Mercedes setzt seinem AMG SL nicht die nur Krone auf, sondern sogar einen echten Heiligenschein. Mit dem Formel-1-Halo wird der 920.000 Euro teure AMG Purespeed zum spektakulärsten SL aller Zeiten.
Wer meint, dass er den Mercedes AMG Purespeed irgendwo schon einmal gesehen hat, irrt nicht. Der Kleinserienhersteller Bussink aus den Niederlanden bot vor Jahren ein ähnliches Fahrzeug als Bussink GTR Speedlegend in minimalen Stückzahlen und auf ganz besonderen Kundenwunsch an. Doch nun macht sich AMG das Konzept eines puristischen Spaßroadsters ohne Scheibe oder Dach selbst zu eigen und legt den Purespeed in einer überraschend großen Stückzahl von 250 Fahrzeugen auf. Kosten: 922.000 Euro – zuzüglich speziell angepasster Integralhelme, denn der AMG Purespeed lässt sich mit einer Sonnenbrille allein bis maximal Tempo 60 fahren – dann wird es mehr als ungemütlich. Statt einer steifen Brise im Gesicht fühlt sich der Pilot gerade ab Tempo 140 wie im Auge eines Hurricans.
Das Design ist gewagt
Ganz neu ist die Idee mit dem Mercedes AMG Purespeed nicht, denn der offene Doppelsitzer mit dem abgefahrenen Halo-Bügel lässt einen vom legendären Mercedes 300 SLR oder dem Kleinserienmodell des SLR Stirling Moss träumen. Das Design ist gewagt – der puristische Sternen-Auftritt noch mehr, denn es ist kein Kleinserienhersteller, der seine Fans mit einem umgebauten Sportwagen verzaubert, sondern AMG katapultiert seine Fans höchstpersönlich mit dem Purespeed in eine völlig andere Sphäre. Der offene Doppelsitzer verzichtet auf Dach, Scham und statt der üblichen Windschutzscheibe strahlt eben der Sicherheitsbügel, der nicht allein in Sachen Design eine Verbindung zu den Formel-1-Boliden von George Russel und Kimi Antonelli herstellen soll. Der Doppelsitzer macht seiner Bezeichnung alle Ehre und ist kaum weniger spektakulär als die Formel-Renner aus dem AMG-Team. Der Aufritt ist laut, offenherzig und etwas für die ganz große Show auf der kurvenreichen Bergstraße oder eben doch nur zum Strabanzen auf die Flaniermeile. Vor der Ausfahrt sollte man sich jedoch den Wetterbericht anschauen, denn sonst wird es schneller nass, als es einem lieb ist.
Das Formel-1-Halo schützt beim Überschlag
Das ungewöhnliche Sicherheitssystem des Purespeed besteht aus einem Stahlrohr-Bügel, der gabelförmig mit der Rohbaustruktur des Fahrzeugs verbunden ist und zusammen mit dem festen Überrollsystem für die nötige Steifigkeit sorgt. Die beiden Integralhelme sind nicht nur farblich auf das Äußere des Doppelsitzers abgestimmt, sondern sorgen mit einem Interkom-System dafür, dass sich Fahrer und Copilot unterhalten oder auch telefonieren können, während der Fahrtwind durchs offene Volant pfeift und der Pilot die Augen kaum von der in Karbon eingefassten Analog-Uhr aus dem Hause IWC auf dem Armaturenbrett nehmen kann. Bequeme Ledersitze, griffiges Steuer und das Hochkant-Display kennt man bestens aus dem SL.
Die Leistung bleibt Serie
Der Antrieb des rund 1,9 Tonnen schweren Mercedes AMG Purespeed ist kaum weniger spektakulär als sein Design, denn der aufgeladene V8 unter der Haube leistet aus SL und GT bekannte 430 kW / 585 PS und heftige 800 Nm Drehmoment, die den Schwaben unter einem bassigen Stakkato nach vorne pressen. Überraschend, dass AMG seinem Purespeed nicht noch ein paar Zusatzpferde mit unter die Haube gepackt hat – durch den potenten Vierliter-V8-Turbo wäre das kein großes Problem gewesen. Doch auch so mangelt es dem knapp zwei Tonnen schweren Spaßmacher nicht an Tatendrang. Wer genügend Mut hat und sich an den Sturm rund um den Stylinghelm gewöhnt, beschleunigt nicht nur einmal kurz aus dem Stand auf Tempo 100 in 3,6 Sekunden, sondern lässt dem Rennboliden gemäß seiner sinngebenden Modellbezeichnung bis 315 km/h freien Lauf. Eine Keramik-Hochleistungsbremsanlage garantiert eindrucksvolle Verzögerungswerte und gibt es Fahrer ab dem ersten Meter ein vertrauensvolles Gefühl im Fuß.
Der Purespeed kostet schlappe 922.000 Euro
Mit dem aufwendigen Technikpaket lässt sich der 4,70 Meter lange Roadster so entspannt flott oder gar schnell bewegen wie einen normalen Mercedes AMG SL 63, denn technische Details wie Verstellfahrwerk, Allradantrieb und mitlenkende Hinterachse bietet auch die Kleinserie. In schnellen Kurven sorgen ausgefeilte Aerodynamik, hydraulische Wankstabilisierung und die exzellente Lenkung dafür, dass der Fahrer mühelos durch schnelle Kurvenkombinationen huscht und Lastwechsel inhaltsleer werden. Imposant, wie bissig der Schwabe seine Kraft selbst in Kurven auf die Straße bannt und sich 21-Zöller mit der Fahrbahn verzahnen.
Technische Daten: Mercedes-AMG Purespeed
Motor: Achtzylinder mit doppelter Turboaufladung
Hubraum: 3982 ccm
Leistung: 430 kW / 585 PS
Max. Drehmoment: 800 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 315 km/h
Beschleunigung 0 – 100 km/h: 3,6 Sekunden
Antrieb: Allrad
Getriebe: Neugang-Automatik
Normverbrauch: ca. 13,0 Liter / 100 km / ca. 300 g CO2
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