Feinstaubproblematik: Droht auch E-Autos ein Fahrverbot?

OECD Studie: Schwere Elektrofahrzeuge werden zu Hauptverursachern von Feinstaub im Verkehr

Feinstaubproblematik: Droht auch E-Autos ein Fahrverbot?: OECD Studie: Schwere Elektrofahrzeuge werden zu Hauptverursachern von Feinstaub im Verkehr
Erstellt am 12. Dezember 2020

Man hat es uns so gesagt und dann beschlossen: Elektrofahrzeuge sind umweltfreundlicher als Verbrenner. Fakt ist: Elektroautos können negative Umweltfolgen des Autoverkehrs durchaus vermindern helfen – vor allem was den CO2-Ausstoß betrifft. Neben den CO2-Emissionen sind für die „saubere" Umwelzbilanz aber auch die Luftschadstoffe des Straßenverkehrs - namentlich Feinstaub und Stickoxide - von Belang. Eine aktuelle OECD-Studie mit dem Titel Non-exhaust Particulate Emissions from Road Transport: An ignored Environmental Policy Challenge kommt nun zu dem Schluss, dass in punkto Feinstaubemission im Verkehr E-Automobile eine schlechtere Bilanz als Verbrenner haben. Der Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßen wird schon bald die Auspuffabgase als Hauptverursacher von Feinstaub im Verkehr ablösen, dies die genannte OECD-Studie fest. Die OECD warnt: Schwere Elektrofahrzeuge mit langer Batteriereichweite könnten dieses Problem sogar verstärken. Die Schlussfolgerung lautete: Wenn Maut-Gebühren die Schadstoffemissionen des Straßenverkehrs senken sollen, dürfen Elektrofahrzeuge nicht außen vor bleiben.

Laut der OECD-Studie ist der Gesetzgeber aufgerufen, Emissionen aus Abrieb genauso in den Blick nehmen wie Abgasemissionen - und zwar für alle Fahrzeugtypen, seien es Verbrenner oder elektrisch betriebene Fahrzeuge. Maßgeblich sollten für die Autoren der Studie dabei Merkmale wie Fahrzeuggewicht oder Reifenbeschaffenheit sein. Im Vordergrund sollten überdies Maßnahmen stehen, die auf geringere Fahrstrecken hinwirken, die Zufahrt in städtische Zonen reglementieren und Anreize schaffen, das Auto stehen zu lassen und sattdessen auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad umzusteigen.

Hintergrund: Feinstaub im Verkehr

Feinstaub wird mit Lungenkrebs sowie chronischen Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang gebracht. Der Straßenverkehr verursachtin städtischen Räumen für rund 25 %  der besonders gesundheitsgefährdenden Feinstaubemissionen vom Typ PM2,5. Doch nur für die Feinstaubemissionen aus Abgasen gelten Grenzwerte, die zu Fahrverboten führen können. Für die Feinstaubemissionen aus anderen Quellen bestehen weder aktuell rechtliche Regelungen noch gibt es derzeit Messstandards.
Wenn aber mehr Elektrofahrzeuge unterwegs sind, dürfte weniger Feinstaub aus den Auspuffen kommen. Bereits 2035 könnte daher der Großteil der Feinstaubemissionen des Verkehrs aus anderen Quellen stammen.

Wieviel Feinstaub ein Fahrzeug durch Abrieb verursacht, hängt von verschiedenen Faktoren ab – seinem Gewicht, dem Fahrstil, der Beschaffenheit der Bremsen, Reifen und Straßenbeläge sowie der Menge an Staub auf der Straße. Leichte Elektrofahrzeuge mit einem Radius von 160 km verursachen schätzungsweise 11-13 % weniger PM2,5 als konventionelle Fahrzeuge der gleichen Klasse. Schwerere Elektrofahrzeuge mit Batterien, die erst nach rund 500 km aufgeladen werden müssen, erzeugen hingegen geschätzt 3-8 % mehr Feinstaub als vergleichbare konventionelle Fahrzeuge.

Bei einem leichten Anstieg des Anteils der E-Fahrzeuge dürfte das Gesamtvolumen der nicht aus Abgasen stammenden Feinstaubemissionen des Pkw-Verkehrs bis 2030 weltweit um rund die Hälfte zunehmen. Deshalb gilt es, standardisierte Konzepte für die Messung der Feinstaubemissionen aus anderen Quellen als Abgasen zu entwickeln und zu untersuchen, welchen Einfluss Faktoren wie etwa die Fahrzeugmerkmale auf die Höhe der Feinstaubemissionen haben, so die Studie.

1 Kommentar

  • Pano

    Pano

    Potztausend liebe OECD! Daß Elektroautos auch Feinstaub emittieren ist ja mal ne unfassbar neue Erkenntniss. Aber, psst, nicht zu laut sagen. Sonst kriegt das noch die DUH mit ;-) Grüße Pano

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community