Elektromobilität: Erprobungsfahrt mit dem Mercedes EQ C

Sound of Silence:‭ ‬Mit dem EQ C on tour

Elektromobilität: Erprobungsfahrt mit dem Mercedes EQ C: Sound of Silence:‭ ‬Mit dem EQ C on tour
Erstellt am 19. Juni 2018

Mercedes feilt mit Hochdruck an seinem Elektro-SUV namens EQ C.‭ ‬Bei den Erprobungsfahrten in der heißen Wüste von Tabernas zeigte sich,‭ ‬dass man sich auch bei der Elektromobilität von den anderen Herstellern differenzieren kann.‭ Dr.‭ ‬Martin Hermsen lässt den Mercedes EQ C-Prototypen auf dem Circuito de Almeria in Spanien richtig fliegen.‭ „‬Die Kurve hat es in sich‭“‬,‭ ‬murmelt der Projektleiter des Elektroantriebs des EQC und wuchtet den Crossover um die die winklige Rechts,‭ ‬die dann auch noch hinten raus zumacht.‭ ‬Das gut‭ ‬2,2‭ ‬Tonnen schwere Schiff legt sich leicht in die Kurve,‭ ‬die Pneus jaulen auf und der Allradantrieb schafft es erfolgreich den E-Kreuzer in der Spur zu halten.‭ ‬Das‭ ‬4,76‭ ‬Meter lange Vehikel meistert die enge Ecke problemlos.‭ ‬Doch damit ist es noch nicht getan,‭ ‬die Hatz um den‭ ‬4,025‭ ‬Kilometer langen Motorradrennkurs geht weiter.‭ ‬Zwei Runden lang volle Motte,‭ ‬Hermsen holt alles aus dem‭ ‬300‭ ‬kW‭ ‬/‭ ‬408‭ ‬PS BEV heraus:‭ ‬bremsen,‭ ‬beschleunigen und wieder voll in die Eisen.‭ ‬Und das bei‭ ‬32‭ ‬Grad.‭ ‬Eigentlich Gift für jeden Elektroantrieb,‭ ‬zumal schon‭ ‬90‭ ‬Minuten Erprobungsfahrt bei dieser Hitze hinter dem Fahrzeug liegen.‭ ‬In der Wüste von Tabernas,‭ ‬wo Sergio Leone Spaghetti-Western drehte,‭ ‬lädt Mercedes den E-Colt,‭ ‬um Tesla‭ & ‬Co.‭ ‬den Kampf anzusagen.‭

Aus den Schwächen der Amerikaner hat man im Schwabenland seine Schlüsse gezogen.‭ „‬Sehen Sie,‭ ‬der EQ C hält das aus‭“‬,‭ ‬sagt Hermsen und setzt einen zufriedenen Gesichtsausdruck auf.‭ ‬Denn gerade solche extremen Bedingungen setzen den elektrischen Antriebsstrang massiv unter Stress.‭ ‬Bis der EQ C in Produktion geht,‭ ‬werden rund‭ ‬200‭ ‬Prototypen in allen Ecken dieser Erde durch unwirkliche Gegenden gehetzt,‭ ‬um die Fehlerquellen auszumerzen.‭ ‬Die Bandbreite reicht von arktischer Kälte von‭ – ‬35‭ ‬Grad,‭ ‬bis eben zur Hitze,‭ ‬die auch‭ ‬40‭ ‬Grad überschreitet.‭ ‬Wir sitzen in einem Bestätigungs-Fahrzeug,‭ ‬der letzten Stufe vor den Produktions-Tests.‭ ‬Doch die Jagd auf der Rennstrecke ist nur ein Teil der Tortur:‭ ‬Es geht durch Hügel und Berge auf Straßen,‭ ‬die eigentlich geteerte Feldwege sind,‭ ‬voller Schlaglöcher,‭ ‬Rissen und Unebenheiten.‭ ‬Der Härtetest für jedes Fahrzeug.‭ ‬Dazu kommt der stets präsente Staub.‭

