HUK-Mobilitätsstudie 2021: Zweifel an gängigen Mobilitätskonzepten

Deutsche befürchten „einseitige Forschung“ und fürchten „öffentliche Bevormundung“

HUK-Mobilitätsstudie 2021: Zweifel an gängigen Mobilitätskonzepten: Deutsche befürchten „einseitige Forschung“ und fürchten „öffentliche Bevormundung“
Erstellt am 26. Mai 2021

Zielen Mobilitätskonzepte für die Zukunft, die vor allem ein Zurückdrängen des Autos beinhalten, nach den Erfahrungen der Corona-Zeit noch in die richtige Richtung? Erhebliche Zweifel daran ergibt jetzt eine bundesweit erstmalige repräsentative Bevölkerungsbefragung zeitgleich in allen 16 Bundesländern.

Befragt wurden mehr als 4.000 Personen ab 16 Jahren repräsentativ nach Alter und Geschlecht im Februar 2021, also ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie. Die wichtigsten Ergebnisse: Bei der Auswahl von Verkehrsmitteln stehen für die Deutschen inzwischen die Kriterien Kosten, Schnelligkeit und Flexibilität mit weitem Abstand vor allen anderen. Entsprechend fordert eine Mehrheit der Bevölkerung an erster Stelle von Mobilitätskonzepten für die Zukunft, dass „Mobilität bezahlbar wird für breite Bevölkerungskreise“ und die „Kosten für Mobilität insgesamt sinken“. Diese Ziele werden in Summe zu über 50% häufiger genannt als etwa „CO2-Neutralität“ oder „mehr Verkehrssicherheit“ auf den Rangplätzen drei und vier.

Weitere Kostenschübe befürchtet

Schon rund jeder zweite Deutsche befürchtet als größte Gefahr künftiger Konzepte „steigende Kosten für Mobilität“. Nur 27% Nennung bekommt bundesweit dagegen ein zu geringer Umweltschutz als zweitgrößte Sorge. „Die Mobilitätskosten, von der Bahn über Kraftstoff bis hin zum öffentlichen Nahverkehr, sind in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen. Als marktführender Kfz-Versicherer beobachten wir das ebenfalls bei der Höhe von Kfz-Schadenkosten“, erklärt Dr. Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-COBURG. „Wenn jetzt, nach den Corona-Erfahrungen, die Menschen endlich sinkende Kosten für ihre Mobilität einfordern, muss sich das auch in Konzepten für die Zukunft widerspiegeln.“

Corona bringt starke Veränderungen: Der Stellenwert des Autos steigt an

Bei mehr als jedem vierten Befragten in Deutschland hat sich durch die Corona-Erfahrungen die Einstellung bei der Auswahl von Verkehrsmitteln verändert. In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg ist es sogar im Schnitt jeder Dritte. „Ich hätte vor der Corona-Erfahrung nicht erwartet, dass ein Auto für mich einen solchen Wert als Verkehrsmittel einmal haben könnte.“ Nirgends sagen das jetzt etwa so viele wie in Berlin. „Ich hatte vor der Corona-Zeit beabsichtigt, das Auto weniger zu nutzen, das mache ich jetzt aber nicht.“ Diese Aussage ist nun bundesweit am häufigsten in Bremen zu hören gefolgt von Berlin. Gleichzeitig trägt offenbar der Hygiene-Aspekt zu einer Renaissance des Autos gegenüber Bus und Bahn bei. So zählt für die in der HUK-Studie befragten Frauen etwa heute bei der Auswahl eines Verkehrsmittels eine gute Hygiene-Situation schon mehr als doppelt so viel wie beispielsweise die CO2-Neutralität der Fahrt.

Das Auto in der Mobilitätsdiskussion

Welche Fortbewegungsmittel erfüllen die Ansprüche der Bundesbürger heute in Summe am besten? Darauf gibt es eine klare Antwort: Drei Viertel (73%) nennen das Auto oder ein E-Auto. Und gefragt, was wohl in Zukunft Ihr ideales Fortbewegungsmittel sein wird, nennt wieder ein ähnlich großer Anteil das Automobil (69%). Zum Vergleich: Die Bahn kommt aktuell und auch in Zukunft auf lediglich rund 16% Nennung unter allen Bundesbürgern, Busse auf gleichbleibend nur 10%. Laut HUK-Mobilitätsstudie erklären sieben von zehn Personen in Deutschland, dass ein Auto im Haushalt für sie aus beruflichen oder privaten Gründen unverzichtbar ist.

Öffnung der Mobilitätsdebatte wird gefordert

Fakt ist: Laut HUK-Studie sieht schon jeder vierte Befragte in Deutschland als eine der größten Gefahren künftiger Mobilitätskonzepte die „einseitige Forschung“ und „öffentliche Bevormundung“. Ein Viertel der Bundesbürger sagt heute: „Ich empfinde eine Verteufelung des Autos, die meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt ist.“ Und fast jeder Zweite sagt voraus, dass auch in Zukunft „das Auto nicht seine bisherige Bedeutung verliert“. Zudem moniert jeder fünfte Befragte, dass sich bisherige Mobilitätskonzepte für die Zukunft „zu einseitig nur auf Städte konzentrieren“.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community