Weltspiegel: Automessen in 2021 / 2022

Gelingt das Comeback?

Weltspiegel: Automessen in 2021 / 2022: Gelingt das Comeback?
Erstellt am 7. Januar 2021

Die Corona-Pandemie hat die Welt nach wie vor im festen Würgegriff. Mehr denn je sind davon Großveranstaltungen wie Messen, Symposien und Events betroffen. Viele Veranstalter von Automessen hatten nach einem Katastrophenjahr 2020 in diesem Jahr auf ein Comeback gehofft. Doch selbst in der zweiten Jahreshälfte 2021 erscheinen Großveranstaltungen ungewisser denn je.
Die einzigen Automessen, die nach der computergeneigten CES im Januar 2020 überhaupt stattfanden, waren die Chicago Autoshow im Februar und die beiden chinesischen Großveranstaltungen in Peking und Guangzhou. In den USA wurden nicht nur die Messen in New York und Los Angeles gestrichen, sondern auch die erstmals in den Juni gewanderte North American International Autoshow in Motortown Detroit, die sich mit einem Sommerevent den winterlichen Staub von den Schulterklappen wischen wollte. Nicht besser sah es für die beiden europäischen Großveranstaltungen in Paris im Herbst und Genf im Frühjahr aus. Der Genfer Salon 2020 war von der Pandemie haarscharf gerade noch erwischt worden. Ursprünglich hatten die Veranstalter die Messe auf jeden Fall durchziehen wollen; wohl wissend, dass ein kompletter Ausfall aufgrund der generell angespannten Lage das Ende der traditionsreichen Show auf dem Messegelände Palexpo bedeuten könnte. Die Schweizer strichen auf den letzten Drücker nicht nur den Genfer Salon 2020, sondern mit mehr als einem Jahr Vorlauf auch gleich die 2021er-Veranstaltung. Eine mehr als weise Lösung, wie sich mit der anhaltenden Pandemie nunmehr herausstellt.

Doch wie geht es mit den internationalen Großveranstaltungen, zu denen auch die Automessen in Europa, Asien, Süd- und Nordamerika gehören, weiter? Fest steht, dass speziell in der ersten Jahreshälfte des noch jungen Jahres 2021 kaum etwas stattfinden dürfte. Allein die Auto China in Shanghai im April dürfte wie die Vorgängerverstaltungen durchgeführt werden. Die Messe, die vom 21. bis 28. April in der chinesischen Metropole am Bund stattfindet, feiert sich auch diesmal als größte Automesse der Welt. Doch ob groß oder größer – auch sie wird in der diesjährigen Ausführung eine rein nationale Messe bleiben, denn die Reiserichtlinien dürften aus den USA, Europa oder anderen asiatischen Staaten nach China unverändert an strikte Quarantäne-Beschränkungen gekoppelt sein, die kaum jemand auf sich nehmen wird. Wer will nach Corona-Tests und Maskenflug schon bis zu 14 Tage in eine lokale Quarantäne – in einem charmanten Hotel chinesischer Wahl und danach zurückzukommen und die Quarantäne im eigenen Land fortzusetzen – vorausgesetzt, dass man überhaupt ein- wie ausreisen darf.

Gerade in Deutschland blicken alle auf die erstmals in München ausgetragene IAA. Nachdem Frankfurt in Ungnade gefallen war, wanderte die Messe mit einem völlig neuen Konzept, bei der nicht allein neue Autos im Vordergrund stehen sollen, an die Isarmetropole, wo ihr nicht nur die Corona Krise, geschrumpfte Marketingbudgets, sondern auch eine grün-rote Stadtregierung zu schaffen machen, die eine Automesse kaum im Zentrum des eigenen Interesses sieht. Der Zeitpunkt im September lässt es zumindest möglich erscheinen, dass die IAA in München mit gesunkenen Corona-Zahlen, überschaubaren Inzidenzien und einem entsprechenden Hygienekonzept stattfindet. Doch es ist kaum anzunehmen, dass Besucher aus aller Herren Länder im Herbst schon wieder munter durch die Welt reisen und in diesem Zusammenhang eine Großveranstaltung in Deutschland besuchen. Der IAA wird es somit wie dem Oktoberfest 2021 gehen. Wenn es stattfindet, dann sicher kaum so, wie man beides aus der Vergangenheit kannte.

