio Citroen e-Jumpy, Opel Vivaro-e und Peugeot e-Expert ein möglichst großes Stück des zunehmend lukrativen Kuchens abzubekommen. Volkswagen hält mit dem eCaddy und dem eTransporter, die vom Tuningspezialisten Abt entwickelt wurden dagegen, da es noch rund zwei Jahre dauern wird, ehe der elektrische Bully zu den Händlern rollt – bis zum ID. Cargo wird sogar noch mehr Zeit vergehen. Die Antriebsstränge sind mit einer Leistung von 83 kW / 112 PS und einem Drehmoment von 200 Nm bei beiden VW-Derivaten identisch und werden in die vorhandene Plattform implantiert.

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