Verleihung Bertha-und-Carl-Benz-Preis 2020

Stadt Mannheim ehrt saudi-arabische Frauenrechtlerin

Verleihung Bertha-und-Carl-Benz-Preis 2020: Stadt Mannheim ehrt saudi-arabische Frauenrechtlerin
Erstellt am 21. September 2020

"Wie Bertha Benz hat auch die jetztige Preisträgerin Loujain Al Hathloul mit geltenden Konventionen gebrochen", begründete Mannheims Oberbürgermeister die Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Bertha-und-Carl-Benz-Preis an die saudi-arabische Frauenrechtlerin Loujain AlHathloul.
„Mit ihrem Grundverständnis, dass Mobilität ein selbstverständlicher Teil menschlicher Freiheit ist und demzufolge allen Menschen ohne Ansehen des Geschlechts gleichermaßen zu gewähren ist, steht Loujain al-Hathloul in der Tradition von Bertha Benz. Als außergewöhnlich charakterstarke Persönlichkeit hat sie sich in herausragender Weise für Werte eingesetzt, die für die Stadt Mannheim in ihrem Selbstverständnis als weltoffene Stadt von besonderer Bedeutung sind“, steht in der Verleihungsurkunde, welche die seit 2018 in Saidi Arabien inhaftierte Preisträgerin bei der Zeremonie am 20.09.2020 nicht persönlich entgegen nehmen konnte. Den Preis haben stellvertretend ihre Schwestern per Video entgegengenommen.
Die 31jährige Loujain al-Hathloul hatte vor sechs Jahren weltweit für Schlagzeilen gesorgt, weil sie in ihrer Heimat Saudi-Arabien Auto fuhr, obwohl das für Frauen seinerzeit verboten war. Sie musste daraufhin für zwei Monate ins Gefängnis. Nach ihrer Freilassung wurde das Fahrverbot für Frauen in Saudi Arabien aufgehoben. Seit mehr als zwei Jahren sitzt Loujain al-Hathloul wieder in Untersuchungshaft. Weil sie sich weiterhin für Frauenrechte in Saudi Arabien einsetzt, wirft man ihr „aufrührerisches Verhalten" vor. Die aus Belgien (Brüssel) zugeschaltete Schwester der Preisträgerin, Lina Al Hathloul,
Der Oberbürgermeister bezeichnete die Preisträgerin als Pionierin und Wegbereiterin für Menschenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter. Der OB betonte, dass Gleichstellung mit Blick auf die ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung unverzichtbar sei und erinnerte an Julia Lanz, Alice Bensheimer, Else Roos-Kocher und nicht zuletzt Bertha Benz, die die Entwicklung der Stadt maßgeblich mitgestaltet hätten. „Bei aller Unterschiedlichkeit ist der Bezug von Loujain al-Hathloul zu Bertha Benz mit Händen zu greifen. Die soziale Dimension der Mobilität und ihre gesellschaftliche Bedeutung ist beiden bewusst und beide verbindet die Leidenschaft für Freiheit und Mobilität. Beide haben herrschende Konventionen durchbrochen und teilen das Bewusstsein, dass mutiges und konsequentes Handeln Grenzen überwinden kann. In beiden – so völlig unterschiedlichen - Fällen wird das Automobil Zeichen der Autonomie“, hob der Oberbürgermeister hervor.

Unterstützung für die, die Veränderungen bewirken wollen

Die bekannte Fernsehjournalistin Dunja Hayali betonte in ihrer Laudatio auf die Preisträgerin, dass das Schicksal Loujain al-Hathlouls nicht in Vergessenheit geraten dürfe, das Schicksal einer Frau, „die nichts Anderes möchte, als Gerechtigkeit. Die niemandem etwas antat, die lediglich gemeinsam mit den anderen Frauen und Männern in ihrem Land ein freies Leben führen möchte. Davor kann man sich nur verneigen. Ich tue es jedenfalls. Die Stärke dieser Frau zeigt die Schwäche ihres Landes beziehungsweise der Regierung und zerrt diese heute mit ins Scheinwerferlicht“, erklärte Hayali. (Bild: Stadt Mannheim / Andreas Henn)

Der Bertha-und-Carl-Benz-Preis

Die Stadt Mannheim stiftete 2011 den Bertha-und-Carl-Benz-Preis anlässlich des 125-jährigen Automobiljubiläums. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre verliehen. Als Preisträger kommen Personen, Gruppen und Organisationen in Betracht, die sich um eine bedeutende Verbesserung der „Mobilität“ - insbesondere um eine um-weltgerechtere, sozialere oder einfachere Mobilität - verdient gemacht haben.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community