Als Stefan Bellof, der unvergessene junge Wilde hinterm Volant, am 28. Mai 1983 mit einem 620 PS starken Rothmans Porsche 956 C im Training zum 1000-Kilometer-Rennen eine 6:11,23-Runde hinlegte, war ein Fabelrekord auf der Nordschleife des Nürburgrings aufgestellt. Aber es war dann doch kein Rekord für die Ewigkeit. 35 Jahre und 31 Tage blieb Bellofs Bestzeit unangefochten. Dann aber unterbot am 29.06.2018 Timo Bernhard, fünfmaliger Gesamtsieger des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring, zweimaliger Gesamtsieger der 24 Stunden von Le Mans und amtierender Langstrecken-Weltmeister, Bellofs Rekord. 5:19,55 Minuten benötigten Timo Bernhard und sein Porsche 919 Hybrid Evo, um die 20,832 Kilometer lange Nordschleife des Nürburgrings zu umrunden. Das bedeutet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 233,8 km/h auf der anerkannt schwierigsten Rennstrecke der Welt. Nun guckt so mancher nach Affalterbach. Könnte AMG die Porsche-Bestzeit in der Grünen Hölle unterbieten? Die Antwort auf diese Frage kommt von AMG-Chef Tobias Moers höchstpersönlich.

Moers: Wir könnten die Rekord holen

Im Interview mit dem australischen Magazin Motoring gab Moers zu Protokoll: "Könnten wir die Ring-Zeit des Porsche schlagen? Wir könnten. Wahrscheinlich. Es wäre knapp, aber ich denke, wir könnten es. Ich weiß nur nicht, weswegen wir es tun würden." Hmh, manchmal macht man ja auch nur deswegen manche Dinge, einfach weil‘s geht. Rekordverdächtig ist der AMG ONE allemal. Sein 1,6-Liter-V6-Turbo-Benziner verfügt in Verbindung mit einer Kraft, die sich aus zusätzlichen Elektromotoren speist, über eine Systemleistung von über 1.000 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit über 350 km/h angegeben. Die Beschleunigung soll atemberaubend sein: Der Sprint von 0-200 km/h sei in weniger als sechs Sekunden abgearbeitet. Dieses Potential mit der ein oder anderen Optimierung hier und da sollte doch eigentlich genügen, um den 919 Evo vom Podest zu stoßen? Es käme halt auf einen Versuch an. Doch hier liegt für Moers Crux. Die 1.160 PS starke Evo-Version des Porsche 919 Hybrid basiert auf dem Le-Mans-Gesamtsiegerwagen und WEC-Langstreckenweltmeister der Jahre 2015, 2016 und 2017. Sie wurde zudem von einigen Reglementrestriktionen. Der 919 Evo Hybrid ist also eine reinrassiger Rennrakete, die für die Straße nicht zugelassen ist und auch nicht allen Rennbestimmungen entspricht. Gegenüber dem Evo hat der straßenzugelassene AMG ONE einen ganz klaren Wettbewerbsnachteil. Dennoch könnte der AMG ONE dem Porsche die Nordschleifen-Bestzeit abjagen. Dessen ist sich Tobias Moers zumindest theoretisch sicher. "Wir könnten ein paar Dinge am Wagen ändern, an der Aerodynamik feilen, die Klimaanlage ausbauen und spezielle Reifen verwenden - dann bin ich zuversichtlich. Aber wir werden das nicht tun." (Quelle: motoring)

Autor:‭ ‬Mathias Ebeling