Nicht viel anders sieht es für die Automessen in den USA aus. Die CES in Las Vegas startet in der kommenden Woche – rein virtuell. Eine Neuauflage vor Ort wird es frühestens Anfang 2022 geben. Unsicherer denn je, was mit den Automessen in Detroit, Chicago, New York und Los Angeles geschehen wird. Die Chicago Autoshow mit vorrangig nationaler Bedeutung ist aktuell nur schemenhaft auf einen Zeitpunkt im Frühling 2021 terminiert. Kaum vorstellbar, dass die Veranstaltung in den nächsten Monaten stattfindet und nicht gestrichen oder in den Herbst / Winter 2021 verschoben wird. Dabei würde sie jedoch mit anderen amerikanischen Veranstaltungen kollidieren. Die Los Angeles Autoshow 2021 – gerade für die Importmarken aus Europa und Asien wichtiger denn je – steht statt des Ursprungstermins im Dezember aktuell vom 21. bis 31. Mai 2021 im Kalender. Die New York Autoshow als wichtige Verkaufsmesse ist aktuell auf den 20. bis 30. August terminiert. Damit kratzt die Veranstaltung im Jacob Javits Convention Center ebenso an den Ausläufern der europäischen IAA wie die Detroit Motorshow (NAIAS), die aktuell vom 28. September bis zum 10. Oktober stattfinden soll.

Ende November ist die Guangzhou Autoshow 2021 angesetzt, die nach aktuellem Stand ebenso umgesetzt werden dürfte, wie die Auto China in Shanghai im April. Nachdem es für die internationalen Automessen in den vergangenen zehn Jahren nicht nur durch die Digitalisierung, sondern auch durch eine andere Rolle des Autos in der Gesellschaft immer schwieriger geworden ist, könnte die Corona Krise nunmehr der Todesstoß für so manche Automesse sein. Kaum anzunehmen, dass in den USA vier Automessen mit internationaler Bedeutung überleben. Noch schwerer dürfte es für diese Zusammenkünfte in Europa werden. Hier hat die Internationale Automobilausstellung aufgrund des Veranstaltungsorts im Autoland Deutschland noch die besten Chancen. Doch kaum zu glauben, dass der Pariser Salon – aktuell geplant für Herbst 2022 – noch eine Bedeutung außerhalb Frankreichs haben wird. So wird es dem Event an der Seine ebenso ergehen wie einst den großen Automessen in Turin, Bologna, Birmingham oder London. Eine neue Positionierung wird sich wohl auch der Genfer Automobilsalon suchen müssen. Ihm hatten bei den vergangenen Veranstaltungen bereits immer mehr Hersteller den Rücken gekehrt, auch wenn der Zeitpunkt im europäischen Kalender bestens lag. Eine Großmesse mit internationaler Relevanz erscheint ab 2022 unwahrscheinlich. Die Stimmen werden lauter, wonach der Genfer Salon zu einem kleinen, betont exklusiven Luxusevent werden könnte. Dann aber wohl kaum am Veranstaltungsort Palexpo nahe des Genfer Flughafens.

Was wird mit den anderen weltweiten Messen, bei denen Autos eine Rolle spielen? Anzunehmen, dass die Tokio Motorshow mit ihrem Zweijahresrhythmus ihre Bedeutung schon aufgrund der starken inländischen Autoindustrie behalten wird und auch Ende 2021 stattfindet. Ähnlich sieht es für die weniger traditionsreiche Automesse im südkoreanischen Seoul aus, die in dem asiatischen Staat eine große Bedeutung hat; international aber ebenso wie die Delhi Motorshow eher in der dritten Reihe tanzt. Doch ob die Seoul Auto Show 2021 im April bereits wie aktuell geplant stattfinden kann, ist noch nicht sicher. Es ist davon auszugehen, dass einige der Automessen in diesem Jahr nicht stattfinden können und die ein oder andere ab 2022 komplett vom Kalender verschwinden werden. Die Corona Krise hat letztlich nur das beschleunigt, was sonst noch einige Jahre gedauert hätte.

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