„Wir wollen den EQ C so komfortabel,‭ ‬wie eine E-Klasse und so sportlich,‭ ‬wie einen CLS abstimmen‭“‬,‭ ‬erklärt der Ingenieur.‭ ‬Das Fahrwerk des Prototypens mit Stahlfedern und einem Niveauausgleich an der Hinterachse macht schon einen guten Eindruck und wird mit allen Herausforderungen fertig.‭ ‬Poltern‭? ‬Fehlanzeige.‭ ‬Auf den kurvigen Straßen lassen sich die auch die verschiedenen Fahr-‭ ‬beziehungsweise Rekuperationsmodi gut ausprobieren.‭ ‬Standardmäßig ist immer D-Auto,‭ ‬da versucht die Software mit Hilfe der Sensoren die ideale Lösung auf die jeweilige Situation zu finden.‭ ‬Vieles ist schon aus der S-Klasse PHEV oder der B-Klasse Electric Drive bekannt.‭ ‬Läuft das E-SUV auf einen Vordermann auf wird automatisch geschmeidig gebremst und dabei rekuperiert.‭ ‬Mit Hilfe der Wippen am Lenkrad kann man die Einstellung auch selbst bestimmen.‭ ‬Von Segeln‭ (‬D+‭) ‬bis hin zur One Pedal-Fahrweise mit voller Rekuperation‭ (‬D‭ ‬-‭ ‬-‭ ) ‬ist möglich.‭

Schon nach wenigen Metern fällt die Ruhe im Innenraum auf.‭ ‬Kein charakteristisches Sirren des Elektromotors,‭ ‬lediglich die Abrollgeräusche der Reifen sind zu hören.‭ ‬Das ist genauso beabsichtigt.‭ „‬Das Auto soll möglichst leise sein‭“‬,‭ ‬erklärt Hermsen und öffnet die Motorhaube.‭ ‬Dort offenbart sich ein Teil des Geheimnisses des Sounds of Silence.‭ ‬Die E-Maschine und Leistungselektronik bilden eine Einheit,‭ ‬die an einem Trägerrahmen aufgehängt ist.‭ ‬Der wiederum ist an den klassischen Motorlagern befestigt.‭ ‬Durch diese zweifache Entkopplung werden die Geräusche und Vibrationen weitgehend eliminiert und außerdem hat das auch einen Produktionsvorteil.‭ ‬Denn der EQ C‭ – ‬basiert auf der EVA I-Plattform‭ ‬-‭ ‬kann so auf der gleichen Linie,‭ ‬wie der GLC laufen,‭ ‬nur beim Einbau der knapp‭ ‬600‭ ‬Kilogramm schweren Batterie muss der EQ C kurz austreten.‭ ‬Die schweren Akkus machen Hermsen keine Sorgen,‭ ‬er freut sich über den niedrigen Schwerpunkt.‭ „‬Das Auto soll liegen,‭ ‬wie ein Slot-Car‭“ ‬macht der Techniker klar.‭ ‬Wenn sie sich bei Mercedes so weit aus dem Fenster lehnen,‭ ‬sind sie sich ihrer Sache zumeist ziemlich sicher.‭ ‬Der Fahrtest des EQ C wird zeigen,‭ ‬ob das Ziel erreicht wurde.‭

Die Batterie besteht aus Pouchzellen und woher die kommen,‭ ‬wird nicht verraten.‭ ‬Es dürfte entweder SK Innovation oder LG Chem sein‭ – ‬beides Südkoreaner.‭ ‬Mercedes will nichts dem Zufall überlassen,‭ ‬bei Bedarf kann die Zellart und damit auch der Zulieferer gewechselt werden.‭ ‬Das Batteriemanagement,‭ ‬die Kühlung und die Einbindung der Akkus in das Gesamtsystem übernehmen die Daimler-Ingenieure selbst.‭

Das Interieur des Fahrzeugs ist noch abgedeckt.‭ ‬Doch man muss kein Hellseher sein,‭ ‬um zu wissen,‭ ‬dass der Mercedes EQ C das MBUX-Infotainment mit den zwei‭ ‬10,25‭ ‬Zoll Displays bekommt.‭ ‬Die Fähigkeiten des Systems,‭ ‬inklusive der Augmented Reality,‭ ‬werden durch BEV-spezifische Details erweitert.‭ ‬Da geht es in erster Linie um die Reichweite.‭ ‬Dass nahegelegene Ladestationen im Navigationssystem angezeigt werden,‭ ‬ist nichts Neues,‭ ‬aber bei Mercedes haben sie noch das eine oder andere As im Ärmel.‭ ‬Es wird wohl Funktionen geben,‭ ‬die eine möglichst große‭ ‬Reichweite aus dem Fahrzeug herausholen.

Bildergalerie: Erprobungsfahrt mit dem Mercedes EQ C

  20 Bilder Fotostrecke | : Elektromobilität: Erprobungsfahrt mit dem Mercedes EQ C #01 #02

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community