Bis vor kurzem waren die Internationalen Automobilmessen für die Fans und Autofreaks ein Highlight. Es ging ihnen um neue Modelle, technische Weiterentwicklung und die Vorbereitung von Kaufentscheidungen. Für Medien waren diese Termine ein Muss. Nicht selten wurden von Verlagen Sonderveröffentlichungen herausgegeben, es gab auch reichlich Sendezeit im Öffentlichen oder Privaten TV. Detroit, Tokio oder die IAA in Frankfurt und später München waren Ereignisse, die die Fans verrückt machten. In Deutschland ließen es sich Kanzlerinnen oder Kanzler jahrelang nicht nehmen, bei den jeweiligen Eröffnungen präsent zu sein. Aus und vorbei! Zuerst ging die Zahl der Aussteller in den Keller, dann erlahmte das Interesse der Besucher. Allein mit chinesischen Herstellern lässt das Publikum nicht zu den Kassen strömen.
Was in Europa gilt, lässt sich auch auf interkontinentale Veranstaltungen übertragen. Die US-Messen in Detroit, Chicago, New York oder Los Angeles haben nur noch nationalen Charakter. Die Detroit Motorshow NAIAS (North American International Auto Show) versinkt Jahr für Jahr mehr in der Bedeutungslosigkeit. Einst zelebrierten gerade die europäischen Autohersteller in der Cobo Hall im Herzen von Detroit ein mehrtätiges Feuerwerk mit Neuheiten, Superstars und eindrucksvollen Shows – heute gibt kaum noch einen amerikanischen oder europäischen Hersteller, die für die Veranstaltung in der ehemaligen Autohauptstadt der Welt noch mehrstellige Dollar-Beträge übrig hat.
Investiert wird stattdessen in mehr oder weniger einfallsreiche Videos. Soziale Medien werden zu Werbeplattformen. Wer etwas anfassen will, muss sich in emotionsarme Autohäuser bemühen oder kauft direkt im Internet, das sich auch für Autos zur wachsenden Vertriebsschiene entwickelt.
Die Essen Motor Show macht es allen vor
Anders die Entwicklung bei Spezialmessen. Wer sich für ein neues Wohnmobil interessiert, kauft ein Ticket für den Caravan-Salon. Wer auf sich für den Rennsport - ob mit oder Verbrennerantrieb - begeister, neue Tuning-Trends sehen will oder automobile Accessoires sucht, bleibt den Shows treu. Bestes Beispiel: Europas größte und bedeutendste Plattform für Tuning, Motorsport und sportliche Serienfahrzeuge – die Essener Motor Show (EMS) - kann 2023 mit 200.000 Besuchern erneut eine erfolgreiche Bilanz präsentieren. Zugegeben: Es waren in den vergangenen Jahren schon mal mehr gewesen. Aber auch bei den Auto-Freaks wird inzwischen jeder Euro zweimal umgedreht.
Für die, die kamen, war diese Show ein Erlebnis. Dafür sorgten einmal mehr rund 500 Aussteller aus 13 Ländern. Von historischen Formel-1-Boliden über getunte E-Autos bis zum brandneuen Sportcoupé von BMW reichte das Angebot, das erneut kaum Wünschen offenließ. Selbst Tesla buhlte um Interessenten. Und wie immer: Neue Felgen, tiefdröhnende Audio-Boxen oder das langersehnte Gewinde-Fahrwerk wurden gleich gekauft und nach Hause geschleppt.
Wenn die großen Automessen sich wohl nicht mehr erholen werden. Die Macher der Essen Motor-Show können sich sicher sein: Die Mischung aus Information und Show und auch ein unmittelbares Kauferlebnis, mit denen sich der vierrädrige Liebling individualisieren lässt, werden noch lange ein Publikumsmagnet bleiben. Die nächste EMS ist bereits mit Starttermin 30.11 2024 terminiert.
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